Samstag, 30. März 2013

Schneider, Lampions und Schneider

So, nach 3 realtiv ruhigen Tagen mal wieder ein Post. Vorgestern früh verlassen wir Hotel und Pool in Hue und düsen mit der Taxe an den Bahnhof. Tickets waren schon erstanden, also noch kurz gewartet und dann rein in den SE3 Richtung Süden. Diesmal kein Schlafwagen, wir sind ja nur 2,5h unterwegs. Dafür ganz viele Einheimische, die einen teils aufgeschlossen (die normalen), teils sehr mürrisch (so Dicke in so grünen Uniformen, die ich für Parteifunktionäre halte) anschauen. Das Touri-Einheimischenverhältnis ist heute sicher 1:5. Auch mal was Neues. Wir erfahren sicher eine der schönsten Bahnstrecken (ich bin ja sonst nicht so ein Bahnatiker) Südostasiens. Nämlich entlang des südchinesischen Meeres über den Wolkenpass. Fetzt. Erst knapp über Meeresspiegelhöhe, dann circa 200 Meter drüber. Bombenaussichten bieten sich, es wird gefilmt und fotografiert. Übrigens auch eine der gefährlichsten Bahnstrecken. Erst 2005 entgleiste hier ein Zug und kullerte den Abhang hinab. Am frühen Nachmittag ist der Spaß vorbei und wir stolpern, uns nach einem Weg nach Hoi An umsehend, aus dem Zug. Nach kurzen (nicht erfolgreichen, weil zu teuer) Verhandlungen mit diversen Taxifahrern, schleift uns jemand in den Shuttlebus von Mr. Dung, der uns für läppische 4$ nach Hoi An bringt. Unterwegs gibt es kurze Infos zu verfallenden, amerikanischen Airbases, den Marmorbergen, der Schneiderei seiner Schwester und diversen Resorts direkt an der Küste. In Hoi An angekommen, stehen wir, dank mangelndem Schlafstätte, etwas ratlos umher und werden von einem Local in ein Hotel um die Ecke geschleift. Sieht super aus, hat einen Pool und die Buchte kostet 18$ pro Tag. "Klasse" denken wir und checken ein. Später stellt sich heraus, dass wir im 69. von 70 Hotels auf der Trip Advisor Rankingliste gelandet sind. Letzte Woche wurde hier ständig geklaut und das Personal sei zum Kotzen. Wir sind etwas unruhig und nehmen von jetzt an immer alle Wertsachen mit. Allerdings gab es in den 2,5 Tagen keinerlei Vorkommnisse, was uns wieder frohen Mutes sein läßt. Nach Einchecken und Reinigen geht es auf Richtung Hoi Aner Innenstadt. Weltruhm erlangte die Stadt durch ihre knapp 600 Schneider, die hier maßgeschneiderte Mode für reiche Westler machen. Nici hat eine, daheim verfasste, ellenlange Liste dabei, die hier abgearbeitet wird. Unterstützt durch das Monster versuchen die beiden einen Weg durch den Taylordschungel zu finden. Ich setze mich derweil in ein nahegelegenes "Café" und donnere mir, nach dem Erfreuen der Besitzer durch mein fast fließendes Vietnamesisch, im Laufe von knapp 3 Stunden 5 Bia Sai Gon Lager in den Adonisleib. Zwischendurch schwanke ich kurz auf meinem Sitz, schaffe es aber einige Fotos zu schießen, bevor ich die Beiden wiedertreffe. Es wird im selben Lokal gespeist und ich verschwinde wenig später, durch Saigons Edelbräu und die Hitze geschwächt ins Hotel, während Monster und Nici noch einmal losziehen, um Klamotten anzuschauen. Das Angebot ist riesig und teilweise sehr günstig, Disziplintine, jedoch kauft nur Kleingebäck vom Wägelchen und wehrt allen Stoffangeboten. Der Abend endet für die beiden mit einem Rundgang durch die lampiongeschmückte Altstadt Hoi Ans. Am nächsten Morgen erlebe ich die Stadt selbst bei einem Rundgang und habe das Gefühl, durch eine europäisch, mediterrane Altstadt zu laufen, allein Schrift, Geruch und Menschen holen mich nach Mittelvietnam zurück.Wieder passieren wir hunderte Schneidereien, was uns mehr als einmal über deren Wirtschaftlichkeit nachdenken läßt, denn alle verkaufen ähnliche Produkte und sind doch oft nur eine Haustür voneinander entfernt. Allerdings gibt es hier auch sehr viele Touristen, die Dank etwas weniger Verkehrs auf Mopeds und Fahrrädern durch die Stadt brausen. Wie in Hue laufen wir Rio, unserem Zugjapanerschweizer über den Weg und quatschen kurz. Lustigerweise sehen und