Freitag, 28. Juni 2013

Melbourne, Mountains, Mistwetter

Nach 3 Tagen Wildnis, Bergen und allerlei Getier fahren wir die knapp 230 Kilometer zurück nach Melbourne um uns mit den drei Mädels zu treffen, die wir in Vietnam kennengelernt haben. Gesagt, getan, stehen wir knappe 3 Stunden später auf einem Parkplatz in Sandringham, im Süden Melbournes, verabreden uns per SMS mit Amy und trinken griechischen Kaffee vom Kocher. Keine Stunde später betreten wir nach mehr als 5 Wochen wieder ein richtiges Haus und beziehen unsere extra hergerichteten Zimmer. Awesome! Gleich darauf laufen wir mit Amy zum Strand, bestellen Fish, Chips und allerlei vegetarische, frittierte Leckereien im Restaurant, das gleichzeitig Amys Arbeitstelle als Managerin ist. Wir mampfen, verscheuchen Möwen und beobachten den Sonnenuntergang an der Phillip Bay. Supi. Danach waschen wir uns (ich hatte es bitter nötig), wechseln von den Outdoor- in die Zivilisationsklamotten und düsen mit Amy zu Kelly, die direkt in St. Kilda, einem der Kneipenviertel wohnt. Nach einem kurzen Spaziergang entlang der Kneipenmeile, entscheiden wir uns nach kurzer Musterung der riesigen Maori-Rausschmeißer und einer Einlassdame, nach deren Aussage ich „too cas(ual)“ bin, aber reindarf, weil ich Mädels mitgebracht habe (u-uh!), nicht für den Vineyard sondern das weitaus angenehmere (und vor allem billigere!) „Le Roche“, wo uns der Jug Cider ganze 11$ kostet. Bombe. Amy, Kelly, Sophie, Tinchen und ich sitzen bis spät auf, durch Heizpilzen gewärmten, Bänken vor dem Etablissement, quatschen und trinken mehr Cider. Gegen eins (eine unglaublich späte Zeit für uns, die doch sonst so gegen 9, halb 10 im Bett liegen), erreichen wir das Haus von Amys Eltern und schlafen in richtigen Betten ein. Am Morgen (dank des angeblichen Geburtstages der Queen hat Amy frei) fahren wir, von Vegemite Sandwiches gestärkt, mit der S-Bahn in die Stadt. Wir machen einen schönen Rundgang, sehen das Parlament, die beeindruckende Staatsbibliothek und ihren krass traditionellen Lesesaal (obwohl auch hier die Hälfte der Studenten Facebook checkt; Frechheit!) und viel mehr der Innenstadt Melbournes. Nach kurzem Trip mit dem kostenlosen Touribus, laufen wir durch die Brunswick Street (die uns alle ein bisschen an Berlin erinnert) zur Vegi-Bar und speisen königlich zu (Nach-)Mittag. Auf dem Rückweg durch die Stadt quatschen Amy und Tine, während Sophie und ich immer wieder die viktorianischen Townhouses bestaunen und fotografieren. Mit der, der Berliner und Erfurter total ähnlichen, Straßenbahn geht es zurück nach St. Kilda, wo wir Ally, die dritte im Bunde, auf Getränk und Süppchen treffen. Da die Mädels alle immer fleißig arbeiten und damit früh raus müssen, endet der Abend diesmal weitaus früher und nüchterner, allerdings kochen Amys Eltern noch Dinner und wir bekommen Curry und original südafrikanischen Kürbispudding (Grandios!) vorgesetzt. Die Turners sind erst vor 15 Jahren aus Südafrika ausgewandert und dann über Neuseeland nach Australien gekommen. Wir bekommen also immer mal Afrikaans zu hören und ich erfreue mich an Geschichten und Bildern Nelson Mandelas. Der nächste Tag verläuft sehr ruhig, wir organisieren uns Unterkünfte in Sydney und Auckland, waschen unsere Wäsche und feiern ganz leise und fast nebenbei Sophies Geburtstag (sie bekommt einen Plüschwomabt und Cupcakes, weil sie sich bisher so gut geführt hat). Am Abend düsen wir, wieder mit der S-Bahn, in die Chapel Street und treffen uns noch einmal mit Ally und Kelly. Wir essen die billigste (und sehr leckere) Pizza Melbournes, trinken Bier im La-La-Land (Kneipe) und beschließen den leider relativ kurzen Abend bei Tee in Amys Küche. Wir verabschieden uns von Ally und Kelly und