Freitag, 13. September 2013

Having a blast blaming Canada

Wir machen uns also relativ früh auf den Weg nach Banff, dem St. Moritz Kanadas, um Germain zu treffen. Vor zwei Jahren noch per Anhalter in Nordamerika unterwegs, hat er in Banff sowas wie eine neue Heimat gefunden. Nach über 8 Stunden Fahrt (plus einer Zeitverschiebung) durch die beeindruckenden Rocky Mountains und dem Sichten eines kleinen Schwarzbären am Straßenrand, erreichen wir am Abend Banff. Germain überlässt uns netterweise für ein paar Nächte seine kleine Einliegerwohnung und wenig später sitzen wir schon bei Veggieburger und Bier in Bruno's Bar, Germains Arbeitsstelle, die keine 5 Minuten Fußweg von seiner Wohnung entfernt liegt. An diesem Abend geht, Dank der langen Fahrt, außer Erzählen nicht viel und einen ausgegebenen Jägermeister später liegen wir im Bett. Germain malocht am nächsten Morgen, während wir am letzten Blogeintrag (nicht dieser, der davor) basteln und dann beschliessen, die beiden Hauptattraktionen neben den Bergen hier in Banff anzusehen. Jeder kennt ja die Bildchen des Moraine Lake und des Lake Louise. Nach erfolgreichem Lackabrieb an der Gartenmauer des Hauses geht es los und wir bestaunen die Umgebung und kurz nach Erreichen der Seeumgebung (weniger fröhlich) den Verkehr, der hier am Labor Day Weekend herrscht. Da es unmöglich ist irgendwo einen Parkplatz zu finden und man vor lauter iPads den Wald nicht sehen könnte, entscheiden wir uns umzukehren und es am Dienstag, nach Abreise der meisten Touris erneut zu versuchen. Am selben Nachmittag holt Tinchen Germain aus der Bar ab, wir versorgen uns mit ein paar Kannen Bier und verbringen den Abend bei Steve, einem Australier und Kollegen von Germain, der uns zum Barbeque eingeladen hat. Erste Erkenntnis: das Bier ist so lala und ziemlich teuer. Da haben die Amis ganze andere Sachen auf Lager. Allgemein scheint Kanada teurer als die Staaten zu sein, Lebensmittel, Sprit, Bier und Tabak immerhin sind im Vergleich zwischen anderthalb mal und doppelt so teuer; und das obwohl die meisten Kanadier weniger verdienen als die Leute im (flächenmäßig) kleineren, südlichen Nachbarn. Ok, nach gefühlten 3 Stunden Mario Kart auf einem viergeteilten, kleinen Fernsehbild, Grillen und viel Gequatsche liegen wir endlich ins Germains kleiner Buchte im Bett. Am nächsten Tag machen wir uns gegen späten Vormittag von Banff rüber nach Canmore, denn wir wollen den Ha Ling (auch Chinaman) Peak besteigen. Germain ist, seitdem er vor 2 Jahren (auch durch unsere Hilfe, yes! :D ) nach Banff kam, ein großer Besteiger der umliegenden Berge geworden. Wir stellen also die Karre ab und machen uns mit Germain und Ginger (ja, sie hat rote Haare) auf den 3-stündigen Weg nach oben. Laut Germains Kletter- und Wanderbuch ist es eine leichte Tour, allerdings stellen wir später fest, dass es da allein um die benötigte Technik geht. Die ist gleich Null, aber steil ist es trotzdem wie die Sau. Ginger muss zwischendurch aufgeben, weil ihr Knie kaputt ist, wir anderen 3 allerdings erreichen den Gipfel und bestaunen die Wahnsinnsaussicht und direkt neben uns liegende 800 Meter Wand Richtung Canmore. Wir knipsen, machen ein kurzes Video für Germains Bergsteigetruppe (Hikes and Peaks), füttern Streifenhörnchen mit Appelgriebschen und sind auf dem Weg zurück. Der Rückweg dauert nicht einmal die Hälfte des Aufstiegs und wir sind am frühen Abend wieder in Banff. Ginger und Germain wissen als Locals natürlich, wo es heute günstig Pizza gibt, also sitzen wir kurz darauf bei Pizza und Wasser (erstmal hydrieren!) in der Pizzeria und gleichdrauf bei Bier am Billardtisch. Heute Abend gibt es die