Ok, voraussichtlich letzter Post aus
Vietnam. Hui, das ging fix. Nach 3 Nächten Mui Ne gings vor 6 Tagen
schon mittags mit dem Sleeperbus nach Saigon. Versteh ich zwar nicht
ganz, aber ich kenne ja meinen Hintensitztrick. Die Reisedauer ist mit
4,5 Stunden angegeben, wir werden, dank des Verkehrs, der
Straßenverhältnisse und eines leichten, durch unseren Fahrer
verursachten, Unfalls mit keinen Verletzten, knapp 7 Stunden brauchen
und kommen kurz nach 19:00 Uhr in Ho Chi Minh Stadt an. Dieser Name ist
den Bewohnern hier '75 aufgedrückt worden und niemand den wir trafen
benutzt ihn. Der Bus hält angenehmerweise direkt in der Hostelstraße und
nach kurzem Laufen und bewundern der vielen Verkäufer am Straßenrand
finden wir die Bude, ziehen die Schuhe aus und checken ein. Anschließend
sofort Abendessen und, nach kurzem Zank, Bierchen im Straßencafé. Hier
wieder, wie in Hanoi auf Miniplastestühlen. Wir treffen Torven (ich
bezweifle, dass er wirklich so heißt), einen älteren Vietnamesen, der
mal für BP malocht hat und dementsprechend gutes Englisch spricht. Wir
quatschen bis relativ spät (vielleicht so bis 11, hier sind die Nächte lang,
fangen aber früh an!), er erklärt uns wo das Wort "Phở" herkommt;
nämlich vom französischen "feu", was die Kolonialherren den lokalen
Suppenverkäufern hinterheriefen, wenn die mit ihren tragbaren Herden
durch die Straßen latschten. Dann verschwinden wir im Hostel. Am Morgen
treffen wir zwei relativ komische Schweden und sind (ich zumindest)
froh, dass das Frühstück ein kleines ist. Da wir hier, aufgrund von null
Bock, immer mit langweiligen anderen Touristen durch die Gegend gekarrt
zu werden, keine Touren buchen wollten (Mekong Delta und Cu Chi Tunnel fallen aus), haben wir
uns wie in New York zu Fuß auf den Weg gemacht, um die Stadt zu
erkunden. Saigon sieht in den edleren Bezirken viel, viel
weltstädtischer aus als Hanoi. Es gibt einen riesigen Finanzturm,
ultrahochpreisige Hotels wie Sheraton und Caravelle, eine Oper und
allerlei anderen postkolonialen Prunk. Wir laufen Richtung Notre Dame
Kathedrale, sind etwas enttäuscht ob ihrer Größe und ihres Alters und
werden keine 3 Minuten später von einem der tropischen und unmittelbar
auftretenden Regenschauer überrascht. Wir flüchten in ein nahes Café,
trinken eisgekühlten Jasmintee, Zitroneneistee, Eiskaffee und nutzen das
allgegenwärtige freie WLAN. Nach ca. einer halben Stunde endet der
Platzregen fast so plötzlich wie er beginnt und wir machen uns mit
leicht unterkühltem Magen auf Richtung War Remnants Museum. Da dieses
jedoch seine tägliche Mittagspause hält, laufen wir kurz zum Hotel
zurück und checken dann den nächsten Vegi-Imbiss aus. Klasse: Hier zeigt
man einfach grunzend auf ein Buffet und der freundliche Mensch dahinter
schaufelt einem die Leckereien auf den Teller. In diesem Laden gibt es
unglaublich viel Fakefleisch, was mich ja immer freut. Gespeist, es sehr
genossen und beim Rausgehen insgesamt 2,50€ hingelegt. Wenn man hier
nur etwas abseits der Touriwege geht, fallen die Preise um bis zu 75%.
Auch hier gilt unsere alte Tschechenregel (gelle Dave und Moe!?), je
einsprachiger die Speisekarte, desto günstiger und echter isst man. Dann
nun wirklich ins Kriegsmuseum und öfter mal mit dem Kopf geschüttelt.