treffen wir ständig bekannte Gesichter. So auch den fiesen Hipster, der uns 3x in Hanoi, einmal in Sa Pa, danach in Hue und jetzt hier begegnet. Wir haben bis jetzt kein Wort mit ihm gewechselt uns aber Dutzende Male an seinem Oberlippenbart erfreut. Nachmittags lassen sich beide Mädchen im Spa um die Ecke die Nägel machen, danach schreitet Nicole zum ersten Fitting und Monster und ich essen dank Happycow.net unglaublich gut und günstig in einem sehr versteckt liegendem, kleinem Vegi-Restaurant. Das Minh Hien liegt in einer Seitengasse und ist gleichzeitig eine Bibliothek. Sehr witzig, wenn Schulmädchen ihre Bücher tauschen, während man sich außerordentlich leckere Reispapierrollen in den Mund drückt. Hier koste ich im Übrigen erst das zweite Mal Bia Hoi (frisches Bier) was einem in Hoi An meist für lächerliche 3000 Dong (12 Cent) hinterhergeworfen wird. Hervorragend an heißen Tropenmittagen. Gegen Abend treffen wir Nici nach ihrem zweiten Fitting und laufen (diesmal zu dritt) durch die toll beleuchtete Altstadt, finden nach einer ganzen Weile ein Straßenlokal und essen Pho und die lokale Spezialität Cao Lau. Wunderbar. Anschließend wird eine am Straßenrand sitzende Einheimische um frisch über dem Grill gebratene Süßkartoffelplätzchen erleichtert. Nach der Rückkehr ins Hotel bestaunen wir Geckos beim Fortpflanzen und gehen relativ früh schlafen, denn alle haben zum ersten Mal einen leichten Sonnenbrand und sind dementsprechend angeschlagen. Am dritten Tag leihen wir uns nach dem nun dritten Fitting wieder Klapperräder und düsen das erste Mal in 2 Wochen durch das Gehupe an den Strand. Kurz vor der Ankunft versucht uns ein Pseudopolizist zu stoppen, um die Räder zu parken. Ich fahre empört vorbei und wir versuchen die Räder an der Bar eines lokalen Edelhotels abzustellen. Schnell bittet man den Pöbel wieder zu gehen. Eine Frechheit! Also zurück zum Pseudopolizisten, der uns glücklicherweise nicht sieht, sodaß uns sein Kollege abkassiert. Ich bin zufrieden. Dann zum ersten Mal seit vielen Jahren: Palmen, Strand, Sonnenschein. Herrlich. Innerhalb von Sekunden planschen wir im Wasser. Etwas getrübt wird die Stimmung durch einen sehr unheimlichen Vietnamesen, der uns wieder und wieder bedeutet, die Nici heiraten zu möchten. Diese lehnt ab und wir verlassen, ob seiner lethargischen Geduld, unseren Spot und ziehen 100 Meter weiter. Sein nächstes Opfer ist unsere Nachbarin. Auch hier zeigt er große Ausdauer, sie aber gewinnt durch Ignorieren und er räumt das Feld. Fies. Es wird gebadet, Baguettes und Kleingebäck vom Stand gegessen und dicken Tommies beim Jetskifahren zugeschaut, bevor Wolken aufziehen und wir nach gut 3 Stunden wieder gen Hotel verschwinden. Nach der Dusche laufen wir wieder ins Minh Hien und essen wiederholt lecker und günstig. Auf dem Rückweg fällt uns vor Nicoles Modesalon ein Vietnamese mit einem "I love Bitterfeld" T-Shirt auf und wir kommen ins Gespräch. Er hat von 88-90 im Chemiekombinat Bitterfeld gearbeitet und nebenbei ordentlich Deutsch gepaukt. Wir sind beeindruckt und quatschen noch ein bisschen. Es gab bis jetzt leider viel zu wenig solcher Begegnungen, da die meisten in Verkaufsgesprächen für Touren oder ähnlichem enden oder überhaupt nicht möglich sind, weil unser vietnamesisch so beschissen ist. Am Abend findet Nicole wieder Anklang bei Männern, möchte aber nicht mit 2 Kanadiern "tanzen" gehen und so trinken wir noch ein Bier auf unserem Hotelrundgang (wie bei so Motels), ich schreibe Blog und Tinchen schläft. Morgen haben wir noch einen ganzen Tag hier in Hoi An und fahren dann 18:00 Uhr mit dem Nachtbus nach Nha Trang und dann direkt weiter nach Da Lat in den zentralen Highlands auf 1500 Meter Höhe. Die "Stadt des ewigen Frühlings", na ich bin gespannt. By the way: Wer Fragen zu Vietnam hat oder Kritik üben möchte, kann hier gern kommentieren oder mir eine Mail schreiben, ich versuche das dann so gut wie möglich zu beantworten.

