Donnerstag, 4. April 2013

Berge, Frühling und Motorräder


Uiui, lange nichts geschrieben, wir werden fauler. Vor 5 Tagen verlassen wir Hoi An per Nachtbus. Alle Wertgegenstände sind trotz der unterirdischen Reviews des Hotels noch vorhanden. Der Bus holt uns, wie immer, überpünktlich um 5:30 am Hotel ab und wir legen uns in unsere Schlafsessel. Diese sind, für Mitteleuropäer, natürlich viel zu klein, sodaß meine Füße ständig anstoßen und ich etwas verquer liege. Nach kurzer Zeit und weiteren Pick-ups startet die Crew eine Dance-Show des vietnamesischen Fernsehens aus der Konserve und wir schauen asiatischen Tanzkitsch auf dem Onboard-Entertainment-System. Nach kurzer Zeit entdecke ich, dass hinten im Bus gleich drei Liegesessel nebeneinander liegen, die zudem keine Fußhöhle haben. Bombe. Also meinen Scheiß hintergebracht und das Tinchen rangewunken. Wir passen zu zweit ganz wunderbar auf diese Couch und nach ein paar Minuten dämmere ich, wie auch der Tag (hier wird's ja immer um 6 dunkel) zum ersten Mal ein. Abgesehen von einem sehr lauten Pick-Up von ca. 10 Vietnamesen, die meines Dafürhaltens noch nie in einem solchen Bus gesessen haben und dementsprechend aufgeregt waren und einer kurzen Raucherpause passiert auf der Fahrt nach Nha Trang wenig und so steigen kurz nach 6 ebendort aus dem Bus. Wir warten ca. 1 Stunde, erstehen leckere Banh Mi vom Straßenrand und steigen dann in den nächsten, kleineren Bus, der uns nach Da Lat bringt. Die Fahrt ist erst relativ belanglos, steigert sich aber nach dem Besuch einer kleinen Raststätte zu einer der schönsten Busfahrten unseres Lebens, denn wir klettern quasi innerhalb weniger Minuten von Meeresspiegelhöhe auf über 1500 Meter. Es bieten sich kilometerweite Sichten auf das Tiefland und unglaubliche Ausblicke auf die dicht mit Urwald bewachsenen Hänge gegenüber. Ich hechte mit der Kamera auf der Rückbank hin und her, um die schönsten Vistas einzufangen. Allerdings werden einzelne Bilder der Aussicht nicht gerecht. Wenn wir wieder da sind, bin ich sicher eine Woche mit Panoramas bauen beschäftigt. Nach circa 4 Stunden Fahrt erreichen wir Da Lat und suchen unsere Bleibe für diese Nacht. Angekommen, machen wir uns nach einer Dusche sofort auf die Socken, denn alle haben außer des kleinen Baguettes und etwas Geburtstagskuchen (Tine ist jetzt offiziell Ende 20, haha!) seit gestern Mittag nichts gegessen. Nach 150 Metern Fußmarsch bricht der heftigste Regensturm der Welt los und wir verbringen die nächsten 20 Minuten unter einem Vordach und bestaunen die Fluten, die sich die Straße entlang wälzen. Danach leiht eine nette Frau den beiden Mädchen Regencapes und es geht die 150 Meter zurück zum Hotel. Umziehen und von vorne los. Diesmal geht wettermäßig alles gut und wir essen dank Happycow und geschultem Blick in einem der vegetarischen Restaurants der Stadt. Nach dem Essen folgt ein kleiner Stadtrundgang und wir verspeisen, wenn schon keinen richtigen Geburtstagskuchen eine geeiste Kokosnuss, Tee und den hier wahnsinnig leckeren Kaffee. Auf dem Rückweg zum Hotel laufen wir am Office des Easy Rider Clubs Dalat vorbei und Long, ein älterer Vietnamese quatscht uns davor an. Long hat viele Jahre (wie wir! :D ) in der Zone verbracht, als Dolmetscher gearbeitet und spricht auch nach 22 Jahren noch super deutsch. Da wir relativ wenig Geld ausgeben können, aber diese Dalater Attraktion nicht missen möchten, entscheiden wir uns für eine Tagestour. Gesagt, getan. Nach einem kleinen Bier mit Son, der singenden Ranwinkdame des danebenliegenden Cafés geht es ins Hotel und schwupp ins Bett. Pünktlich 8:30 Uhr stehen Thien, Bom und Khouang vor dem Hotel und nach dem Aufsetzen der Helme geht es los. Woohoo, das erste Mal Moped fahren! Komisch, dass es so lange gedauert hat, schließlich gibt es in Vietnam circa. 33 Millionen. Wir fahren zu schönen Aussichten, auf eine Kaffeeplantage (und trinken Tee), eine Wieselkaffeeplantage (sehr fragwürdig; und trinken Wieselscheißekaffee), dann den Elephant Waterfall und den nahegelegen Tempel (mit Buddhas und Shivas, komisch), danach eine Seidenfarm und schlußendlich das "Crazy House" in Dalat. Dazu gibt es jeweils viele, viele Informationen seitens der 3 Jungs und zwischendurch auch Essen. Beim Begehen des Crazy Houses beginnt es wieder erst zu Tröpfeln und dann wie aus Eimern zu schütten. Wir setzen uns mit den 3 Easy Ridern unter die Plane eines Cafés, quatschen noch ein bisschen und trinken Bier. Ich hätte ja gerne eine der von Thien (sprich: Tin) vorgeschlagenen, längeren Touren durch das Hochland nach Mui Ne gemacht, aber dank des engen Budgets wird das