am nächsten Morgen auch von Amy und dem ziemlich liebgewonnenen und uns sehr an Berlin erinnernde Melbourne, und düsen weiter ostwärts, den Snowy Mountains und Canberra entgegen. Der heutige Campingplatz in Bruthen gefällt uns sehr gut, denn er ist sehr günstig, wir sind die einzigen und: er hat einen Doppelkamin in der männermäßig aus Baumstämmen zusammengezimmerten Campküche, vor dem wir den Abend verbringen und Klatschzeitungen und Bücher lesen. Unser Platzwart bescheinigt uns am nächsten Morgen eine „Superstraße“ Richtung Jindabyne, auch wenn diese im Atlas gestrichelt (also unbetoniert, oh-oh) eingezeichnet ist. Frohen Mutes fahren wir die 80 Kilometer normale Straße bevor wir auf eine der halsbrecherischsten, direkt an gähnenden Abgründen vorbeiführenden, kurvigsten und von den berühmten Spurrillen nur so übersähten Straßen der Welt ankommen. Gute 100 Kilometer wackeln und schunkeln wir unter großem "Hfff" und "Eieiei" mit höchstens 30 km/h durch die, zugegebenermaßen, atemberaubende Landschaft und holen alle tief Luft, als wir nach mehr als 3 Stunden endlich wieder Bitumen unter den Rädern haben. Unser Speedmaster läuft trotz der Schinderei hervorragend; wir rollen wohlbehalten in Jindabyne ein, finden den Caravan Park und verbringen die kalte Nacht (nach einem herrlich angenehmen Bad in den hier vorhandenen Badewannen) eingemummelt in Schlafsäcke und Decken. Der nächste Tag führt uns durch die Hochebene Richtung Hauptstadt, das immer wieder gern vergessene Canberra. Die wahrscheinlich, verhältnismäßig, kleinste Hauptstadt der Welt bietet das Australian National Museum, schnurgerade Avenuen, allerlei witzige, da dem Baustil des entsprechenden Landes nachempfundene, Botschaften (die deutsche allerdings ist mit Abstand die Hässlichste) und immer wieder staatstragende Gebäude wie das Parlament auf dem Hügel, welches wir ebenfalls begehen. Nach dem Besuch des War-Memorials (und dem heimlichen Filmen der alltäglichen Schließungszeremonie) fahren wir das erste Mal im Dunklen zur Bleibe im benachbarten Queansbeyan. Da wir noch mehr Zeit als Strecke übrig haben, gehen wir die nächsten Tage ruhig an: wir besuchen Pebbly Beach, streicheln das erste Mal (wilde) Känguruhs und verbringen zwei realtiv ruhige Tage in Shellharbour und Camden (hier besuchen wir das erste Mal ein McDonalds "Restaurant", da die WLAN-Situation hier im teuren Osten Australiens zum Heulen ist) bevor wir uns am nächsten Tag auf die kurze Reise Richtung Katoomba in den Blue Mountains machen. Noch am selben Nachmittag stellen wir unsere Powerwalkfähigkeiten unter Beweis und laufen innerhalb zweier Stunden einige der sehr beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, nämlich die Katoomba Falls, die drei Schwestern, die Giant Stairway runter (vor der wir einen unglaublich fertigen asiatischen Opa sehen, der sich da grad hochgequält hatte) und die Forber Steps ab. Die sich anschließende Nacht ist die mit Abstand kälteste bisher und wir bibbern vor dem Einschlafen ordentlich und Sophie schläft aus Wärmegründen das zweite Mal mit unten. Von der Sonne geweckt und einigermaßen wieder aufgewärmt, fahren wir weiter nach Blackheath und schauen uns das Megalong Valley an, das nach Aussage der Australier natürlich viel besser, da länger und breiter, als der Grand Canyon sei. Etwas großkotzig, was der Imposanz allerdings keinerlei Abbruch tut. Vom Gipfel hunderter Meter hoher, vertikaler Wände schauen wir kilometerweit ins (trotz des Winters) von Wäldern begrünte Tal. Sieht man nicht alle Tage. Allerdings haben wir die Nase gehörig voll vom nächtlichen Beinahefrost und so kullern wir die blauen Berge wieder hinab Richtung Sydney. Kurz vorher biegen wir nach Norden ab und erreichen am Abend