Sonntag, 12. Mai 2013

Rote Erde, Roadkill und viel Regen

Hui, das hat jetzt aber lange gedauert mit einem neuen Post. Die Internetversorgung ist in Australien, sicher auch der Größe des Landes geschuldet, unterirdisch. Regelmäßig bekommen wir Angebote wie $5 pro Stunde usw. Wir haben daher nur selten Zugang zum Netz und können deshalb leider nicht so regelmäßig posten.Ok, auf geht's. Wir landen kurz nach 24 Uhr am 30. April in Darwin und machen uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Da die Übernachtungspreise selbst in den einfachsten Hostels hier unverschämt teuer sind, siegt der Geiz und wir nächtigen abwechselnd auf dem Flughafenboden und einer mehr oder weniger bequemen Couch. Auf sleepinginairports.net kann man sich übrigens weltweit über die kostenlosen „Schlafmöglichkeiten“ in Flughäfen informieren. Naja, wir bekommen immerhin ein paar wenige Stunden Schlaf und lassen uns am nächsten Morgen mit dem Taxi in die Innenstadt von Darwin kutschieren. Wir kehren sofort ins nächstbeste Frühstückscafé ein um unsere Mägen nach 24-stündiger Essensabstinenz wieder zu füllen. Ein Supermarkt wird auch sofort ausgecheckt und wir stellen fest, dass die australischen Preise für Lebensmittel doch nicht so extrem hoch sind wie durch viele Horrorgeschichten aus Freundeskreis und Internetquellen erwartet. Da wir sämtliches Reisegepäck mit uns tragen, entscheiden wir uns gegen eine Tour durch die Stadt und für einen entspannten Tag im Park mit Blick aufs Meer. Hier sehen wir zum ersten Mal eine Gruppe Aboriginies und werden sagenhafte 3 Mal von so lustigen langschnäbligen Vögeln im Park angeschissen. Naja, soll ja Glück bringen. Am Abend sind wir dann mit Susen und ihrem Freund Tobi verabredet, einem sehr lieben Pärchen aus Erfurt, die schon seit einigen Jahren in Australien leben und uns zum Barbeque zu sich nach Hause eingeladen haben. Mit zwei weiteren Freunden der Beiden, die schon fast ein Jahr in Australien unterwegs sind, verbringen wir bei leckerem Essen und Bier einen wundervollen Abend und tauschen Geschichten und Erlebnisse aus. Kurz nach Mitternacht bringen uns die beiden wieder zum Flughafen, wir verbringen eine weitere Nacht auf dem Fußboden der Abflughalle bis es sehr früh am Morgen weiter nach Cairns geht. Wider Erwarten ist es in dort recht wolkig und kühl, was nach 6 Wochen Bullenhitze eine willkommene Abwechslung für uns darstellt. Unsere Freundin Sophie, die uns ab jetzt 3 Monate auf Reisen begleiten wird, erreicht wenig später, nach circa 30 Stunden Flugreise, unser Hostel und wir entscheiden uns ein wenig die Stadt zu erkunden (Sophie muss unbedingt wachgehalten werden, sonst droht ein Mörderjetlag). Beim Warten auf unser Abendessen machen wir erste Bekanntschaft mit der einheimischen Fauna. Hunderte Flughunde kreisen am Himmel und wir fühlen uns nach Transsylvanien versetzt. Das Abendessen ist (durch einen Voucher des Hostels) kostenlos und der begleitende Cider recht teuer. Durch langes Laufen in Berlin gestählt, machen wir uns auf den Rückweg ins Hostel und fallen ziemlich müde ins Bett. Am folgenden Tag holen wir unseren Campervan in Cairns ab. Ist eine ganz schön alte Kiste und hat schon eine halbe Million Kilometer auf dem Buckel. Gut, dass wir uns den Karren etwas genauer angeschaut haben, sonst wären wir gleich mit kaputtem Licht und nicht funktionierendem Zigarettenanzünder (für das Navi) losgedüst. Wir fahren in Richtung Norden und machen Halt in Newell Beach, einem winzigen Ort direkt an der Küste. Unsere Vorfreude auf das Meer wird bald getrübt. Erstens regnet es und zweitens wird überall trotz wunderschöner Strände dringend vom Schwimmen abgeraten. Zum Einen sind da