nichts. Nach dem Regenguss wird sich mit Umarmungen verabschiedet und Tine und ich lassen Nici kurz allein im Hotel, denn sie fährt am Abend noch nach Saigon, während wir in die nächste (und viel schönere, aber gestern leider ausgebuchte) Bleibe umziehen. Nach einer guten Stunde treffen wir uns im Easy Rider Headquarter wieder, bezahlen die Jungs und machen uns, nach einem Eiskaffee, auf die längere Suche nach etwas zu Essen. Nach knapp 1,5 Stunden geben wir die Suche auf und essen im, eh in der Nähe von Nicis (und unserem alten) Hotel, gelegenem Vegi-Restaurant, dass wir auch gestern Abend besucht hatten. Dann noch kurzes Quatschen und Abhängen, gefolgt vom etwas traurigen Abschied von Nici. Alle sind jetzt ein bisschen stiller und Monster und ich laufen zum neuen Hotel zurück, wo vor dem Schlafen noch mit Tines Eltern geskypt wird. Am nächsten Morgen frühstücken wir in einem der vielen umliegenden Cafés und besuchen danach den Sommerpalast des letzten Kaisers von Vietnam. So Bauhausstil und wenig europäisch royal. Wurde aber auch erst 1938 fertig gebaut. Anschließend sitzen wir im Garten eines, relativ unscheinbaren aber tollen Cafés und trinken Eiskaffee, Bier, Avocadosmoothie und kalten Kakao (alles nacheinander und lecker). Gegen Mittag speisen wir im nächsten Vegi-Laden und ich esse das erste Mal Fake Roastbeef. So lecker, das ich mich Stunden später noch übers Rülpsen freue. Am Nachmittag quatsche ich auf der Dachterrasse mit dem Besitzer des Hotels und erfahre so einige interessante Sachen über die Psyche von Nord- und Südvietnamesen. Am Abend holen wir eine Ladung Bier und sitzen quatschend und trinkend auf dem Dach mit herrlichem Blick über Dalat. Am nächsten Morgen wie immer Frühstück im Café mit anschließendem Rundgang durch die weniger touristischen Viertel der Stadt. Hier wird man (vor allem Monster) noch interessiert bestaunt und kann die Leute mit " Xin chào"-Sagen erfreuen. Nach einem leider viel zu kurzem Gespräch mit unserer ganz lieben (und kleinen) Gastgeberin holt uns ein Minibus ab und wir besteigen ihn in der Erwartung, am Busbahnhof noch in einen größeren umzusteigen. Haha, weit gefehlt! Mehr und mehr Leute werden in das alte, koreanische Gefährt gequetscht, sodaß wir uns am Ende zu dreißigst (!!!) auf den Weg nach Mui Ne machen. Nach 2 etwas langweiligen Stunden im Hochland, klettert unser international besetzter Bus langsam den Pass ins Tiefland hinab. Als ich auf der Herfahrt dachte, die Aussischt sei ungeschlagen, konnte ich nicht ahnen, was sich einem hier bietet. Locker 200 Kilometer weit kann man, an den Bergen vorbei, bis zum Meer und viel weiter schauen. Imposant! Alle, Schanghaier, Franzosen, Polen, Russen und Deutschen im Bus versuchen möglichst eindrucksvolle Bilder zu schießen. Leider hält der eisern dreinstarrende und ständig rauchende Fahrer hier nicht an, sondern konzentriert sich, uns nicht den Abhang hinabrauschen zu lassen. Gut gemacht! Nach circa 4 Stunden Fahrt halten wir zur Pinkelpause, was uns die Gelegenheit zum Gespräch mit Daniel aus Polen, der in Mui Ne als Kitesurflehrer arbeitet und seiner aufreizend gekleideten, russischen "Schülerin", gibt. Nach einer weiteren Stunde Fahrt, dem Abliefern eines Paketes und dem Sonnenuntergang sind wir endlich auf der Resortstraße und finden unsere kleine Bungalowsiedlung auf der dem Meer abgewandten Seite der Straße. Unsere Hygiene ist nach 5 Stunden Busfahrt im Keller und nach einer Dusche und dem hastigen Genuss zweier "Tiger Beer" machen wir uns auf die Suche nach einer Abendbrotgelegenheit. Da das hier eine krasse Touriecke ist, schauen wir diesmal mit vegetarisch etwas blöd aus der Wäsche und enden, nach kurzem Streit, im "Smoky House" nicht weit vom Bungalow entfernt. Ich esse "Club Sandwich" mit Käse und (waren nicht drauf) Zwiebeln und Tine die vietnamesische, vegetarische Spezialität ""gebratener" (ja, in doppelten Anführungsstrichen) Reis mit Ananas". Im Vergleich sauteuer und unglaublich enttäuschend. Allein das günstige Bier lindert den Schmerz. Da müssen wir uns morgen wohl besser umschauen.
Hier noch ein paar (dank Blogger wieder zeitlich ungeordnete) Impressionen aus der teilweise unheimlich an den Thüringer Wald erinnernde Landschaft rings um Dalat:

 
 
 
 
 
 
 
 
 

2 Kommentare:

  1. Wie wärs mit einer Karte, wo man sieht wo Ihr gerade rumkreuzt... Ansonsten wie immer das interessanteste, was man gerade zu lesen bekommt...
    Greets and hugs

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  2. Gute Idee, Pfeile. Reiche ich in'nem späteren Post nach!

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