Nach 3 Tagen Wildnis, Bergen und
allerlei Getier fahren wir die knapp 230 Kilometer zurück nach
Melbourne um uns mit den drei Mädels zu treffen, die wir in Vietnam
kennengelernt haben. Gesagt, getan, stehen wir knappe 3 Stunden
später auf einem Parkplatz in Sandringham, im Süden Melbournes,
verabreden uns per SMS mit Amy und trinken griechischen Kaffee vom Kocher. Keine Stunde später betreten wir
nach mehr als 5 Wochen wieder ein richtiges Haus und beziehen unsere
extra hergerichteten Zimmer. Awesome! Gleich darauf laufen wir mit
Amy zum Strand, bestellen Fish, Chips und allerlei vegetarische,
frittierte Leckereien im Restaurant, das gleichzeitig Amys
Arbeitstelle als Managerin ist. Wir mampfen, verscheuchen Möwen und
beobachten den Sonnenuntergang an der Phillip Bay. Supi. Danach
waschen wir uns (ich hatte es bitter nötig), wechseln von den
Outdoor- in die Zivilisationsklamotten und düsen mit Amy zu Kelly,
die direkt in St. Kilda, einem der Kneipenviertel wohnt. Nach einem
kurzen Spaziergang entlang der Kneipenmeile, entscheiden wir uns nach
kurzer Musterung der riesigen Maori-Rausschmeißer und einer
Einlassdame, nach deren Aussage ich „too cas(ual)“ bin, aber
reindarf, weil ich Mädels mitgebracht habe (u-uh!), nicht für den Vineyard
sondern das weitaus angenehmere (und vor allem billigere!) „Le
Roche“, wo uns der Jug Cider ganze 11$ kostet. Bombe. Amy, Kelly,
Sophie, Tinchen und ich sitzen bis spät auf, durch Heizpilzen
gewärmten, Bänken vor dem Etablissement, quatschen und trinken mehr
Cider. Gegen eins (eine unglaublich späte Zeit für uns, die doch
sonst so gegen 9, halb 10 im Bett liegen), erreichen wir das Haus
von Amys Eltern und schlafen in richtigen Betten ein. Am Morgen (dank des
angeblichen Geburtstages der Queen hat Amy frei) fahren wir, von
Vegemite Sandwiches gestärkt, mit der S-Bahn in die Stadt. Wir
machen einen schönen Rundgang, sehen das Parlament, die
beeindruckende Staatsbibliothek und ihren krass traditionellen
Lesesaal (obwohl auch hier die Hälfte der Studenten Facebook checkt;
Frechheit!) und viel mehr der Innenstadt Melbournes. Nach kurzem Trip
mit dem kostenlosen Touribus, laufen wir durch die Brunswick Street
(die uns alle ein bisschen an Berlin erinnert) zur Vegi-Bar und
speisen königlich zu (Nach-)Mittag. Auf dem Rückweg durch die Stadt
quatschen Amy und Tine, während Sophie und ich immer wieder die
viktorianischen Townhouses bestaunen und fotografieren. Mit der, der
Berliner und Erfurter total ähnlichen, Straßenbahn geht es zurück
nach St. Kilda, wo wir Ally, die dritte im Bunde, auf Getränk und
Süppchen treffen. Da die Mädels alle immer fleißig arbeiten und
damit früh raus müssen, endet der Abend diesmal weitaus früher und
nüchterner, allerdings kochen Amys Eltern noch Dinner und wir
bekommen Curry und original südafrikanischen Kürbispudding (Grandios!)
vorgesetzt. Die Turners sind erst vor 15 Jahren aus Südafrika
ausgewandert und dann über Neuseeland nach Australien gekommen. Wir
bekommen also immer mal Afrikaans zu hören und ich erfreue mich an
Geschichten und Bildern Nelson Mandelas. Der nächste Tag verläuft
sehr ruhig, wir organisieren uns Unterkünfte in Sydney und Auckland,
waschen unsere Wäsche und feiern ganz leise und fast nebenbei
Sophies Geburtstag (sie bekommt einen Plüschwomabt und Cupcakes,
weil sie sich bisher so gut geführt hat). Am Abend düsen wir,
wieder mit der S-Bahn, in die Chapel Street und treffen uns noch
einmal mit Ally und Kelly. Wir essen die billigste (und sehr leckere)
Pizza Melbournes, trinken Bier im La-La-Land (Kneipe) und
beschließen den leider relativ kurzen Abend bei Tee in Amys Küche.