erste von (hoffentlich vielen) Metalshows in Banff und wir müssen trotz der Kletter- und Wanderei durchhalten. Wir ziehen vom Billard runter in Bruno's Bar, wo heute Abend Pubquiz ist. Scheinbar ist die Kombination kanadischer und germanischer Bildung perfekt, denn wir ziehen die anderen Truppen volle Bude ab und vertrinken flux die 50 gewonnenen "Bruno Dollars". Danach rüber ins Aurora, wo wir leider schon die erste Band verpasst haben, aber die "Hellborn Death Engines" gerade anfangen. Geil: lange, dürre Typen mit langen Haaren und Metaläxten rumpeln durch ihr Set und wir kippen uns $4 Kookanees rein. Danach geht's ziemlich fix und durch das Gelaufe ziemlich müde ins Bett. Am Morgen schaffen wir es endlich, die beiden Seen (Moraine und Louise) ohne zuviel Menschenmassen zu begehen und machen uns danach, nicht ohne uns von Ginger und Germain zu verabschieden, auf den relativ kurzen Weg nach Calgary. Nach schnellen 1,5h Fahrt und etwas Gesuche finden wir das Haus der Schwester unseres Freundes John, bei der wir (wieder mal unbekannterweise) für 2 Tage nächtigen dürfen. Cool! Wir sitzen bei Bier und (sehr leckerem) vegetarischem BBQ auf der Terrasse und quatschen bevor wir im Gästezimmer verschwinden. Nach dem Aufstehen (und einem kleinen Treppensturz Tines) machen wir uns zu Fuß auf den Weg Downtown. Wie so viele nordamerikanische Städte ist auch die Innenstadt Calgarys als Schachbrett angeordnet, was manchmal etwas langweilig ist, aber die Orientierung unglaublich erleichtert. Wir finden den Calgary Tower in der Centre Street, gönnen uns seit langer Zeit mal etwas und düsen mit dem Fahrstuhl hoch. Oben natürlich Bombenausblicke und ein gläserner Boden. Tine steht sofort drauf, während ich 'ne Minute mit wackeligen Beinen davor rumeiere und mich dann auch drauftraue. Wir machen hunderttausend Bilder und fahren wieder runter. Auf der 17th Avenue gibt es dann endlich wieder Poutine bevor wir uns auf den "Spaziergang" durch Kensington und zurück zum Haus der beiden machen. Die Poutine reicht auch noch für's Abendbrot und wir sitzen bald mit Ian auf der Terrasse und klingeln uns Bierchen rein bis Katherine spät von der Arbeit kommt. Dann verabschieden wir uns schon, denn wir stehen ja später auf als die beiden und fahren am nächsten Tag an Edmonton vorbei in den Elk Island National Park, denn ich will Bisons sehen! Also schnell die knapp 400 Kilometer gefahren, den Nationalpark um den Eintritt geprellt (unfreiwilig, denn der Automat ging nicht), das Zelt aufgestellt und los auf den gut 12 Kilometer langen Pfad um den Oster Lake. Wir spüren einen Koyoten auf, aber für über eine Stunde zeigt sich kein weiteres größeres Lebewesen. Dann endlich: auf einer wilden Kreuzung am Weg entdecke ich eine Bisonkuh und ihr Kalb. Wir erschrecken uns gegenseitig und Tine verschwindet gleich wieder 20 Meter nach hinten, während ich mutig Fotos schieße. Plötzlich tauchen zwei weitere Mütter mit Kälbern auf und ich sehe mich gezwungen, mir dreimal auf den Bauch (natürliche Pauke) zu kloppen um sie zu verscheuchen. Es folgt eine kleine Stampede und die Tiere sind vorerst verschwunden. Wir laufen weiter am See entlang und ich beruhige das Monster wieder, bevor wir die (nun um einiges) größere Herde auf einer Wiese auf dem Weg wiederentdecken. Wir umrunden die neugierig schauenden, knapp eine halbe Tonne schweren, Tiere und lesen am Wegesrand noch schnell mal die Warnhinweise zum Umgang mit Bisons. Danach laufen wir noch schneller durch den Birken- und Eschenwald, denn die Dämmerung beginnt und wir hatten statt Mückenspray lieber Sonnenmilch eingepackt, was sich hier als Fehler erweist. Auf dem Rückweg