Donnerstag, 30. Mai 2013

Mad Max, Minen, Menschenleere


Lange im Outback verschollen, kommen wir erst jetzt dazu einen neuen Post zu verfassen. Stehen geblieben waren wir in Hervey Bay, einem kleinen Küstenörtchen, von dem aus die meisten Touris nach Fraser Island aufbrechen, welche wir ganz rebellisch links liegen lassen und einen ruhigen „Off day“ verbringen. Wir entscheiden uns für einen Strandspaziergang mit Abstecher auf den Marktplatz, auf dem zwei Omis Countrymusik zum Besten geben und ein Haufen australische Familien ihren Sonntag verbringen. Wir besuchen noch einen kleinen Wasserpark, der zwar für über 3-jährige nicht wirklich spektakulär ist uns aber daran erinnert, dass unser Campingplatz mit Pool und Spa ausgerüstet ist, in die wir uns postwendend begeben. Wie jeden Abend wird professionell gekocht und wir beobachten beeindruckt eine Gruppe Holländer, bestehend aus zwei fetten Weibern und einem spindeldürren Typen, die sich am Barbeque enorme Fleischberge zubereiten, von denen locker eine 10-köpfige Familie satt werden würde. Wir lästern ordentlich und lassen uns unser supergesundes Abendmahl schmecken. Wir lernen noch Robin und ihren Mann kennen, die im Caravan Park arbeiten und, wie eigentlich alle Australier, die wir bisher getroffen haben, mächtig über die derzeitige Regierung schimpfen. Unsere nächste Station ist Noosa, ebenfalls an der australischen Ostküste gelegen. Wir hoffen im nahegelegenen Nationalpark unsere ersten Koalas zu sichten. Trotz intensiver Suche werden wir nicht fündig, werden aber durch die wunderschöne Wanderstrecke direkt an der Küste entlang entschädigt und beobachten wie ein paar Angler aus Versehen eine Seeschildkröte fangen, diese aber sofort wieder freilassen. Die Nacht verbringen wir in Coolum Beach und treffen uns abends - nach kurzem (und bisher letztem) Bad im Pazifik - mit Andrew und seiner südafrikanischen Freundin Jenna. Wir betreten das erste Mal einen der vielen Clubs (hier den Live Saving and Surf Club) und müssen uns namentlich anmelden. Dafür trinken wir die ersten Getränke außerhalb der Vanumgebung. Prima. Die Zeit ist leider sehr kurz und wir fliegen kurz nach zehn aus dem Laden, weil dieser geschlossen wird. Nun ja. Nach mehreren Wochen Provinz steht mit Brisbane nun die erste Großstadt auf dem Programm. Unser Speed Master G (SMG-811) wird schnell auf dem Campingplatz in Rochedale und wir im Bus geparkt und auf geht’s ins Vergnügen. Sofort fällt auf, dass Busse hier ihre eigene Autobahn haben und aufgrund der nahegelegenen Uni unglaublich viele Asiaten mit uns fahren. Das australische „Hinterland“ ist durchsetzt mit kernigen Quasicowboys während die Städte sehr international daherkommen. Wir steigen am westlichen Ende der South Bank aus und springen nach dem Überqueren der Victoria Bridge sofort auf die heranrauschende Fähre um unser teures ($7,50) Ticket vollends auszukosten. Vorbei geht’s an der Skyline in den Nordosten wo wir dem Gefährt im tiefen Business District entsteigen und uns auf die Suche nach etwas Essbarem machen, da ich beginne quengelig zu werden. Nach erfolgloser Suche (weil alles sehr teuer) besuchen wir die St. John's Cathedral und laufen entlang der St. Ann's Street Richtung Rathaus. Da meine Laune aufgrund des Hungers immer schlechter wird kehren wir nach Begehen des Food Courts in der Queen Street und des Sicherns von Tickets für die Glockenturmbegehung im Rathaus in den lokalen Coles ein und versorgen uns mit Baguette, Aufstrich und Käse. Danach finden wir nach einigem Gesuche das, uns öfter empfohlene, Roma Street Parkland, spazieren und begaffen rattenartige Beuteltiere, zwei pubertierende Pärchen bei den ersten „Gehversuchen“ (hihi) und den äußerst niedlichen Nationalvogel, den Cookaberra. Kurz darauf eilen wir zurück zum Rathaus um uns den Glockenturm anzusehen, der großartige (wenn auch „von unten“: ein Typ in der Kathedrale erzählte, dass dieser in seiner Jugend das höchste Gebäude gewesen sei) Blicke in die Stadt ermöglicht. Nach der Begehung entern wir das lokale, vegetarische „Govindas“ Hare Krishna Lokal und essen per „All you can eat“ für 13 Glocken das zweite Mal auswärts. Pappensatt schwanken wir zurück zur Victoria Bridge um die, vor einigen Jahren in einen Park verwandelten, South Bank zu begutachten. Herrlich. Es bieten sich unzählige Möglichkeiten die nächtlich beleuchtete Skyline zu fotografieren und wir bewundern die Schönheit der Parkanlage mit ihrem (kostenlosen und sehr sauberen) öffentlichen Pool direkt am Flußufer. Da wir hier ziemliche Luschen sind, was das Nachtleben (und Aufbleiben) angeht, fahren wir (wieder für $7,50) statt in den Partybezirk zurück zum Zeltplatz, lassen uns auf dem Weg vom Bus mehrmals von fiesen Kötern (einmal rettet uns nur ein Zaun vorm Zerfleischtwerden) anbellen und schlafen wie immer recht früh (aber später als sonst!) ein. Der Morgen bringt erneut strömenden Regen und den Start Richtung Byron Bay; nicht jedoch ohne vorher im Daisy Hill Koala Conservation Centre vorbei zu fahren. Dort sehen wir die ersten (und bisher einzigen) faulen, schlafenden Koalas. Beide Mädchen freuen sich unglaublich und können sich nur mit Mühe zurückhalten, die Tiere aus ihren Astgabeln zu reißen und zu herzen. Auf dem Weg nach Byron Bay biegen wir kurz inländisch ab um die Hippy- und „Lebenskünstler“- Hochburg Nimbin zu besuchen. Wir lehnen alle angebotenen Drogen erfolgreich ab, verspeisen einen Pie in der hiesigen Bäckerei und fahren im Regen weiter Richtung Küste. Der Caravan Park in Broken Head bei Byron Bay ist so lala und die Lichter der Campküche gehen erst kurz nach 6 an, was uns Gelegenheit gibt, unsere frisch erstandene Öllampe zu probieren, in deren Schein wir auf Barbequeplatten Erbsensuppe zubereiten. Ganz großes Kochen. Wir quatschen mit Steve, einem bekifften Wellenreiter aus Vanuatu, der Tine die geborene Surferseele bescheinigt, jagen Buschtruthähne und kippen uns Cider und Hollandia in die nassen Astralleiber. Am Morgen verjagt die Sonne die restlichen Wolken und wir begehen bei unglaublich schönem Wetter die Gegend rings um den Leuchtturm Byron Bays. Tine ist zudem ganz aus dem Häuschen, denn sie hat nahe des Ufers Delfine erspäht! Klasse! Wir beobachten Flipper und seine Kumpels und versuchen ein paar anständige Bilder zu schießen, was uns nur halbwegs gelingt. Die Ausblicke von den Klippen (immerhin der östlichste Punkt des australischen Festlandes) und dem tiefergelegen Felsenstrand sind atemberaubend und wir verbringen einige Zeit mit Schauen und Laufen. Vom Sichten der Delfine optimistisch gestimmt, fahren wir weiter gen Süden nach Woolgoolga, denn dort sollen Wale zu sehen sein. Wir beobachten angestrengt die See und sehen nach den Hinweisen zweier im Auto grasrauchender Aussies in der Ferne auch das hochspritzende Wasser springender Wale. Wir fahren 20 Kilometer weiter Richtung Emerald Beach um einen besseren Blick werfen zu können, doch die Meeressäuger bleiben verborgen. Entschädigt werden wir durch ein Paar Känguruhs, die am Hügel grasen und uns bis auf wenige Meter annähern lassen. Wir beschließen unsere heutige Fahrt in Coffs Harbour, entkräften uns auf dem „Jumping Pillow“ des Parks und essen zu Abend während wir (wie fast immer) mit Aussies quatschen. Des Nachts wird unser Van vom (von den Aussies angekündigten) Sturm derart geschüttelt und gepeitscht, dass wir am Morgen ans 50 Meter entfernte Toilettenhäuschen FAHREN und unsere Reise ohne ordentliches Frühstück fortsetzen. Da wir die Nase vom küstennahen Unwetter voll haben, fahren wir durch herrliche Regenwald (haha, ich weiß!)-Nationalparks gen Westen und erreichen am Abend das mehr als 400 Kilometer inländisch gelegene Coonabarabran. Der Zeltplatz ist etwas heruntergekommen, aber es gibt Feuerstellen und Unmengen von Holz, mit deren Hilfe wir ein Koch- (schön Folienkartoffeln!) und Lagerfeuer entfachen und eine trockene (und später ziemlich kalte) Nacht verbringen. Der nächste Morgen führt uns durch den (nicht durch uns) total abgebrannten Warrumbungle Nationalpark weiter Richtung Westen (durch die Brandschäden konnte man kaum etwas begehen) nach Cobar, einer alten Minenstadt im Outback. Der örtliche Lookout bietet Ausblicke auf eine der alten Minen und nach dem Ansteuern des Zeltplatzes schreiben wir Postkarten, stellen uns zu ausgewählten Hits eines Alleinunterhalters unseren restlichen Biervorrat in die Adonis- (und Adona-)Körper (zum 2. Mal, habt ihr's gemerkt?) und senken den Altersdurchschnitt trotz meines mehr als Dritteljahrhunderts erheblich. Zwei Australier retten den Abend durch Schenkung einer halben Flasche hiesigen Chiraz'. Der nächste Tag bringt eine weitere lange Fahrt durch das Outback Richtung Broken Hill, der „Hauptstadt“ des neusüdwalisischen Hinterlandes. Broken Hill hatte seine besten Tage zu Zeiten des australischen Goldrausches, ist aber immer noch wunderschön anzusehen und bietet neben letztjahrhundertlicher Architektur (das ist hier selten!) bergmännischen Charme. Da wir in den letzten 3 Tagen ca. 1400 Kilometer abgerissen haben, gönnen wir uns einen freien Tag um die Umgebung zu erkunden: wir besuchen Silverton, eine Quasigeisterstadt, in und um derer einige Filme (unter anderem Mad Max) gedreht wurden, den Mundi Mundi Lookout, der Ausblicke in die umgebende Wüste und auf zwei Gräber ermöglicht und das „Living Desert Sanctuary“ mit seiner Outbackflora und -fauna (wir sehen Dutzende Känguruhs aller Größen und überfahren beinahe eines auf dem Weg dahin) und Skulpturenpark. Wir nutzen die kostenlosen BBQs der Picknick Area zum Mittagssnack und fahren zurück nach Broken Hill. Dort besuchen wir die Südstadt und Bell's Milk Bar wo wir den berühmten Spider probieren, einen Softdrink mit Eiscreme. Nach dem Vollziehen des „Heritage Walks“ stürzen wir noch kurz in die Black Lion Inn (hier heißen Bars fast immer „Hotel“), Tinchen gewinnt einen klasse Grillwender (der doppelt soviel wert ist wie die beiden Biere, jawoll!) und der Abend endet mit der Zubereitung des wohl leckersten „Würstchengulaschs“, den wir je gegessen haben und langem Quatschen mit 2 dicken rauchenden Australiern, die uns weitere Attraktionen Südaustraliens empfehlen. Im Augenblick sitzen Tine und ich im Wellington „Hotel“ in der Nordstadt Adelaides und ich beschließe diesen Eintrag mal, denn das Cooper Pale kostet sieben Dollar und der Eintrag ist eh schon lang genug. Mehr dann sicher aus Melbourne!







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