Wir verabschieden uns von Ally und Kelly und am nächsten Morgen auch
von Amy und dem ziemlich liebgewonnenen und uns sehr an Berlin erinnernde Melbourne, und düsen weiter ostwärts, den Snowy Mountains und Canberra
entgegen. Der heutige Campingplatz in Bruthen gefällt uns sehr gut,
denn er ist sehr günstig, wir sind die einzigen und: er hat einen
Doppelkamin in der männermäßig aus Baumstämmen
zusammengezimmerten Campküche, vor dem wir den Abend verbringen und
Klatschzeitungen und Bücher lesen. Unser Platzwart bescheinigt uns
am nächsten Morgen eine „Superstraße“ Richtung Jindabyne, auch
wenn diese im Atlas gestrichelt (also unbetoniert, oh-oh)
eingezeichnet ist. Frohen Mutes fahren wir die 80 Kilometer normale
Straße bevor wir auf eine der halsbrecherischsten, direkt an
gähnenden Abgründen vorbeiführenden, kurvigsten und von den
berühmten Spurrillen nur so übersähten Straßen der Welt ankommen. Gute 100 Kilometer wackeln und schunkeln wir unter großem "Hfff" und "Eieiei" mit höchstens 30 km/h
durch die, zugegebenermaßen, atemberaubende Landschaft und holen alle tief Luft, als wir nach mehr als 3 Stunden
endlich wieder Bitumen unter den Rädern haben. Unser Speedmaster
läuft trotz der Schinderei hervorragend; wir rollen wohlbehalten in
Jindabyne ein, finden den Caravan Park und verbringen die kalte Nacht
(nach einem herrlich angenehmen Bad in den hier vorhandenen
Badewannen) eingemummelt in Schlafsäcke und Decken. Der nächste Tag
führt uns durch die Hochebene Richtung Hauptstadt, das immer wieder
gern vergessene Canberra. Die wahrscheinlich, verhältnismäßig,
kleinste Hauptstadt der Welt bietet das Australian National Museum,
schnurgerade Avenuen, allerlei witzige, da dem Baustil des
entsprechenden Landes nachempfundene, Botschaften (die deutsche allerdings ist mit Abstand die Hässlichste) und immer wieder
staatstragende Gebäude wie das Parlament auf dem Hügel, welches wir
ebenfalls begehen. Nach dem Besuch des War-Memorials (und dem
heimlichen Filmen der alltäglichen Schließungszeremonie) fahren wir
das erste Mal im Dunklen zur Bleibe im benachbarten Queansbeyan. Da
wir noch mehr Zeit als Strecke übrig haben, gehen wir die nächsten
Tage ruhig an: wir besuchen Pebbly Beach, streicheln das erste Mal
(wilde) Känguruhs und verbringen zwei realtiv ruhige Tage in
Shellharbour und Camden (hier besuchen wir das erste Mal ein McDonalds "Restaurant", da die WLAN-Situation hier im teuren Osten Australiens zum Heulen ist) bevor wir uns am nächsten Tag auf die kurze Reise Richtung
Katoomba in den Blue Mountains machen. Noch am selben Nachmittag
stellen wir unsere Powerwalkfähigkeiten unter Beweis und laufen
innerhalb zweier Stunden einige der sehr beeindruckenden
Sehenswürdigkeiten, nämlich die Katoomba Falls, die drei
Schwestern, die Giant Stairway runter (vor der wir einen unglaublich fertigen asiatischen Opa sehen, der sich da grad hochgequält hatte) und die Forber Steps ab. Die sich
anschließende Nacht ist die mit Abstand kälteste bisher und wir
bibbern vor dem Einschlafen ordentlich und Sophie schläft aus Wärmegründen das zweite Mal mit unten. Von der Sonne geweckt und einigermaßen wieder aufgewärmt, fahren
wir weiter nach Blackheath und schauen uns das Megalong Valley an,
das nach Aussage der Australier natürlich viel besser, da länger
und breiter, als der Grand Canyon sei. Etwas großkotzig, was der
Imposanz allerdings keinerlei Abbruch tut. Vom Gipfel hunderter Meter hoher,
vertikaler Wände schauen wir kilometerweit ins (trotz des Winters) von
Wäldern begrünte Tal. Sieht man nicht alle Tage. Allerdings haben
wir die Nase gehörig voll vom nächtlichen Beinahefrost und so
kullern wir die blauen Berge wieder hinab Richtung Sydney. Kurz
vorher biegen wir nach Norden ab und erreichen am Abend Toowoon Bay.
