Sonntag, 7. Juli 2013

Nordland, Auckland, Feuerland

 Das Tolle an unserer kleinen Weltreise ist, dass wir selten lange Strecken zu fliegen haben und so landen wir schon nach 3 ½ Stunden Flug (5 ½ Stunden mit Zeitverschiebung) gegen Abend in Auckland. Wir haben uns gut auf die Einreise nach Neuseeland vorbereitet, unsere Schuhe gesäubert, auf die Einfuhr von Lebensmitteln, Pflanzen sowie toten oder lebenden Tieren verzichtet und stehen nach kurzer Befragung und Musterung vor dem Flughafengelände und werden kurze Zeit später von Laurel, der Besitzerin des Motels eingesammelt, in dem wir die erste Nacht in Neuseeland verbringen werden. Dort angekommen nehmen wir auch gleich den nächsten Shuttle-Service wahr und lassen uns von einem freundlichen Inder ins nahe gelegene ebenfalls indische Restaurant karren. Mit uns fährt John, ein Australier, der seinen Anschlussflug in den Skiurlaub verpasst hat und seinen Abend wohl oder übel mit uns verbringen muss. Es wird lecker gespeist und John erzählt uns etwas überrascht ob unserer Unwissenheit vom sogenannten „Drop Bear“ dem bösen Cousin des Koalas, der sich auf hinterlistige Übergriffe auf „Koalas in Astgabeln suchende“ Menschen spezialisiert hat. Nach kurzem Gelächter geht’s wieder ab ins Motel und der Abend endet unspektakulär in unserem saunawarmen Zimmer. Der kommende Tag bringt Sonnenschein und ein neues Auto, was uns die nächsten Wochen durch Neuseeland kutschieren wird. Molly von der Autovermietung kümmert sich ganz rührend um uns und wir sind ganz aus dem Häuschen, denn unser neues Zuhause hat einen kleinen Heizlüfter, den wir in Australien an der ein oder anderen Stelle vermisst haben. Ein portables Klo ist auch mit an Bord, vom Gebrauch werden wir wohl absehen, wer will schon über Scheiße schlafen. Unsere erste Station ist Orewa, ein Örtchen nur wenige Kilometer von Auckland entfernt. Wir kosten das erste neuseeländische Bier, richten unser neues Zuhause ein und checken die Umgebung aus. Am Abend lernen wir noch Kaare und Fabian kennen, zwei Deutsche, die auf die Ankunft deutscher Abiturienten warten, da sie verzweifelt versuchen ihr Auto zu verkaufen. Über kurvige Straßen, saftige Wiesen und sehr an das Auenland erinnernde Landschaften bahnen wir uns tagsdrauf den Weg nach Norden, statten der kleinen Industriestadt Whangerei inklusive ihres semispektakulären Wasserfalls einen kurzen Besuch ab und pausieren an einem der vielen schönen Strände im Nordosten der Insel. Auf einer kurzen Küstenwanderung treffen wir drei Jugendliche Kiwis, die keine Mühen gescheut haben ein ruhiges Plätzchen zu suchen um dem Marihuanakonsum nachzugehen. Etwas überrascht ob unserer Anwesenheit an dem abgelegenen Ort bieten sie uns sofort an von ihrem Kraut zu kosten, was dankend abgelehnt wird. Nach kurzer Übernachtungspause (wir haben ganze 9 Tage Zeit um die Nordinsel Neuseelands zu erschließen) an der Bay of Islands geht es im strömenden Regen weiter Richtung Norden zum Cape Reinga. Dort treffen der Pazifische Ozean und die Tasmanische See aufeinander, gleichzeitig ist es auch der nördlichste (zumindest offiziell) und ein wirklich schöner Punkt Neuseelands. Für die Maori ist Cape Reinga ein besonderer Ort, denn hier starten die Seelen der Toten ihren Weg nach Hawaiki (das mythische Herkunftsland der Maori). Am Abend setzen wir mit der Fähre nach Rawene über und parken uns auf dem von zwei Schweizer Mädels geführten Campingplatz in dessen Campküche Exi wohl die beste Erbsensuppe seines Lebens zubereitet. Der kommende Tag führt uns in den Waipoua Forest, einen der wenigen verbliebenen Kauriwälder Neuseelands (Die weißen Siedler haben es geschafft, den Bestand innerhalb weniger Jahre fast vollständig zu dezimieren). Kauris sind riesige, beeindruckende Bäume, die laut Sophies Reiseführer selbst den stärksten Mann ganz schön klein und schwach aussehen lassen. Um einen guten Ausblick auf die endlosen Küsten werfen zu können, quälen wir uns (mit wir meine ich mich) zur Feier des Tages noch zum Maunganui Bluff hinauf, werden mit einem beeindruckenden Blick auf den endlosen Küstenstreifen belohnt und landen am Abend wieder in Orewa. Auckland erwartet uns am Morgen mit strahlendem Sonnenschein und wir beschließen die Stadt zu Fuß zu entdecken. Der Weg führt uns über einen (nicht mehr aktiven) Vulkan mit bester Aussicht auf die Stadt, durch einen riesigen Stadtpark zum Skytower, dem höchsten Gebäude Aucklands. Am Hafen schauen wir uns ein paar Bonzenyachten an und beschließen noch ins „hippe“ Viertel Ponsonby zu wandern um uns mit ein paar Bierchen zu stärken. Nach über 20km Fußweg geht’s mit dem Bus und erneutem Kneipenabstecher wieder zurück zum Campingplatz. Im wahrsten Sinne des Wortes wärmstens empfohlen wurde uns der Hot Water Beach auf der Coromandel Halbinsel. Auch wenn es in Neuseeland wärmer ist als gedacht, kommt uns eine natürliche Badewanne ganz gelegen und so fahren wir entlang der Küste durch atemberaubende Landschaften nach Hot Water Beach nicht aber ohne vorher in einem der vielen Cafés am Wegesrand zu halten um uns omamäßig bei Kaffee und Kuchen die Sonne auf den Leib scheinen zu lassen. Angekommen am Caravanpark werden wir sofort mit Schaufeln ausgestattet und graben uns wenig später unser eigenes Loch am Strand. Bald ist unser Werk vollendet und wir können unsere Astralkörper in unserem wunderbar heißen Spa ablegen. Unbezahlbar. Beeindruckt von der hier herrschenden thermalen Aktivität zieht es uns weiter nach Rotorua, einem kleinen Örtchen an einem See, der nicht besonders viel zu bieten hat, aber bekannt für seine dampfenden und teils stinkenden Thermalfelder ist. Wir glotzen uns also ein paar blubbernde Schlammlöcher an und landen gegen Abend schließlich in Taupo, idyllisch gelegen am gleichnamigen See und ganz in der Nähe der höchsten Vulkane Neuseelands, die wir uns am kommenden Tag mal ganz aus der Nähe anschauen wollen. Voller Erwartungen fahren wir zum Mount Tongariro und zum Mount Ngauruhoe, besser bekannt als der Schicksalsberg aus dem Herrn der Ringe, in den Frodo den Ring der Macht neinjepfeffert hat. Der perfekte Ausblick auf die Vulkane bleibt uns leider verborgen, denn dicke Wolken versperren uns frecherweise die Sicht. Aus Trotz fahren wir noch ein Stück ins Skigebiet des dritten im Bunde, Mount Ruapehu (mit 2797m der höchste Vulkan Neuseelands), dessen Gipfel wir dadurch kurz zu sehen bekommen. Wir trösten uns mit Kaffee und Kuchen in Taumarunui einem kleinen aber bedeutungsvollen Städtchen, denn hier sind nicht nur drei verschiedene Maoristämme angesiedelt, auch das umgrenzende Land ist das einzige Neuseelands, welches nie aus Maorihänden gegeben wurde. Sophie siehtihren ersten Maorigruß (liebevolles Nasenaneinanderpressen) und weiter geht es durch grünes Auenland auf dem Forgotten World Highway Richtung Westküste. Wir passieren die freie RepublikWhangamomona, in der wir uns eigentlich als Einwohner registrieren lassen wollten. Das ansässige Hotel mit Pub und Bürgeramt ist leider geschlossen und so bleibt Berlin wohl unser einziger derzeitiger Wohnsitz. Am Abend erreichen wir New Plymouth am Fuße des (selbstverständlich in Wolken verhüllten) Mount Taranaki, bleiben eine Nacht und machen uns am Morgen, nach dem Umrunden des Mount Taranaki auf den Weg nach Wellington. Dort erwartet uns Peter Jackson und Papa Schmidt, Exis ehemaliger Kommilitone, der uns lieberweise für ein paar Nächte Obdach gewährt.


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