sehen wir nur ein paar bunte Raupen, kleine Frösche und die überall lebenden Eichhörnchen und beschließen daher noch den Bison Loop zu fahren; eine kleine Rundstraße durch Bisonbullenland. Großer Erfolg! Auf einer Wiese neben der Straße steht eines der stattlichen Männchen und grast. Wir knipsen den 800 Kilo Klopper und fahren zurück Richtung Zelt. Auf dem Weg tuckern wir langsam durch eine kleine Herde Bisons und kommen so noch einmal in den Genuß, diese aus nächster Nähe zu sehen. Klasse. Am Zelt angekommen gibt es nur schnell Abendbrot und dann huschen wir ins Bett, denn am nächsten Tag soll es bis Saskatoon gehen, um eine alte Studienfreundin Tines zu besuchen. Am späten Nachmittag rollen wir bei Kathrin ein, kaufen ein und warten noch kurz auf ihren Freund, denn wir fahren übers Wochenende an den Emma Lake nördlich von Prince Albert. So cool! Mikes Vater hat hier eine "Hütte" und zwei "Bötchen" am See. Wir sitzen nach der knapp 2,5 stündigen Fahrt abends noch im mückensicheren Pavillon ums Gasfeuer und gleich nach dem Frühstück im Boot. Es wird gewakeboarded! Mike macht das schon seit Jahren, Kathrin ist auch schon hundert Mal gefahren und wir zwei können erstmal nichts. Aber so nach 15 Anläufen stehen wir beide auf dem Brett und düsen hinterm Boot übers Wasser. Spitze! Am Nachmittag fahren wir nochmal mit Mikes Cousins und deren Wake Boat raus um uns ein Auge an deren Kunststückchen zu holen. Als es dämmert, fahren wir das Speedboat zur Ruhestätte über den Winter und lassen uns während der gut 100 km/h schnellen Fahrt über'n See die Mücken ins Gesicht klatschen. Krass. Ich bin abends so kaputt vom Wakeboarden, dass ich gegen 10 ins Bett falle, während die anderen Nichtweicheier noch eine Weile bei Bier und Feuer sitzen. Am Morgen quäle ich mich mit üblem (üüüüberall) und Tine mit mäßigem Muskelkater aus dem Bett. Wir verplempern ein bisschen Zeit im vom Nachbar geklauten WLAN, quatschen mit Mikes Vater und dessen Freundin, trinken mein neues In-Getränk Clamato (Gemüsesaft) mit Bier und sitzen nach dem Mittagessen und dem Abbau des Docks wieder im Boot auf dem See. Wir sehen uns heute den dritten (und menschenleersten) See der kleinen Seenplatte an und die Mädchen wakeboarden wieder. Tine schafft es sogar auf dem Wakeskate zu fahren, während ich faul und dick bei Bier und Zigarette im Gefährt sitze. Mike und ich bringen, nachdem ich mich noch eine Runde an einem Jetski festkrallen durfte, auch dieses Boot zum Trailer, um es für den Winter zu verstauen, auch wenn uns kurz vor Erreichen der Bootsrampe der Vorwärtsgang und Leerlauf kaputt gehen und wir rückwärts Achten an die Rampe fahren. Wir donnern noch am selben Abend zurück nach Saskatoon, denn Kathrin schreibt hier fleißig an der Doktorarbeit und muss früh an die Uni. Genau dorthin fahren wir sie am nächsten Morgen und machen uns anschließend auf den langen Weg nach Winnipeg. Wir schlagen unser Zelt nach gut 8 Stunden Fahrt (und einer Zeitverschiebung) auf, kochen Abendessen und liegen das vorletzte Mal im Zelt. Der nächste Tag bringt außer viel Nebel in Winnipeg, Souvenirgekaufe, Kartengeschreibe und der (unverhofft problemlosen) Wiedereinreise in die Staaten nicht viel, Winnipeg entpuppt sich als teilweise sehr an Erfurter Plattenbauviertel erinnernd und North Dakota als sehr, sehr flach und waldlos. Am Nachmittag überfahren wir den Mississippi und damit die Grenze nach Minnesota und schlafen auf dem Long Lake Park and Campground das wirklich letzte Mal in unserem geliebten Zelt bevor es am Morgen weiter nach Sauk Rapids zu Rick geht. Dazu dann später mehr!



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