Toowoon Bay. Die letzten beiden Tage bestehen weitgehend aus Ausruhen, Karre aufräumen und säubern (denn die geben wir am Freitag ab), Sachen packen, Spaziergang in der Umgebung und Kaffee trinken im lokalen, und für die Kleinstadt ganz schön hippen, Café. Wir verbringen die letzte Nacht im Speed Master, den wir nach über 7 Wochen sehr lieb gewonnen haben (auch wenn er seine Macken hat, gelle). Am morgen geht’s dann rein nach Sydney, das Autochen wird hübsch gewaschen und bei seinen Besitzern abgegeben. Danach geht’s schnell ins Hostel in Potts Point direkt neben Kings Cross, dem „Rotlichtviertel“ (wenn man es so nennen kann) Sydneys. Wir nehmen auf der hosteleigenen Dachterasse, mit Superausblick auf die Skyline, einen kleinen Snack ein, quackern uns den letzten Goon in den Kopp und stürzen uns wenig später in die Nacht und auf die Suche nach einer coolen Kneipe. Wir finden das Green Park "Hotel", kippen ein paar Bier und ich freunde mich mit zwei sehr netten, älteren, schwulen Herren an, während die Mädels Pizza essen gehen und quatschen und wir turkeln kurz vor Mitternacht zurück ins Hostel. Dem fehlenden Reinheitsgebot der Biere hier in Australien ist es sicher geschuldet, dass alle drei am kommenden Tag mit einem Schädel wie ein Haus aufwachen. Naja, wir sind hart im nehmen, pellen uns in unsere Regenklamotten (es schifft natürlich seit den frühen Morgenstunden wie aus Eimern) und schlurfen ins Stadtgetümmel. Der Weg führt uns ganz klassisch durch den Botanischen Garten zur berühmten Oper. Da wird grad gebaut und aus der Nähe sieht sie auch gar nicht so klasse aus. Gut, dann also weiter Richtung Harbour Bridge. Die ist weitaus imposanter und ich klettere zum Knipsen auf den Pillar Lookout auf einem der Brückenpfeiler. Auf der Nordseite speisen wir kurz und laufen (weiterhin im strömenden Regen) am natürlichen Hafen entlang zum Lunapark, wo wir lustige Bilder machen und den Rotor (eine der Attraktionen wo Leute in einem großen, rotierenden Fass an der Wand kleben, witzig!) in Aktion sehen. Statt mit der teuren Fähre laufen wir zurück gen Hostel und sind nach 6 Stunden klatschnass und etwas missmutig. Nach der Aufwärmdusche geht es saufrüh ins Bett und entsprechend früh wieder raus, denn Glebe und seine "angesagten" Cafés und Kneipen warten auf uns. Wieder entlang des (unglaublich großen) Harbours geht es also in den Westteil der Stadt. Glebe und die umliegenden Bezirke gefallen, wir trinken Kaffee und essen, passend zum gerade stattfindenden "Vegan Day Out" Tofuburger mit allerlei gesundem Zeuch. Der Rückweg durch den Central Business District fühlt sich wie ein Spaziergang durch eine asiatische Großstadt an, denn hier sind sicher 80% aller Menschen entweder Chinesen, Koreaner oder Vietnamesen. Da es wie gestern ununterbrochen wie aus Kübeln gießt, wärmen wir uns nach sicher 5 Stunden Rumgelatsche im Regen im, noch sehr leeren und nach der letzten Nacht stinkenden, O'Malleys, dem lokalen Irish Pub, auf und ich kehre nach dem kurzen Ablegen von Klamotten im Hostel, vom Monster begleitet dorthin zurück, um die Mission "Letztes Geld Vertrinken" zu erfüllen. Diese wird ein voller Erfolg und der nächste Tag ein harter, denn wir verlassen den fünften Kontinent in Richtung Osten. Nach dem Auslachen der Kassenfrau am Schalter der S-Bahn, denn die Fahrt zum Flughafen kostet $16,70, während unsere vorgestrige, nur eine Station kürzere, ganze $3,60 kostete, entscheiden wir uns für den Shuttlebus (immerhin 12 Glocken) und kommen nach kurzer Stadtrundfahrt am Flughafen an. Das der Flug und alles offensichtlich ohne Probleme verlief, seht ihr an diesem Eintrag und (hoffentlich bald) lassen wir uns auch über die ersten Erlebnisse in Peter Jacksons Heimat aus.