besonderes gefährliche Quallen (Sea Wasps und Box Jellyfish), deren „Fangarme“ so giftig sind, dass eine Berührung mit der Haut tödlich sein kann. Zum Anderen wären da noch Salzwasserkrokodile die sich sowohl im Meer als auch am Strand aufhalten können und in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Menschen gerissen haben. Na gut, dann lieber nicht baden. Dafür werden ein paar Bierchen gekippt, schön gekocht und unser neues Zuhause eingerichtet. Für den kommenden Tag haben wir uns vorgenommen ein Krokodil am Strand zu finden. Im Fluchtmodus laufen wir den Strand ab, allerdings bleibt die Suche erfolglos. Wir verlassen Newell Beach nach zwei Nächten wieder und machen uns auf den Weg zum Daintree National Park und Cape Tribulation. Wir entscheiden uns erneut für einen Campingplatz, den wir nach einer kurvigen Fahrt durch den Regenwald im strömendem Regen erreichen. Wir hatten eigentlich vor, das Great Barrier Reef von Cape Tribulation aus mit dem Kayak zu erkunden, die Wetterverhältnisse sprechen bisher aber dagegen, weshalb wir uns für einen weiteren Strandspaziergang und eine kleine Wandertour durch den Regenwald entscheiden. Später eiern wir noch circa 2 Stunden zu einem Wasserloch, um ein halbwegs schwimmbares Stück Fluß direkt neben der Furt der Straße Richtung Cooktown zu finden. Ich schwimme trotz eines Krokodilschildes (die Mädels haben die Güte mir dies erst später zu berichten) im flachen Wasser und begeistere Dutzende Fische mit meinen Füssen. Auf dem Rückweg machen wir nochmal Halt am Kap, machen Bildchen, klettern auf Felsen umher und schließen den Wandertag mit einem weiteren Spaziergang am Meer ab. Danach Bierchen und Kochen in der Camp Kitchen, während es wieder in Strömen regnet. Hier im Daintree sehen wir auch unsere ersten typisch australischen Tiere: Bauarbeiterhandtellergroße Spinnen in ihren Netzen, rotschnäblige, truthahnänhliche Vögel, die zwischen den Karren rumlatschen und eine mindestens einen Meter lange Echse, die aber beim Versuch sie zu fotografieren abhaut. Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Süden, um uns die Atherton Tablelands anzuschauen. Wir fahren bis zu besagter Stadt und merken das erste Mal, dass es Herbst wird auf der Südhalbkugel. Bei kühlen 17° hängen wir auf dem Edelzeltplatz ab und essen, nachdem Tine und ich nochmal in der "Stadt" waren, Nudeln mit Tomatensoße während alle Aussies um uns herum Fleischklumpen auf die allgegenwärtigen BBQs schmeißen. Der nächste Tag beginnt früh und wir donnern Inland gen Westen, um den Undara National Park zu sehen. Eine alte Vulkanlandschaft mit den angeblich längsten Lavaröhren der Welt. Da die zweistündige Röhrentour saftige $52 pro Person kostet, machen wir 2 weitaus günstigere (nämlich für lau) Wanderungen; eine zu einem Aussichtspunkt, der uns auf die unendlich scheinende Ebene blicken läßt und einen Kraterrundgang, bei dem wir die ersten Wallabies aus nächster Nähe sehen können. Da der Tag noch jung ist, beschließen wir die Lava Lodge sein zu lassen und fahren auf demselben Weg zurück Richtung Innot Hot Springs. Dort kacheln wir uns in die heißen Becken und wärmen uns im (wieder einsetzenden) Regen wieder auf. Ein älteres deutsches Ehepaar im Mad Max-ähnlichen 4WD (geländegängiges Fahrzeug, gelle) gibt uns Tipps für die nächsten Tage (die sind zum 8. Mal hier und somit "rischche" Haudegen) und wir schlafen wie immer kurz nach 9 ein. Der folgende Tag führt uns über eine (sehr neblige) Scenic Route und an vielen an der Straße befindlichen Gemüsestände Richtung Ingham, wo wir uns Plane, Seil und Stöcker kaufen, um einen Regenschutz zu bauen, und weiter nach Tully wo wir mit den ersten Eingeborenen