 
 

Mittwoch, 27. März 2013

Abschied aus Hanoi, Kaiserstadt und heiße Gräber

Nachdem die Mädels von ihrer, durch unhöfliche Verkäufer nur gering beeinträchtigten, weil erfolgreichen, Einkaufstour zurück sind, haben wir noch sauviel Zeit und laufen zum Mittagessen ins French Quarter Hanois. Hier sind die Häuser alle größer und nicht jedes beherbergt 5 Geschäfte. Das Hilton und die Oper lassen wir links liegen und finden einen Eckimbiss, wo es Bia Hoi, frittierten Tofu und Erdnüsse gibt. Da danach immer noch viel Zeit ist, beschließen wir noch einen touritischen "Höhepunkt" Hanois mitzunehmen: Das Gefängnismuseum Hoa Lo. Hier waren seit 1898 Tausende Menschen, erst aus Vietnam, dann aus den USA eingesperrt. Die Franzosen haben das Ding hochgezogen und es kommt auch ein bisschen Papillon-Feeling auf, wenn man so an der Guillotine und den Todeszellen vorbeiläuft. Weiter läuft man durch den Ausstellungsteil der über den Aufenthalt abgeschossener Ami-Piloten im "Hanoi Hilton" berichtet. Filme altbekannter Zonenmachart werden gezeigt, in denen sich Bilder abstürzender US-Flugzeuge, aufsteigender Raketen, heroischem Flakfeuer und toter Kinder abwechseln. Ich weiß das der Bombenkrieg der Amis ultrabeschissen war, allerdings täuschen die Bilder basketballspielender Piloten darüber hinweg, dass einige von ihnen hier wochenlang gefoltert worden. John McCain zum Beispiel. Dessen Druckanzug kann man dort auch bewundern; Hanoier hatten ihn nach seinem Abschuß aus dem nahe gelegenen Hoan Kiem-Lake (der in den Fotos des ersten Posts mit der kleinen Pagode) gefischt. Tinchen muss nacheinander mit 2 Vietnamesen posieren, während deren Kumpels Fotos schießen. Danach quackern wir uns noch ein Bierchen am Straßenrand rein und laufen langsam zurück ins Hotel. Toni verabschiedet uns herzlichst mit Drücker und wir sitzen im (weitaus billigeren als heute früh) Taxi und sind, zack, am Bahnhof und, schwupps, im Zug. Unser Mitfahrer Rio, ein Schweizer mit japanischen (Diplomaten-) Eltern und gerade abgeschlossenem Studium in Kalifornien steigt zu und wir quatschen etwas und schlafen relativ früh ein. Wir sind wie immer superpünktlich (8 Minuten Verspätung nach 14h Fahrt) in Hue und laufen die 1,5km vom Bahnhof in die "Touri-Ecke", wo die meisten Gästehäuser liegen. Wir schauen uns vier und deren Zimmer an und entscheiden uns für das mit Pool. Klasse. Gefühlte Sekunden später sausen unsere überweißen Körper ins Wasser. Herrlich. Nach dem Gebade laufen wir ein Stückchen durch Hue und speisen königlich in einem vegetarischem Restaurant (alles unglaublich lecker, Fakefleisch und Tofu und allerlei Rollen und gebratener Reis und so) und bezahlen lächerliche 7€ inkl. Getränke. Danach wandern wir über den lokalen Straßenmarkt, erstehen Obst und laufen durch enge Sträßchen. Zurück im Hotel geht es nochmal in den Pool und später etwas ziellos durch die Stadt. Leider werden hier in Hue (außer in den Touriläden) so gegen halb 10 die Bürgersteige hochgeklappt und unsere Suche nach Baguettes bleibt erfolgos, daher gibt es Cracker mit Senf und unser gekauftes Obst auf dem Balkon. Auch gut. Nach einer sehr warmen Nacht essen wir (europäisiertes) Frühstück und umgehen die Tourenangebote der Hotelbesitzer geschickt, indem wir uns Räder leihen und uns mit diesen am heißesten Tag der bisherigen Reise (37°)  auf den Weg zum Grabe Kaiser Tu Ducs machen. Tine graust bald vor dem Verkehr, allerdings hält sie tapfer durch und wir radeln, ölend wie die Wasserfälle, zum Altar für Himmel und Erde. Der ist relativ langweilig, deshalb fahren wir nach kurzer Zeit weiter. Die Hitze ist inzwischen unerträglich und nach einem Anstieg halten wir an einem Laden und suchen uns Mützen aus (Danke Wumme! :) ). Wir setzen uns kurz unters Vordach, trinken das ebenfalls erstandene Wasser, ich verstopfe nach einem kleinen