Dienstag, 11. Juni 2013

(P)färte, Pannen, Promontory


Nach einem wirklich tollen Abstecher ins Outback machen wir uns wieder auf den Weg in die Zivilisation und damit in die nächste Großstadt: Adelaide. Aus Erde werden Sträucher, aus Sträuchern werden Bäume und nach wenigen Stunden sieht man wieder Autos, Pferde und sonstige Indizien für Leben auf und nahe dem Highway. Apropos Pferde. Um uns auf unseren langen Fahrstrecken ein wenig zu unterhalten, haben wir das sogenannte (P)ferdetourette eingeführt. Wer auch immer zuerst ein Pferd am Wegesrand entdeckt, ist angehalten, so laut wie möglich „Färt“ zu brüllen. Das macht Spaß, man kann ausgiebig über die erschreckten Zucker der Mitfahrer lachen und es hat bisher noch zu keinem Unfall geführt. Wir erreichen Adelaide gegen Abend und campieren auf einem Caravan Park mitten in der Stadt. Da wir noch ein paar Einkäufe zu erledigen haben, starten wir einen Spaziergang durch die sehr herbstlichen Wohnsiedlungen Adelaides, die mit klassisch viktorianischen Einfamilienhäusern aufwarten können. Uns fällt auf, dass wir sehr lange keinen wirklichen Sport getrieben haben. In den Rückweg zum Park werden also unzählige Kniebeuge (angekündigt durch lautes „Squat!“ Gebrülle und zur Erheiterung der vorbeifahrenden Autoinsassen) in unseren schwer bepackten Gang eingebaut. Nach unserer Rückkehr werden wir aus Stahl sein, das ist sicher! Zurück im Caravanpark wird das Abendessen wie so oft auf den fast überall verfügbaren BBQs bereitet. Nach dem Frühstück beginnen wir unsere Sightseeingtour durch Adelaide, wandern durch den Botanischen Garten, vorbei an der Universität und kehren in das Migrantenmuseum ein. Dort erfahren wir viel über die Besiedlung Australiens, ärgern uns über die „White Australian“-Politik und den Umgang mit den Aboriginies (Stichwort „Stolen Generation“) und lernen, wie es ein Mr. Stuart geschafft hat, nach mehreren gefährlichen Expeditionen von der Süd- zur Nordküste Australiens vorzudringen. Beeindruckt von seinem Mut schlagen wir uns weiter durch die Stadt und erreichen bald den Central Market. Dort lassen wir uns eine köstliche Familienplatte beim Libanesen schmecken und fühlen uns kurz an die wunderbar schmackhaften Falafelsandwiches beim Al Safa in Neukölln erinnert. Wir schlendern weiter, trennen uns in einem Park von Sophie, die sich die Herbstsonne auf den Leib scheinen lässt und erkunden die Nordstadt von Adelaide. Eigentlich sind wir nur auf der Suche nach einem Pub und finden kurze Zeit später das Wellington "Hotel", in dem wir den letzten Blogeintrag vollenden und uns einige Biere in den Hals stellen. Exi lernt auf dem Campingplatz noch unsere kleine, dicke, belgische Nachbarin kennen, die schon fast ein Jahr allein in der Weltgeschichte unterwegs ist und ihm großzügig ein 8,5-prozentiges belgisches Bier (das gute Duvel!) anbietet, was ihm den zweiten australischen Alkoholrausch beschert. Der kommende Tag führt uns in die Adelaide Hills und nach Hahndorf, einem von mehreren, von deutschen Auswanderern gegründeten, Dörfern in den Hügeln vor der Stadt. Die Landschaft erinnert ein bisschen ans Allgäu oder den Thüringer Wald und aufgrund des vielen Weinanbaus zeitweise auch an die Rhein- und Moselgegend. In Hahndorf gibt es eine handvoll Bäckereien (leider finden wir auch hier kein dunkles und festes im Steinofen gebackenes Brot) und jede Menge Restaurants, in denen deutsche Fleisch- und Wurstgerichte jeglicher Art, selbstverständlich nicht ohne Sauerkraut, gereicht werden. Aus ein paar Souveniershops ertönt (wie es sich gehört) bayrische Volksmusik und es gibt Weihnachtspyramiden und Holzspielzeug zu kaufen. Zeit das kleine Nest wieder zu verlassen und zum nächsten Campingplatz zu düsen. Der befindet sich südlich von Adelaide in Meningie, idyllisch gelegen am Lake Albert. Wir beobachten Pelikane und anderes Viehzeug und fürchten uns bei Einbruch der Dämmerung mächtig, denn es sollen Giftschlangen auf dem Platz gesichtet worden sein. Sophie und ich bewegen uns daraufhin nur noch begleitet von lautem Klatschen und Trampeln fort und wir verlassen Meningie am nächsten Morgen ohne Schlangenbisse in Richtung Mount Gambier. Auf dem Weg halten wir in Carpenter Rocks, einem kleinen Küstenörtchen, in dessen Nähe ein kostenlose Zeltplatz mit Leuchtturm und Strand liegt, auf dem wir übernachten wollen. Hier springt zum ersten Mal das Auto nicht mehr an. Nach kurzer Verwirrung und einem zweiten Versuch schaffen wir es doch über die holprige Dirtroad zum Zeltplatz am Leuchtturm. Da die Karre beim Versuch umzuparken wieder nicht anspringt, entscheiden wir uns, schon heute nach Mount Gambier zu fahren, um das Auto mal durchchecken zu lassen. Einfacher gesagt als getan: unser Speed Master G macht nämlich keinen Mucks mehr. Eine dreiviertel Stunde schieben und zerren wir an dem Gefährt (natürlich haben wir an einer Erhöhung geparkt) und nur unserer beeindruckenden Muskelkraft ist es zu verdanken, dass wir das Fahrzeug so anschieben können, dass es noch einmal zündet. Wir kommen jedoch nur bis Carpenter Rocks, denn auf dem Weg dahin fällt nicht nur der Tacho und alle anderen Anzeigen aus, sondern -gerade beim Einparken- auch noch die Servolenkung. Das war's. Der Pannendienst wird angerufen und kurze Zeit später ist George da, parkt den Van auf und uns in seinem Truck und los geht’s in die Werkstatt nach Mount Gambier. Diagnose: Lichtmaschine kaputt, deshalb Batterie alle und Ersatzteil wahrscheinlich erst in 4 Tagen vor Ort. Prima. Wir trösten uns im nahegelegenen Hotel mit ein paar Bier und Cider, finden dort ein paar neue Freunde und torkeln zurück zur Werkstatt auf deren Parkplatz wir die Nacht im Van verbringen können. Nach dem Frühstück erfahren wir, dass in Mount Gambier tatsächlich kein passendes Ersatzteil vorhanden ist (auch nicht in der „nächst“gelegenen, 2 Stunden entfernten größeren „Stadt“), weshalb wir uns auf den Weg ins örtliche Visitor Center machen, um die Übernachtungs- und Bespaßungsmöglichkeiten für die nächsten vier Tage auszuchecken. Etwas unglücklich kehren wir zur Werkstatt zurück, da die Übernachtungspreise auch hier in der Provinz weit über unserem Budget liegen. Doch Simon (Chef der Werkstatt) erlöst uns von allen Sorgen: freudestrahlend teilt er uns mit, dass sie ein gebrauchtes Ersatzteil auftreiben konnten und wir quasi sofort weiterfahren können. Mit bester Laune und ausgestattet mit kiloweise Informationsmaterial für die Weiterfahrt entlang der Südküste verlassen wir Mount Gambier in