Die letzten beiden Tage bestehen weitgehend aus Ausruhen, Karre
aufräumen und säubern (denn die geben wir am Freitag ab), Sachen
packen, Spaziergang in der Umgebung und Kaffee trinken im lokalen,
und für die Kleinstadt ganz schön hippen, Café. Wir verbringen die
letzte Nacht im Speed Master, den wir nach über 7 Wochen sehr lieb
gewonnen haben (auch wenn er seine Macken hat, gelle). Am morgen
geht’s dann rein nach Sydney, das Autochen wird hübsch
gewaschen und bei seinen Besitzern abgegeben. Danach geht’s schnell
ins Hostel in Potts Point direkt neben Kings Cross, dem „Rotlichtviertel“
(wenn man es so nennen kann) Sydneys. Wir nehmen auf der
hosteleigenen Dachterasse, mit Superausblick auf die Skyline, einen
kleinen Snack ein, quackern uns den letzten Goon in den Kopp und stürzen uns wenig später in die Nacht und auf die Suche nach einer coolen Kneipe. Wir finden das Green Park "Hotel", kippen ein paar Bier
und ich freunde mich mit zwei sehr netten, älteren, schwulen
Herren an, während die Mädels Pizza essen gehen und quatschen und wir turkeln kurz vor Mitternacht
zurück ins Hostel. Dem fehlenden Reinheitsgebot der Biere hier in
Australien ist es sicher geschuldet, dass alle drei am kommenden Tag
mit einem Schädel wie ein Haus aufwachen. Naja, wir sind hart im nehmen, pellen
uns in unsere Regenklamotten (es schifft natürlich seit den frühen
Morgenstunden wie aus Eimern) und schlurfen ins Stadtgetümmel.
Der Weg führt uns ganz klassisch durch den Botanischen Garten zur
berühmten Oper. Da wird grad gebaut und aus der Nähe sieht sie auch gar nicht so klasse aus. Gut, dann also weiter Richtung Harbour Bridge. Die ist weitaus imposanter und ich klettere zum Knipsen auf den Pillar Lookout auf einem der Brückenpfeiler. Auf der Nordseite speisen wir kurz und laufen (weiterhin im strömenden Regen) am natürlichen Hafen entlang zum Lunapark, wo wir lustige Bilder machen und den Rotor (eine der Attraktionen wo Leute in einem großen, rotierenden Fass an der Wand kleben, witzig!) in Aktion sehen. Statt mit der teuren Fähre laufen wir zurück gen Hostel und sind nach 6 Stunden klatschnass und etwas missmutig. Nach der Aufwärmdusche geht es saufrüh ins Bett und entsprechend früh wieder raus, denn Glebe und seine "angesagten" Cafés und Kneipen warten auf uns. Wieder entlang des (unglaublich großen) Harbours geht es also in den Westteil der Stadt. Glebe und die umliegenden Bezirke gefallen, wir trinken Kaffee und essen, passend zum gerade stattfindenden "Vegan Day Out" Tofuburger mit allerlei gesundem Zeuch. Der Rückweg durch den Central Business District fühlt sich wie ein Spaziergang durch eine asiatische Großstadt an, denn hier sind sicher 80% aller Menschen entweder Chinesen, Koreaner oder Vietnamesen. Da es wie gestern ununterbrochen wie aus Kübeln gießt, wärmen wir uns nach sicher 5 Stunden Rumgelatsche im Regen im, noch sehr leeren und nach der letzten Nacht stinkenden, O'Malleys, dem lokalen Irish Pub, auf und ich kehre nach dem kurzen Ablegen von Klamotten im Hostel, vom Monster begleitet dorthin zurück, um die Mission "Letztes Geld Vertrinken" zu erfüllen. Diese wird ein voller Erfolg und der nächste Tag ein harter, denn wir verlassen den fünften Kontinent in Richtung Osten. Nach dem Auslachen der Kassenfrau am Schalter der S-Bahn, denn die Fahrt zum Flughafen kostet $16,70, während unsere vorgestrige, nur eine Station kürzere, ganze $3,60 kostete, entscheiden wir uns für den Shuttlebus (immerhin 12 Glocken) und kommen nach kurzer Stadtrundfahrt am Flughafen an. Das der Flug und alles offensichtlich ohne Probleme verlief, seht ihr an diesem Eintrag und (hoffentlich bald) lassen wir uns auch über die ersten Erlebnisse in Peter Jacksons Heimat aus.
Schmacht. Ein kleiner Fernwehtrip inklusive #DAWARICHAUCH#-Zwischenrufen. Viel Spass beim Haka und der Gesichtspinselei. Lebt euren HDR-Fetisch aus fangt einen Hobbit. Bitte nur zwei bis drei 'und hier saß Frodo im zweiten Teil kurz nachdem er kacken war'-Vergleichsgalleriefotos. Der Rest ist auch schön, aber das seht Ihr ja bereits selber. Viel Wandersglück Ihr Antipoden.
AntwortenLöschen