In diesem Krieg gab es so viele Seiten (hier im Museum natürlich eher
zwei: Imperialisten gegen kommunistische Freiheitskämpfer) und die
Bilder zeigen zu 80% zivile Opfer. Da hat sich niemand was geschenkt und
die Amis haben mit ihrer Ranch Hand-Agent Orange-Entlaubungskampagne
ganze Arbeit am Genpool ganzer Landstriche geleistet. Bitter, bitter,
bitter. Naja, pünktlich um 17:00 Uhr folgen die vietnamesischen
"Verlassen sie augenblicklich das Gelände"-Durchsagen und wir räumen das
Feld gen Park hinter dem Wiedervereinigungspalast. Quatschen und schlürfen Eistee. Eine knappe Stunde später geht ja schon die Sonne unter und wir
finden uns auf der Veranda einiger Vietnamesen wieder, begaffen die
Leute auf der Straße und trinken Bier. Lustig, wie man hier direkt vorm
Wohnzimmer der Einheimischen sitzt, trinkt und ihnen beim Kochen in den
überall sichtbaren kleinen Wägelchen zuschauen kann. Zwischenrein
treffen wir unseren ersten Komorer und seine, sehr junge philippinische
Frau. Die zwei verschwinden allerdings nach ihrem Essen gleich wieder,
was auch nicht so schlimm ist, da er sehr dominant war und sie kaum zu
Wort kam. Wir entschließen uns heimzugehen, bleiben an der gestrigen Bar
hängen, sehen Torven und Tine kommt zu einem Abendbrot und ich zu einem
weiteren Bier. Ein Koreaner sitzt bei uns, man tauscht Trinksprüche aus
und ich vergesse die koreanischen gleich wieder, weil sie ewig lang
sind. Der vietnamesische bleibt im Kopf: "Mot, hai, ba Jo-u!" Zu
deutsch: "Eins, zwei, drei, Prost!" So einfach, dass selbst ein Simpel
wie ich ihn mir merke. Am nächsten Morgen müssen wir aus dem Hotel
auschecken, da dieses nur für 2 Tage ein Zimmer für uns hatte.
Zwischenzeitlich hatte ich bei AirBnB eine Anfrage an einen, hier
lebenden, amerikanischen Englischlehrer gestellt, der sich allerdings
(zu meiner Verzeiflung) immer noch nicht gemeldet hat. Also für eine
Nacht ins nächste Hostel und weiter hoffen. Wir nutzen den Tag um weiter
im Finanz- und Businessviertel Saigons rumzulatschen und
Einkaufsmöglichkeiten zu suchen. Wir finden wiedermal ein nettes Café,
trinken Eiskaffee, nutzen das Netz um Emails zu lesen und siehe da: der
Typ und unser australischer Campervanverleih haben sich gemeldet. Ich
bin erstmal beruhigt, auch wenn wir das angepeilte Restaurant danach
nicht finden und nach 1,5 stündigem Fussmarsch wieder im
Fakefleischbistro essen. Im Hostel treffen wir Torben aus (bei) Hamburch
und quatschen eine Weile bevor er zum Flughafen und nach Schanghai
verschwindet. Im Hotel lese ich ein paar weitere Mails des
AirBnb-Vermieters und wir entscheiden uns ob seiner latenten
Unheimlichkeit (er fragt, was uns so an seiner Bude anzieht, sagt uns,
dass uns der eigentliche Vermieter vielleicht nicht reinläßt und klingt
in späteren Mails etwas gruselig verzweifelt), doch lieber noch ein
Hotelzimmer im Touribezirk zu nehmen. Am nächsten Morgen also Einchecken
ins dritte (und letzte) Hotel in Saigon. Danach weiteres Erkunden der
Stadt Richtung Chinatown. Wie immer Kaffee im Café und dort und im Laufe
des Tages am Kümmern und Organisieren für Australien. Das Abendessen