Richtung Portland, einem historischen Städtchen (die älteste Stadt Victorias) an der Küste, von dem aus wir nach Cape Nelson aufbrechen, auf Felsklippen entlang wandern, den Leuchtturm bewundern und später weiter nach Cape Bridgewater fahren, wo wir übernachten werden. Am Campingplatz angekommen finden wir keine Menschenseele dafür aber ein Telefon, was uns mit den Besitzern des Areals unten im Ort verbindet. Wir werden von einem jungen Mädchen und einer äußerst hübschen Katze (die uns den ganzen Abend lang Gesellschaft leisten wird) eingewiesen und stellen fest, dass wir den riesigen Platz ganz für uns haben. Es wird gekocht, ich spaziere noch ein wenig entlang der malerischen Küste und es werden die nächsten Tage unserer Reise geplant. Am nächsten Morgen machen wir noch eine schöne kleine Wanderung entlang der Küste, passieren den höchsten Küstenpunkt Victorias (113m) und beobachten ein paar Robben, die sich aufgeregt im Wasser tummeln. Da ich Australien nicht verlassen möchte ohne einen Wal in freier Natur gesehen zu haben, geht es weiter nach Port Fairy, wo zu dieser Zeit im Jahr eine gute Chance besteht welche zu sichten. Wir umrunden die kleine Insel Griffith, die Wale zeigen sich heute nicht, dafür sind jede Menge Vögel und ein Wallaby zu beobachten. Weiter geht’s nach Warrnambool, auch hier soll man wunderbar Wale beobachten können. Zunächst legen wir uns aber im beheizten Indoorpool, besser gesagt, dem noch beheizteren Spa (kleiner warmer Whirlpool) ab. Der kommende Tag bringt irisches Wetter (Nieselregen, Sonne, Nieselregen, Sonne...) und gleich nach dem Frühstück machen Exi und ich uns auf den Weg Wale zu suchen. Nach einem schönen und einsamen Spaziergang auf dem Küstenwanderweg, erreichen wir schließlich die etwas höher gelegene Walbeobachtungsplattform, auf der schon einige gelangweilte Jugendliche Position eingenommen haben. Ihren Gesichtern zufolge ist noch kein Wal vorbeigekommen aber ich bin guter Dinge, dass es heute endlich soweit ist. Wir warten, starren eine Stunde aufs Meer und ...NÜSCHT. Ich weine innerlich ein bisschen, lasse mir aber die gute Laune nicht verderben. Wir verlassen Warrnambool und fahren direkt auf die Great Ocean Road. Wir nehmen dort jede Sehenswürdigkeit und jeden Lookout mit und staunen ob der rauen Schönheit der steilen Klippen und des tosenden Meeres. Im Winter herrscht hier gähnende Leere, nur einige wenige Touris verirren sich um diese Jahreszeit auf dieses schöne Fleckchen Erde. Denken wir, bis wir die 12 Apostel, die Hauptattraktion der berühmtesten Küstenstraße der Welt, erreichen. Hier tummeln sich hunderte Menschen, hauptsächlich Japaner und Chinesen, die aus Melbourne angekarrt werden und vor allem mit Posen und Fotografieren beschäftigt sind. Wir finden, dass die 12 Apostel zwar schön sind aber nicht mit dem davor Bestaunten mithalten können. Wir übernachten in einem Caravan Park an der Apollo Bay und machen uns Tags drauf auf den Weg den übrigen Teil der Great Ocean Road zu befahren. Diese schlängelt sich nun direkt am Meer entlang und gewährt tolle Ausblicke auf die Küste. Herrlich. Ich drehe wenig später fast durch vor Freude, denn ich habe während der Fahrt zwei in Bäumen sitzende Koalas entdeckt (die ersten in freier Wildbahn). Dadurch motiviert halten wir bei der nächsten Gelegenheit um in den Eukalyptuswäldern Ausschau nach weiteren der Baumbewohner zu halten. Wir sind heute Glückspilze und finden zwei dieser niedlichen Tierchen in den Ästen hängen. Unsere nächste Station ist Torquay, die Surfhauptstadt Australiens. Das erkennt man daran, dass es hier unzählige Surfläden und ein Surfmuseum gibt, welches ich natürlich, wenn schon keine Zeit fürs surfen (üben) ist, postwendend besuche. Durch Melbourne fahren wir am selben Tag noch nach Phillip Island, einer kleinen Insel südlich der Millionenstadt, die über eine Brücke vom Festland aus zu erreichen ist. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die südwestliche Spitze des Eilandes, denn wir wollen uns die Pinguin Parade anschauen, die daraus besteht, Pinguine dabei zu begaffen, wie sie aus dem Meer hüpfen und in ihre Nester schlüpfen. Was wir nicht wissen ist, dass auch diese Attraktion äußerst beliebt ist und man das Naturschauspiel wie im Fußballstadion mit tausenden anderer Menschen teilen muss und zusätzlich ordentlich zur Kasse gebeten wird. Wir entscheiden uns gegen die Pinguine, wollen aber am kommenden Tag das Koala Conservation Center auf Philipp Island besuchen. Hier leben die Tiere quasi in freier Wildbahn und man wird über verschiedene Wege durch die Eukalyptusbäume geführt. Da wir mittlerweile Vollprofis im „wildlifespotting“ sind, finden wir ganze 13 Koalas in den Bäumen und fahren höchst zufrieden nach Cape Woolamai, der südöstlichen Spitze von Philipp Island. Nach kurzer Wanderung und unzähligen Fotopanoramas (Exis liebstem Zeitvertreib) sitzen wir wenig später wieder im Van. Unser Ziel ist Wilsons Promontory, ein äußerst beliebter Nationalpark an der südlichen Spitze des australischen Festlandes. Es gibt innerhalb des Parks nur einen Zeltplatz (allerdings mit knapp 500 Stellplätzen), der in der Sommerzeit so beliebt ist, dass die Plätze per Losverfahren vergeben werden und es keine Seltenheit ist, seine Ferien festivalmäßig mit 3000-4000 anderen Touristen zu verbringen. Der Campingplatz ist herrlich gelegen zwischen hohen Bergen, dem Tidal River und Norman Beach, einem langen Sandstrand zu dem wir kurz vor Sonnenuntergang aufbrechen. Die Tierwelt im Nationalpark ist atemberaubend. Neben unzähligen Vogelarten (Kookaburra, Papagei und Co.) wimmelt es im Park nur so von grasenden Wombats, die offensichtlich keine Scheu vorm Menschen haben und sich manchmal sogar streicheln lassen. Besonders Sophie haben es diese braunen Fellwürste angetan und werden zum heimlichen Australien Highlight. Wilsons Prom hat neben der artenreichen Tierwelt auch hunderte Wanderstrecken zu bieten. Perfekte Voraussetzungen für uns Sportskanonen. Neben der Besteigung von Mount Bishop und Mount Oberon mit herrlichen Aussichten auf den südlichsten Zipfel Australiens, schlagen wir uns durch Regenwälder und raue Küstenlandschaften, sehen zig Emus und Kängurus während eines „Wildlifewalks“ und bestaunen während unserer letzten Wanderung ein besonderes Highlight: mitten in der grünsten Natur tut sich plötzlich eine riesige Sandwüste auf. Harrlich!!! Doch nun genug Natur und auf in den Großstadtschungel! Amy, Alli und Kelly warten schon in Melbourne auf unseren Besuch.