Magenkrampf die Toilette und wir fliehen etwas überstürzt zum nahe gelegenen Grab eines der letzten Herrschers der Nguyen-Dynastie, Tu Duc (sprich Tü Dük). Die Dame an der Kasse ist ordentlich unfreundlich und versucht Nici um 100.000 Glocken zu bescheißen, aber wir Füchse bemerken es fix und lachen mathematisch überlegen in uns hinein. Die Räder schnell unter dem Vordach einer netten Getränkeverkäuferin geparkt und ab in die Grabesstadt. Ja Stadt, denn das "Grab" ist locker 25ha groß. Wir begehen verschiedene Tempel, Pavillions und Gräber, wobei wir von ununterbrochenem Kindergebrüll umgeben sind. Scheinbar sind hier gerade 30 Klassen verschiedenster Schulen (weil unterschiedliche Uniformen) unterwegs um sich kulturell zu bilden. Wir sind ein großer Hit bei den Kiddies und müssen alle 30 Sekunden "Hello" sagen, winken oder das Peace-Zeichen machen. Toll. Nebenbei laufen wir weiter an vielen sehr chinesisch aussehenden, verfallenden (obwohl erst 150 Jahre alt) Gebäuden vorbei, die der Kaiser hier innerhalb von 3 Jahren errichten ließ. Nach circa einer Stunde sind wir durch, trinken einen, immer wieder leckeren, Không độ (Null Grad) Eistee und verradeln uns danach etwas, werden von Hunden bedrängt und müssen doch den Rückweg am verstopften Klo vorbei nehmen. Wollte ich eigentlich vermeiden. Naja, nichts passiert, Kopp runter, wir donnern fix vorbei und befinden uns auf dem Rückweg nach Hue. Wir nehmen eine andere Route durch noch mehr Verkehr, holen unsere Zugtickets ab und kommen ordentlich fertig (immerhin 20km hoch und runter bei der Hitze) im Hotel an. Ich entscheide mich für Bier und Pool, Nici und Monster laufen nochmal los und schauen sich die Zitadelle auf der anderen Flussseite an. Hier wird wieder mehrfach für vietnamesische Kinder gepost. Ich quatsche derweil mit einem Schotten und kippe mir mit ihm noch 2 weitere Biere rein und treibe etwas im Wasser, bevor die beiden nach circa 3 Stunden zurück sind und wir gemeinsam mit dem Schotten und seiner deutsch-ungarisch-schottischen Freundin ins nicht weit entfernte und vom Personal empfohlene "Zucca"-Restaurant gehen um Abendbrot zu essen. Ganz lecker, ganz günstig. Danach geht nicht mehr viel, alle sind durch Hitze und Fahrradfahrt erschöpft und fummeln dank freien WLANs noch kurz an ihren Handys rum und schlafen dann ein. Heute geht es nach dem Frühstück zum Bahnhof und dann mit dem Zug über den Wolkenpass nach Da Nang und schließlich mit dem Bus weiter nach Hoi An. Hier noch ein paar (chronologisch relativ ungeordnete) Impressionen aus Hue:

Sonntag, 24. März 2013

Lao Cai, Sa Pa und die Vielvölkerberge

Wie gewohnt werden wir pünktlich vom Taxi abgeholt und zum Bahnhof in Hanoi gekarrt. Es steigt das nette holländische Pärchen zu, was uns schon in Richtung Ha Long Bay im Bus begegnet ist. Am Bahnhof in Hanoi stellt Tine fest, dass ihre Wanderschuhe dabei sind auseinander zu fallen. Scheiße. Hätte man auch eher merken können, ärgert sie sich. Aber sie ist ja ein Fuchs und kauft gleich am Bahnhof eine Tube Superkleber um die Schuhe zu bearbeiten. Geht natürlich voll nach hinten los: der Kleber stinkt und qualmt beim Auftragen und auf-die-Haut-laufen und die Schuhe sind kaputter als davor. Sie Wandern nach der Ankunft in Sa Pa in den Müll und befinden sich bei unserer Abreise im selben Eimer. Da die Einheimischen in Sa Pa eh barfuß oder in Badelatschen die Berge hoch und runter rammeln kommt man sich ohne Wanderschuhe gar nicht mehr blöd vor. Wir kaufen ein paar kalte Hülsen und steigen in den Nachtzug nach Lao Cai von wo aus wir in die Berge weiterreisen. Wir beziehen eine 4er Softsleeper Kabine, die wir uns mit einem Vietnamesen teilen, der weder Bier noch Cracker noch Waffeln von uns haben möchte. Klasse: Zwischen den Wagen wird geraucht wie die Schlote. Der Uniformierte auf dem Klappstuhl direkt davor stört sich nicht daran und kämpft mit einem Haufen Papier. Nebenbeobachtung: Hier gibt es unermeßlich viele Menschen in Uniformen aller Couleur. Selbst die Bahnübergangswächter tragen eine. Allerdings trägt selbst die Polizei hier keine Waffen und nur selten Schlagstöcke, was irgendwie beruhigend ist; scheinbar werden diese nicht benötigt. Die Nachtzüge sind übrigens ziemlich bequem und man spart sich eine Übernachtung im Hotel. Kurz nach 6 rollen wir in den Ga (Bahnhof) Lao Cai ein, einer Stadt an der vietnamesisch-chinesischen Grenze. Man erwartet uns und es geht im Minibus eine Stunde entlang tiefer Schluchten und der ersten Reisterrassen Richtung Sa Pa. Im Bus bemerken wir das israelisches Pärchen mit übergewichtigem Sohn, der uns schon auf Monkey Island aufgefallen war, weil er am Affenstrand wie ein nasser Sack aus dem Boot gehievt werden musste. Ich hab ihn beim Zurückschauen im Bus immer für ein Mädchen gehalten, weil er so große Brüste hat. Wir taufen ihn "Ball 2". Der Original "Ball" war ein dicker Kanadier mit seiner Freundin "Stock". Gut, wir erreichen unseren Tourausgangspunkt in Sa Pa und werden mit Frühstück versorgt. Ball 2 läßt drei(!!!) Omelletes zurückgehen und entscheidet sich schließlich doch für gebratene Nudeln mit Gemüse. Seine Mutter schafft es bis zum Abend nicht einmal "Please", "Thank you" oder andere Höflichkeiten zu äußern. Sehr unangenehm. Naja. Wir treffen Lem, unsere Führerin. Lem ist eine schwarze H'Mong und trägt wie alle unserer Begleiterinnen desselben Stammes eine ziemlich coole Tracht und raschelnde Stulpen. Nach kurzem Warten geht es los und wir laufen im Verhältnis 2:1 Touris zu H'Mong erst Straße und dann im Stammesgebiet schmale Bergpfade entlang. Lem kauft Zuckerrohr für alle und wir setzen unsere Wanderung mampfend und die Aussicht bestaunend fort. Unsere Begleitmädels quatschen mit uns und basteln uns nebenbei lustige Pferdchen aus Pflanzen. Wir laufen direkt zwischen den Reisterrassen der einen Seite des Hanges, welche atemberaubende Blicke auf die gegenüberliegende Seite mit Gipfeln und mehr Reisterrassen bieten. Die Berge ringsum sind immerhin über 3000 Meter hoch! Leider ist es etwas diesig, sodaß sich die Peaks eher mystisch als Schatten in den Wolken abzeichnen. Am beeindruckendsten sind aber die Terrassen. Es muss Jahrtausende gedauert haben, die Berge so umzuformen. Scheinbar jeder Meter der Hänge ist mit diesen, Höhenlinien formenden, aus Lehm geschichteten Bauwerken, bedeckt. Wahnsinn. Nach circa 4 Stunden Marsch erreichen wir ein Dorf der H'Mong und kapieren endlich, warum alle so ultralieb zu uns sind: die Mädels verkaufen natürlich Handwerk! Man bestürmt uns geradezu mit Armreifen, kleinen und großen Beuteln, Mützen und allerlei anderem hausgemachten Sachen. Ich greife bei einem Beutel zu und bezahle natürlich viel zu viel. Im Laufe der 2 Tage werden die Preise immer weiter nach unten gehen. Wer also mal hierher kommt, sollte ordentlich Handeln können oder Geduld haben und warten bis die Preise im Laufe der Zeit sinken. Na schön, die Leute wollen ja hier auch einen Teil der Einnahmen der Tourimaschine. Wir essen, gemeinsam mit 3 Australierinnen (Kelly, Ally und Amy) und einer Holländerin (Judith) zu Mittag und unterhalten uns ganz gut. Danach laufen wir weiter (an Handwerksläden vorbei), besuchen 2 Schulen und sehen eine Subotnik-Baustelle, wo Dorfbewohner und Uniformierte den Weg betonieren. Lem erzählt mir, dass die Leute hier im Jahr 24 Tage gemeinnützige Arbeit leisten müssen/sollen/wollen. Ich kann schlecht einschätzen, wie die H'Mong zur Regierung stehen; im Vietnamkrieg (hier Amerikanischer Krieg) kämpften sie, unterstützt durch die CIA auf der südlichen Seite und lieferten sich mit der NVA Kämpfe im Bergland von Laos und Nordvietnam. Jedenfalls bezeichnet Lem die Mehrheit des Landes als Vietnamesen und sich selbst als H'Mong. Sie gibt auch wenig Auskunft auf solche Fragen, also lasse ich es. Wir sehen auf der Route noch mehr Menschen verschiedenster Völker, die hier in Nachbarschaft leben, aber sehr unterschiedliche Sprachen sprechen und alle andere Trachten tragen. Vietnamesisch lernen die Kinder hier erst in der Schule. Nach weiteren 2,5-3h kommen wir an unserem Nachtlager, einem sog. "Homestay" an. Wir werden die Nacht also im Haus einer Famile verbringen. Das hört sich erstmal spannend an, jedoch macht die Sprachbarriere (und die zum 1000. Mal gestellten Fragen) tiefere Gespräche unmöglich. Also kippen wir uns in der lokalen, von einem Niederländer geführten Bar 2 Bier rein, hören uns sein Genörgel über die umliegenden Homestays (Konkurrenz, gelle) an, nutzen das kostenlose W-LAN und laufen danach zur Unterkunft zurück, um Abendbrot zu essen. Das ist gut und reichhaltig, und bietet die Grundlage zum weiteren Biertrinken. Wir quatschen mit den Ozzies und 3 Französinnen, die Israelis sind schon bald im Bett (jeder war von ihrer groben Art genervt), trinken kaltes Bia Ha Noi und lassen uns Tipps für Australien geben. Gegen halb 9(!!!) werden wir freundlich aber bestimmt gebeten, unsere Getränke zu leeren und schafen zu gehen. Die Vietnamesen gehen echt saufrüh ins Bett (und stehen früh auf), also gibt es noch eine Gute Nacht Zigarette und dann geht es hoch unter die Moskitonetze. Mitten in der Nacht drängt mich die Blase zum Klo und ich meistere dank einer Kombi aus katzengleichen Augen, Körperbeherrschung und fotografischem Gedächtnis den stockdunklen Weg nach unten, 2x um die Ecke und aufs Klo. James Bond sieht ganz, ganz alt aus, gegen mich. Am Morgen wecken uns krakehlende Hähne und es gibt leckere Pfannkuchen mit Honig und Banane. Dann laufen wir eine weitere Stunde durch teilweise schwieriges Gelände (Ball 2 wird öfter mal von H'Mong Frauen gestützt) und erreichen nach Überqueren einer weiteren, wackligen Seilbrücke unseren Mittagsort. Dort gibt es Nudelsuppe (leider aus der Tüte) und danach den Bus nach Sa Pa. Wir eiern ca. 20 Minuten über holprige Straßen am Abgrund und erreichen (gerade rechtzeitig für mich) unseren Ausgangspunkt im Hotel (und dessen Klo). Ich glaube, ich vertrage so Tütensuppen einfach nicht. Wir haben noch einige Zeit bis zur Abfahrt nach Hanoi, also treiben wir uns auf den lokalen Märkten umher und die Mädchen begreifen, wie günstig ein Armreif sein kann, wenn man ihn hier kauft. Wieder was gelernt.Wir gammeln kurz im Garten des Hotels rum, essen Abendbrot und sitzen, schwupp, im Bus nach Lao Cai, wo unser Nachtzug wartet. Schnell Bierchen gekauft und rein in das Abteil. Unser vierter Mann steigt erst eine Station später zu, ich bin relativ müde und alle gehen früh schlafen. Leider wackelt der Zug diesmal ganz extrem (hier in den Bergen wird Schmalspur gefahren), sodaß ich nur äußerst schlecht schafen kann. Pünktlich um 4:55 sind wir in Ha Noi und werden wider Erwarten nicht abgeholt. Nach 20 Minuten haben wir das Warten satt und die örtlichen Taxifahrer bekommen unser (inzwischen) brutales Handelsgeschick zu Spüren. Nach der Ankunft am Hotel sitzen wir noch 20 Minuten vor verschlossener, aber W-LAN-durchlässiger Tür bis uns ein verschlafener Michael die Tür öffnet. Wir drehen noch eine kurze Runde zum See, wo die Leute (Sonntag früh um 6!!!) in Massen Federball spielen, Tai Chi machen, oder Tanzstunden nehmen. Wir sehen die Schildkröte im See und laufen zurück ins Golden Time. Wir werden wieder unglaublich nett mit kostenlosem Frühstück und ebensolchem Zimmer versorgt. Ich kann mir endlich die Haare und den Bart schneiden, dann gehen Monster und Nicole sich mit Judith und den Ozzies treffen. Ich kuller hier rum und schreibe Blog. Nachher springen wir wieder in den Zug und fahren über Nacht nach Hué. Aufregend!





Donnerstag, 21. März 2013

Vinh Ha Long

Pünktlich wie die Maurer taucht unser Minibus vorm Hotel auf und wir entern das bis zum Bersten mit Leuten und Gepäck gefüllte Vehikel. Alle anderen reisen viel leichter, wir haben unseren ganzen Scheiß dabei und kommen uns 3 Minuten lang dumm vor, sind aber beruhigt, weil alles ordentlich verstaut ist und jeder ordentlich Platz findet. Unser Guide Lic begrüßt die ganze Truppe und spricht super (vietnamesich akzentuiertes) Englisch. Wir fahren ca. 1,5h und halten an einem riesigen Tourisupermarkt. Ist aber alles ganz ok, niemand bedrängt einen hier, die Toiletten sind UNGLAUBLICH sauber und ich finde einen sehr leckeren vietnamesischen Eistee, den wir ab jetzt immer kaufen. Weiter geht die Reise zum Hafen von Ha Long City und nach kurzem Warten besteigen wir mit Lic und fast allen unserer Reisetruppe die "Cong Nghia". Der Kahn hat 8 Kabinen, ein Sonnendeck und eine Bar mit Tischen wo auch gespeist wird. Kurz zur Sonne: Die haben wir hier nur immer mal mal gesehen, was aber kein Problem ist, da wir winterlichen Weißbrote sonst schon total verbrannt wären. So haben wir bisher nicht einmal Sonnencreme auftragen müssen und waren trotzdem immer im Warmem. Gut, wir legen ab und nach kurzer Zeit gibt es ein sehr vielfältiges Mittagessen. Auch schön vegetarisch für uns zwei und mit Fleisch für den Rest. Wir schaffen natürlich nur die Hälfte und begeben uns danach auf Deck und bewundern die ersten auftauchenden Felsen der Bucht. Nach etwas Fotogeschieße und circa einer Stunde Fahrt legen wir das erste Mal an einer Höhle (ich hab leider den Namen vergessen) an und begehen diese. Ok, sie ist groß aber die Feengrotten in Saalfeld sind bunter. Beim Rausgehen sehen wir unseren ersten echten Affen und die vielen Touriboote, die hier alle, unglaublich durchorganisiert, die Plätze wechseln um uns Westler am Ausgang wieder aufzunehmen. Danach fahren wir auf die nächste Insel und besteigen (Nici nicht) den lokalen Berg. Spitzenaussicht aber ganz, ganz viele Leute. Dann wieder runter und aufs Schiff um (pünktlichst) abzulegen. Die Vietnamesen haben ihre Touristen echt im Griff, was Zeit und Orga angeht. Nichts ist hektisch, aber alles läuft wie ein Uhrwerk. Wir schippern zum abendlichen Ankerplatz und bekommen erneut ein Bombenabendbrot serviert. Nach dem Essen hängen wir noch eine Weile auf dem Oberdeck ab, trinken Bier und lassen uns von zwei Tommies die Taschen mit Reisegeschichten vollhauen. Leider ist der Rest unserer Mitfahrer entweder zu jung oder zu alt, sodaß es ohne Karaokeäktschn in die Kabine geht. Nici schläft auf dem Zustellbett und hat ein fleckiges Bettlaken, wirft aber tapfer ihren Innenschlafsack drüber und wir schlafen bei tropfender Klimaanlage im Kabinchen(-chen) ein. Am Morgen bekommen wir ein, im Vergleich zu den vorigen Mahlen, karges (Toast, Butter, Konfitüre, Obst, Chinanudeln mit Gemüse, Omelette) Frühstück. Dann geben wir unseren Tischkanadier an ein anderes Boot ab, nehmen kurz darauf neue Mitfahrer auf und fahren Richtung Cat Ba Island. Auf dem Weg dahin fahren wir an viel Müll im Wasser und Einheimischen in ihren Minibooten vorbei. Ich bin mir sicher, dass diese eine der vielen Minderheiten im Land sind und weder vom, vom Massentourismus verursachten, Müll noch vom Ranfahren an die Boote und Bier, Wasser und Kippen verkaufen begeistert sind. Hm, naja, kann man ohne mit den Leuten zu sprechen ganz schlecht einschätzen. Bei der Ankunft an jeder Anlegestelle stehen jedenfalls immer Frauen da und verkaufen wieder Wasser, Bia und Zigaretten. Wir sind immer höflich und lehnen meist per "gom öng" (Danke)  ab, was sie nicht glücklicher macht.
Wir steigen auf Cat Ba Island wieder in unseren Minibus und fahren so 10km bis zum Nationalpark. Hier steigen wir aus und unser Guide Lic ballert erstmal hinter den Bus. Haha, er hat gestern Abend bitter mit der Besatzung gesoffen und den Alkkrieg verloren. Es wird ihm heute den ganzen Tag schlecht gehen, allerdings (oder gerade deshalb) hat er seit gestern schon das dritte Paar Schuhe an, was der aufmerksamen Nici auffällt. Gut, also hinein in den Park und ab in den Dschungel. Nici und Tinchen geben nach einem Kilometer auf, weil wir ein russisches Pärchen treffen, was uns auf deutsch erklärt, dass einige Franzosen gesagt haben, der Weg wäre zu glatt. So ein Quatsch! Ich laufe weiter und klettere über den, zugegebenermaßen, glatten Weg immer weiter nach oben und werde mit einem wunderschönem Blick vom rostigen Aussichtsturm (Far Cry 3 Style!!!) belohnt. Also Bilder geschossen, wieder runter vom Turm und auf dem Abstieg eine der vielen leeren Flaschen mitgenommen, die hier von Asis liegengelassen werden. Penner. Beim Hinabsteigen mit 2 älteren Dänen treffe ich auch das russische Pärchen wieder, die den Aufstieg nun doch wagen. Dawai, dawai denke ich und treffe unten Monster und Nicole. Schnell ein Bierchen und eine Salty Lemon (voll geil) geschlürft, die erste Schachtel "Thang Long" erstanden und wieder in den Bus. Der fährt uns nach Cat Ba City und wir werden, wie gewohnt super, mit Mittagessen versorgt. Bis auf uns schlafen alle hier im Hotel, wir aber steigen (mit einigen Monkey Island-Besuchern) wieder in den Bus und fahren an einen kleinen Hafen. Dort besteigen wir ein kleines Boot und setzen zur Affeninsel über. Nachdem eine der mitfahrenden Vietnamesin ihren Plastikmüll über Bord geworfen hat (ist hier sehr üblich) werden wir drei am privaten Teil der Insel in ein noch kleineres Boot umgeladen und landen am Resort. Wir werden sehr nett begrüßt und beziehen unseren kleinen Bungalow (fast) direkt am Strand. Sehr, sehr geil. Nach kurzem Duschen übersteigen wir den nahen Berg und erfreuen uns an Aussicht und touriverarschenden Äffchen. Danach klettern wir zurück und speisen wie immer königlich zu Abend. Nebenbei zur Tour: Ich empfehle es jedem, auch wenn der Preis für Vietnam relativ hoch (100€ für 2 Nächte und 3 Tage) erscheint, ist er doch jeden Cent wert, da sich rührend um einen gekümmert wird (ich steh ja sonst nicht so auf Tourischeiß) und die Bucht wirklich atemberaubend ist. Ich kann nur hoffen, dass in 5 Jahren weniger oder wenigstens nur gleichviel Müll und Diesel im Wasser schwimmt. Nun gut, wir sitzen mit Zoey und Bart auf der Terrasse und bequatschen englische und deutsche Sauf- und Lebenskultur. Ganz nett. Dann husch ins Bett, vorher noch versucht einen Post zu erstellen, was am Netz scheitert, aber nicht schlimm ist, da wir nach unserer Rückkehr ins Hotel kostenos ein Zimmer zur Verfügung gestellt bekommen. Inklusive freiem W-LAN versteht sich. Kurze Werbung: Wer gern mal günstig (und recht einfach) in Hanoi übernachten möchte, dem sei das Golden Time Hostel hier sehr ans Herz gelegt. Ok, zurück zur Tour. Nach dem Frühstück klettern wir ins überpünktliche Boot und fahren nach Cat Ba Island zurück, wo schon unser Minibus wartet. Wir fahren am Hotel der anderen vorbei, sacken die ein und besteigen nach kurzer Weiterfahrt unser "altes" Boot. Dann folgt ein 2,5-stündiger Cruise durch die Bucht, es gibt Mittag und wir legen an. Auch hier kommt unser Bus nach Hanoi superpünktlich und Lic (dem es heute unglaublich viel besser geht) winkt alle in den Karren, zählt uns und wir fahren ab. Die Fahrt dauert knappe 4 Stunden und wir sind wieder im Hotel. Heute Abend noch fahren wir mit dem Nachtzug nach Lao Cai an die chinesische Grenze und schauen uns morgen und übermorgen die Reisterrassen an, d.h. den nächsten Post gibt es sicher erst überübermorgen.