beinhaltet diesmal irgendein komisches Kraut, was Tine zur Kohletablette
und mich zum zweiten Bier greifen sowie den Abend irgendwie früh enden
läßt. Keine üble Sache, denn so kann Tine den vorigen Blogeintrag
schreiben. Wir haben ja hier sowieso viel Zeit und hängen viel mehr im
Hotelzimmer ab als vorher. Das mag langweilig klingen, aber manchmal
gefällt mir schon das Rumlaufen und Aufbauen einer mentalen Karte und
abendliches Biertrinken zum glücklich sein. Nebenbei haben wir ja auch
endlich Zeit gefunden, um uns um die Mietwagengeschichten in Oz und NZ
zu kümmern. Vorgestern kauft sich Tine dann ein Paar "The North Face"
Botten und handelt den Verkäufer um satte 33% runter. Klasse, ab jetzt
führt Tine die Preisverhandlungen. Abends dann beim auf der Straße
hocken zwei vietnamesische Tourguides getroffen (Eric und Henry) von
denen Eric so gut deutsch sprach, dass sogar sein Englisch deutsch
akzentuiert war. Super. Mit den Jungs ein paar Bierchen gekippt und
gequatscht. Gestern erst relativ spät los, um meine Schuhe reparieren zu
lassen. Hier quatschen einen eh ständig Leute an, ob man die Shoes
geshined haben möchte. Gut, im Park so ein paar Jungs, die gefragt, ob
sie die Dinger auch reparieren und nicht nur putzen. Sofort hatten die
die Ahle (nein, nicht die Tine) und meine Schuhe in der Hand und ich konnte nur irgendwas von
Preis stammeln. Naja, da halt so 15 Minuten gesessen und den Jungs beim
Löcherstechen und Nähen zugeschaut und eine geraucht. Wir sind wie ein
Schuhreinigermagnet, denn zwischendurch sitzen 5 Mann um uns rum. Wir
hatten uns irgendwie auf 10$ geeinigt (zum großen Ärger von "Preisverhandeltine") und ich war auch, aufgrund der
Vielzahl der jungen Männer, gewillt diese zu zahlen. Zum neuen Vernähen
der Schuhe gab's dann noch ein paar Einlegesohlen und gereinigt wurden
sie natürlich auch. Der eine Frechdachs war trotzdem noch unzufrieden
mit dem schon sehr hohen Preis, aber der "good cop" der 4 Jungs hat gezwinkert und
uns gehen lassen. Mal schauen, ob sie halten. Abends dann noch ein
kleines Highlight: Wir treffen Dirk und Conny, die so 2 Wochen nach uns
nach Vietnam gekommen sind. Man tauscht Erlebnisse aus, quatscht und
trinkt Bier. Ich zeige meinen Lieblingsbaguette- und Tine ihren
Lieblingsfruchtshakestand. Toll! Kurz vor Mitternacht geht's nach Hause,
denn die beiden wollen früh raus. Die letzte Nacht verläuft
unspektakulär, denn heute verlassen nicht Dutzende Franzosen krakelend
und türenschmeißend das Hotel. Heute Abend geht's zum Flughafen und wir
schließen quasi die erste von sechs Stationen ab. Morgen früh halb 5
(Manila Ortszeit, irgendwann vor Mitternacht daheime) landen wir
und werden, ganz lieb, von der kleinen Schwester meiner Freundin Deth
und ihrem Verlobten abgeholt. Ich bin schon ganz aufgeregt und hoffe
diesmal mehr von Manila zu sehen, als vor 11 Jahren. Für's Monster isses
ja ganz Premiere, dementsprechend gespannt ist sie auch. Wir sind in
der ersten Woche dort relativ ausgebucht, aber ich hoffe, spätestens
nach unser Rückkehr vom Island Trip berichten zu können!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen