Sonntag, 19. Mai 2013

Erich, Evi und ellenlange Straßen

Wenn ich schon 3 Monate dabei bin, schreibe ich auch mal Blog: Am Montagmorgen fahren wir nach Shute Harbour, dort geht das Wassertaxi nach Hook Island ab. Weil wir Füchse sind parken wir nicht auf dem teuren Parkplatz direkt am Hafen, sondern oberhalb der Bucht, wo es um einiges billiger ist. Am Pier ist Phil schon dabei, das Boot startklar zu machen. Er ist ein lieber, aufgeregter Typ; das Boot ist klein und gelb, und nachdem wir uns Schnorchel, Flossen und Stinger Suits (schützen vor tödlicher Quallengefahr) ausgesucht haben und Phils Kumpel Dave angekommen ist, geht’s los. Wir brausen ca. 50 Minuten mit den Wellen zu Hook Island. Die Fahrt ist schon mal sehr schön, das Boot hüpft ab und an lustig und die Sonne strahlt. Die Bucht, in der wir die nächsten zwei Tage verbringen werden, heißt Maureen's Cove. Phil schmeißt uns und die Campingsachen raus, düst davon und wir tapsen robinsonmäßig den Strand hoch. Der ist nicht aus Sand, sondern aus Korallen- und Muschelresten: schön zum Strandgut suchen, schlecht zum drauf rumlungern. Wir sind die Einzigen auf dem kleinen Campingareal. Dort gibt es Platz für ein paar Zelte, eine Sitzgruppe unter einem riesigen Baum und ein Plumpsklo, gut bewacht von Erich, der Riesenspinne. Sobald wir die Zelte aufgebaut und das (gut sortierte) Campingzubehör begutachtet haben, pressen wir uns in die Stinger Suits (nicht jeder von uns sieht darin so heiß aus wie Tine...) und stürzen uns in die Fluten. Ich schnorchle zum ersten Mal außerhalb des guten alten Suhler Ottilienbades und schlucke einige Liter Salzwasser, weil ich immer mal wieder fasziniert das Mäulchen aufreißen muss: wir schweben maximal einen Meter über den Korallen, die sanft hin und her wiegen, tauchen durch Fischschwärme, bestaunen Regenbogenfische und hören, wie diese an den Korallen nagen. Kurzum: HERRLICH! Nachdem die Dunkelheit wie immer sehr früh hereingebrochen ist und wir gespeist haben, legen wir uns an den Strand um Sterne zu gucken. Exe beeindruckt uns mit seinem astronomischen Wissen und zeigt uns den Mars, Orion, die Milchstraße und einen Spionagesatelliten. Ich sehe die ersten Sternschnuppen meines Lebens (und wünsche mir Weltfrieden, also seht zu!) und fühle mich die ganze Zeit, als würde mir jemand ins Herz pinkeln ob der millionenfachen Schönheit. Der nächste Tag ist wettermäßig perfekt: strahlender Sonnenschein und sehr heiß. Also tun wir das: schnorcheln, unsere Astralkörper bräunen, lesen und Strandgut sammeln. Des Nachmittags ankert eine Yacht mit 6 nervigen Kids in der Bucht über die wir uns ein bisschen ärgern müssen, weil sie die Idylle durch Grunzlaute zerstören und -trotz nationalparkweiten Verbots- rumzündeln wollen. Tine spricht ein Machtwort, sie zeigen sich beeindruckt und verschwinden aufs nächste Strandstück. Diese Nacht ist ein bisschen bewölkter, also weniger Sterne, dafür mehr alte Geschichten (z.B. warum Exe damals eine Schlager Süßtafel an Evi Busch abgeben musste). Später in den Zelten fürchten wir uns noch ein bisschen vor den lauten Geräuschen, stellen dann aber fest, dass es nur Vögel sind, die sich ein bisschen aufplustern. Fun Fact: Wir sehen hier massig abgefahrene Vögel (z.B. Kakadus), die zwar schön aussehen, aber meistens Geräusche von sich geben, die sich anhören, als würde ein Säugling verenden. Da wir am nächsten Tag erst nachmittags vom Inselabenteuer wiederkehren, entschließen wir uns für eine weitere Nacht auf dem Flametree Campground in Airlie Beach, um uns die Salzkruste abzumeißeln und den Mückenstich-Sieger zu küren (Tine gewinnt nach Anzahl, Exes sind dafür am dicksten angeschwollen). Fröhlich und salzfrei machen wir uns am nächsten Morgen auf Richtung Eungella Nationalpark. Dort soll man die seltenen Schnabeltiere noch in freier Wildbahn sehen können und einen tollen Panoramablick von den Bergspitzen ins Tal haben. Auf dem Weg dorthin knacken wir unter lautem Gejohle die 2000 km Marke. Unser erster Halt ist die Fitch Hatton Gorge. Erst plaudern wir noch mit einem netten Aussie, dann fängt es plötzlich an, schlimmstmöglich zu regnen. Darum keine Gorge und keine Schnabeltiere, sondern wieder ins Auto und gleich zum Lookout auf den Bergen fahren. Tine bewältigt ihren ersten 12%igen Serpentinenanstieg bravourös, oben angekommen sehen wir jedoch -natürlich- nur die halbe Aussicht, da Nebel im Tal hängt. Klasse. Also alle nochmal Pipi und dann weitergefahren. Auf dem Weg nach unten feiern wir dann heimlich unsere Konfirmandenblasen, denn kurz vor uns ist plötzlich ein nicht sonderlich kleiner Baum mitten über die Straße gekracht. Exe krempelt sofort die Ärmel hoch, aber da offenbar auf jedem Aussiegrundstück ein Bagger rumsteht, kommen die ihm zuvor, also belässt er es beim wichtig gucken und Ästchen aufsammeln. Das Wetter bleibt bescheiden, darum entschließen wir uns, Strecke zu machen. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir St. Lawrence mit unserem ersten kostenlosen Campingplatz. Vor Freude fährt Tine den Van im Matsch fest. Unter fachkundiger Anleitung zwei älterer Frauen mit Hund und Mick, der mit dem Fahrrad die Küste hochfährt, befreit Exe den Karren. Der parkt jetzt aber in einer solchen Schräglage, dass Tine und ich uns ein bisschen davor fürchten, dass er des nachts umkippt. Als ich also später in meine Koje unterm Dach krieche, die ca. 50cm Liegehöhe hat und in der ich mich immer so ein bisschen wie die Fritzel-Tochter fühle, presse ich mich eifrig an den linken Rand. Nichts fällt um und der kommende Morgen ist sonnig und beschert und etwas Schönes: auf der weiten Ebene vor dem Campground hüpfen und kloppen sich ein Haufen Kängurus und veranlassen uns damit zu einigen Ohs und Ahs. Nachdem ein Mann mit Hund die Kängurus verjagt hat, isst Exe noch schnell 3 Bananen (die mussten weg!) und wir machen uns wieder auf den Weg. Wir unterbrechen unsere Fahrt heute nur in Rockhampton um zu tanken und einzukaufen. Weil er qualmt wie ein Schlot muss Exe hier zum ersten Mal australischen Tabak kaufen: 50 Gramm für 28 Dollar. Besonders schön: hier wird das mit den Warnhinweisen so ernst genommen, dass der Markenname nur in Schriftgröße 10 auf der Packung steht, den Rest nimmt das Foto eines widerlichen Gangrene-Fußes ein. Köstlich. Wir fahren weiter bis Agnes Water, einem kleinen Kaff an der Küste mit einem sehr schönen Campground von dem aus man runter an den Strand steigen kann. Auf der heutigen Fahrt haben wir übrigens die Tropen verlassen und die Subtropen erreicht. Das merke ich daran, dass ich nachts zum ersten Mal friere. Tags darauf geht es weiter nach Bundaberg. Dort gönnen wir uns eine geführte Tour durch die Bundaberg-Rum-Distillerie, schmachten Suzanna, unsere schöne Führerin an und dürfen am Ende in der Bar zweimal Rum verkosten. Wir haben alle nur 3 Kekse gefrühstückt und weil Tine fährt, übernehmen Exe und ich die Hälfte ihrer Drinks: danach sind wir rum (haha!). Wir fahren noch bis Hervey Bay, dem Tor zu Fraser Island und entschließen uns, mal wieder einen Offday einzulegen. Dieser ist heute. Gleich checken wir die Strandpromenade aus bevor ich mich mit den Klatschzeitungen aus dem Recreation Room auf die Couch verziehe und ein bisschen um Angelina Jolies Brüste trauere.









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