verabredet sind. Kristen (mein Bruder hat ca. 1 Jahr auf ihrer Bananenfarm gearbeitet) empfängt uns nach dem Nachhausekommen in Mission Beach bei Tully ganz herzlich und wir beginnen (besser gesagt ich mich) uns (wieder von extremen Regengüssen begleitet) auf ihrer Terrasse mit Bier zu vergnügen. Eins führt zum anderen und nach langen Gesprächen mit Kristen und Clinton gehe ich fast ohne Abendbrot ins Bett. Grandios. Nach dem "Ausschlafen" bis 8 essen wir Frühstück und nehmen Kristens (die schon lange auf Arbeit ist) Einladung an, uns die Farm anzuschauen. Nach langem Suchen finden wir den Shed und werden sehr privilegiert und unter neugierigen Blicken der hart arbeitenden Backpacker durch die Anlage geführt, machen Bilder, begrapschen eine frisch aus der Staude gefallene Schlange und verabschieden uns kurz danach im Regen (Tullys Umgebung ist mit 4,5 Metern Regen im Jahr die regenreichste Gegend Australiens) Richtung Süden. Das Tagesziel sind die Wallaman Falls, die höchsten freifallenden Australiens (268 Meter). Nach fiesem Ritt durch Berglandschaft, unterirdische Straßen und Regenwald kommen wir an den fast vollständig durch Nebel und Wolken verborgenen Kaskaden an. Wir lachen ob der Gemeinheit des Wetters und rollen alsbald (da noch Zeit ist) wieder den Berg hinab Richtung Paluma National Park, wo wir die Nacht verbringen werden. Tatsächlich wird mit der Entfernung vom Äquator das Wetter etwas besser, sodaß wir die erste trockene Nacht im ersten Nationalpark verbringen können. Am Morgen fahren wir Townsville an, begehen die Uferpromenade für 10 Minuten und verschwinden wieder gen Westen, um uns Charters Towers, eine alte Goldgräberstadt anzuschauen. Das Örtchen sieht tatsächlich aus wie eine Wildweststadt aber da die Straßen südlich vom angepeilten Campingplatz (besonders nach viel Regen) nur für 4WD geeignet sind bleiben wir nicht an den Burdekin Dam Falls sondern fahren die (für einen Nachmittag) Riesenstrecke von knapp 300km nach Bowen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ist Tine heute fast 500km gefahren und wir treffen auf dem Edelcaravanpark ein und bekommen unseren bisher teuersten, dafür aber meeresnächstes Stellplatz zugeteilt. Beim Abendbrot bekommen wir das erste Mal bewusst unheimlich viele Sterne zu sehen und ich begeistere mich innerlich (um nicht von den beiden Mädels gehänselt zu werden) für die Lage der Sterne auf der Südhalbkugel; der große Wagen im Norden und so Späße. Nach unseren gestrigen und vorgestrigen Riesenritten steht uns dann am Samstag die vergleichsweise kurze Strecke von Bowen nach Airlie Beach ins Haus, die wir locker in 2h (inklusive Gelaber und Tourenpreisvergleich) abfahren und es uns nach dem Buchen einer Whitsunday Islands Tour (Maureen's Cove auf Hook Island, wen's interessiert) auf dem Campingplatz gemütlich machen. Die Reise geht erst morgen (Montag, 13.5.) los, was uns heute einen Offday und Rumgehänge am Pool und allgemeines Nichtstun beschert. Auch klasse, da kommen wir wenigstens zum Blogschreiben. Achja: Wir haben gestern Abend unsere ersten Possums mit Äppeln gefüttert, gestreichelt und unter großem Uh und Ah fotografiert. Niedlich! So, die restlichen Bilder passen wie immer nicht in den Text, deshalb hier die restlichen Impressionen. Wir haben natürlich Millionen Bilder gemacht, aber für euch laden wir nur die in langen Sit-ins als schön genug bewerteten hoch.

 






1 Kommentar:

  1. wow! grandioser trip wie mir scheint. ich hab zwar schon beim lesen angst vor den kriech- und schleichtieren, aber ansonsten alles awesome! ...und dann noch der große wagen im norden....amazing ;)!take care!

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