Lange im Outback verschollen, kommen
wir erst jetzt dazu einen neuen Post zu verfassen. Stehen geblieben
waren wir in Hervey Bay, einem kleinen Küstenörtchen, von dem aus
die meisten Touris nach Fraser Island aufbrechen, welche wir ganz
rebellisch links liegen lassen und einen ruhigen „Off day“
verbringen. Wir entscheiden uns für einen Strandspaziergang mit
Abstecher auf den Marktplatz, auf dem zwei Omis Countrymusik zum
Besten geben und ein Haufen australische Familien ihren Sonntag
verbringen. Wir besuchen noch einen kleinen Wasserpark, der zwar für
über 3-jährige nicht wirklich spektakulär ist uns aber daran
erinnert, dass unser Campingplatz mit Pool und Spa ausgerüstet ist,
in die wir uns postwendend begeben. Wie jeden Abend wird
professionell gekocht und wir beobachten beeindruckt eine Gruppe
Holländer, bestehend aus zwei fetten Weibern und einem spindeldürren
Typen, die sich am Barbeque enorme Fleischberge zubereiten, von denen
locker eine 10-köpfige Familie satt werden würde. Wir lästern
ordentlich und lassen uns unser supergesundes Abendmahl schmecken.
Wir lernen noch Robin und ihren Mann kennen, die im Caravan Park
arbeiten und, wie eigentlich alle Australier, die wir bisher
getroffen haben, mächtig über die derzeitige Regierung schimpfen.
Unsere nächste Station ist Noosa, ebenfalls an der australischen
Ostküste gelegen. Wir hoffen im nahegelegenen Nationalpark unsere
ersten Koalas zu sichten. Trotz intensiver Suche werden wir nicht
fündig, werden aber durch die wunderschöne Wanderstrecke direkt an
der Küste entlang entschädigt und beobachten wie ein paar Angler
aus Versehen eine Seeschildkröte fangen, diese aber sofort wieder
freilassen. Die Nacht verbringen wir in Coolum Beach und treffen uns
abends - nach kurzem (und bisher letztem) Bad im Pazifik - mit Andrew
und seiner südafrikanischen Freundin Jenna. Wir betreten das erste
Mal einen der vielen Clubs (hier den Live Saving and Surf Club) und
müssen uns namentlich anmelden. Dafür trinken wir die ersten
Getränke außerhalb der Vanumgebung. Prima. Die Zeit ist leider sehr
kurz und wir fliegen kurz nach zehn aus dem Laden, weil dieser
geschlossen wird. Nun ja. Nach mehreren Wochen Provinz steht mit
Brisbane nun die erste Großstadt auf dem Programm. Unser Speed
Master G (SMG-811) wird schnell auf dem Campingplatz in Rochedale und
wir im Bus geparkt und auf geht’s ins Vergnügen. Sofort fällt
auf, dass Busse hier ihre eigene Autobahn haben und aufgrund der
nahegelegenen Uni unglaublich viele Asiaten mit uns fahren. Das
australische „Hinterland“ ist durchsetzt mit kernigen
Quasicowboys während die Städte sehr international daherkommen. Wir
steigen am westlichen Ende der South Bank aus und springen nach dem
Überqueren der Victoria Bridge sofort auf die heranrauschende Fähre
um unser teures ($7,50) Ticket vollends auszukosten. Vorbei geht’s
an der Skyline in den Nordosten wo wir dem Gefährt im tiefen
Business District entsteigen und uns auf die Suche nach etwas
Essbarem machen, da ich beginne quengelig zu werden. Nach erfolgloser
Suche (weil alles sehr teuer) besuchen wir die St. John's Cathedral
und laufen entlang der St. Ann's Street Richtung Rathaus. Da meine
Laune aufgrund des Hungers immer schlechter wird kehren wir nach
Begehen des Food Courts in der Queen Street und des Sicherns von
Tickets für die Glockenturmbegehung im Rathaus in den lokalen Coles
ein und versorgen uns mit Baguette, Aufstrich und Käse. Danach
finden wir nach einigem Gesuche das, uns öfter empfohlene, Roma
Street Parkland, spazieren und begaffen rattenartige Beuteltiere,
zwei pubertierende Pärchen bei den ersten „Gehversuchen“ (hihi)
und den äußerst niedlichen Nationalvogel, den Cookaberra. Kurz
darauf eilen wir zurück zum Rathaus um uns den Glockenturm
anzusehen, der großartige (wenn auch „von unten“: ein Typ in der
Kathedrale erzählte, dass dieser in seiner Jugend das höchste
Gebäude gewesen sei) Blicke in die Stadt ermöglicht. Nach der
Begehung entern wir das lokale, vegetarische „Govindas“ Hare
Krishna Lokal und essen per „All you can eat“ für 13 Glocken das
zweite Mal auswärts. Pappensatt schwanken wir zurück zur Victoria
Bridge um die, vor einigen Jahren in einen Park verwandelten, South
Bank zu begutachten. Herrlich. Es bieten sich unzählige
Möglichkeiten die nächtlich beleuchtete Skyline zu fotografieren
und wir bewundern die Schönheit der Parkanlage mit ihrem
(kostenlosen und sehr sauberen) öffentlichen Pool direkt am
Flußufer. Da wir hier ziemliche Luschen sind, was das Nachtleben
(und Aufbleiben) angeht, fahren wir (wieder für $7,50) statt in den
Partybezirk zurück zum Zeltplatz, lassen uns auf dem Weg vom Bus
mehrmals von fiesen Kötern (einmal rettet uns nur ein Zaun vorm
Zerfleischtwerden) anbellen und schlafen wie immer recht früh (aber
später als sonst!) ein. Der Morgen bringt erneut strömenden Regen
und den Start Richtung Byron Bay; nicht jedoch ohne vorher im Daisy
Hill Koala Conservation Centre vorbei zu fahren. Dort sehen wir die
ersten (und bisher einzigen) faulen, schlafenden Koalas. Beide
Mädchen freuen sich unglaublich und können sich nur mit Mühe
zurückhalten, die Tiere aus ihren Astgabeln zu reißen und zu
herzen. Auf dem Weg nach Byron Bay biegen wir kurz inländisch ab um
die Hippy- und „Lebenskünstler“- Hochburg Nimbin zu besuchen.
Wir lehnen alle angebotenen Drogen erfolgreich ab, verspeisen einen
Pie in der hiesigen Bäckerei und fahren im Regen weiter Richtung
Küste. Der Caravan Park in Broken Head bei Byron Bay ist so lala und
die Lichter der Campküche gehen erst kurz nach 6 an, was uns
Gelegenheit gibt, unsere frisch erstandene Öllampe zu probieren, in
deren Schein wir auf Barbequeplatten Erbsensuppe zubereiten. Ganz
großes Kochen. Wir quatschen mit Steve, einem bekifften Wellenreiter
aus Vanuatu, der Tine die geborene Surferseele bescheinigt, jagen
Buschtruthähne und kippen uns Cider und Hollandia in die nassen
Astralleiber. Am Morgen verjagt die Sonne die restlichen Wolken und
wir begehen bei unglaublich schönem Wetter die Gegend rings um den
Leuchtturm Byron Bays. Tine ist zudem ganz aus dem Häuschen, denn
sie hat nahe des Ufers Delfine erspäht! Klasse! Wir beobachten
Flipper und seine Kumpels und versuchen ein paar anständige Bilder
zu schießen, was uns nur halbwegs gelingt. Die Ausblicke von den
Klippen (immerhin der östlichste Punkt des australischen Festlandes)
und dem tiefergelegen Felsenstrand sind atemberaubend und wir
verbringen einige Zeit mit Schauen und Laufen. Vom Sichten der
Delfine optimistisch gestimmt, fahren wir weiter gen Süden nach
Woolgoolga, denn dort sollen Wale zu sehen sein. Wir beobachten
angestrengt die See und sehen nach den Hinweisen zweier im Auto
grasrauchender Aussies in der Ferne auch das hochspritzende Wasser
springender Wale. Wir fahren 20 Kilometer weiter Richtung Emerald
Beach um einen besseren Blick werfen zu können, doch die
Meeressäuger bleiben verborgen. Entschädigt werden wir durch ein
Paar Känguruhs, die am Hügel grasen und uns bis auf wenige Meter
annähern lassen. Wir beschließen unsere heutige Fahrt in Coffs
Harbour, entkräften uns auf dem „Jumping Pillow“ des Parks und
essen zu Abend während wir (wie fast immer) mit Aussies quatschen.
Des Nachts wird unser Van vom (von den Aussies angekündigten) Sturm
derart geschüttelt und gepeitscht, dass wir am Morgen ans 50 Meter
entfernte Toilettenhäuschen FAHREN und unsere Reise ohne
ordentliches Frühstück fortsetzen. Da wir die Nase vom küstennahen
Unwetter voll haben, fahren wir durch herrliche Regenwald (haha, ich
weiß!)-Nationalparks gen Westen und erreichen am Abend das mehr als
400 Kilometer inländisch gelegene Coonabarabran. Der Zeltplatz ist
etwas heruntergekommen, aber es gibt Feuerstellen und Unmengen von
Holz, mit deren Hilfe wir ein Koch- (schön Folienkartoffeln!) und
Lagerfeuer entfachen und eine trockene (und später ziemlich kalte)
Nacht verbringen. Der nächste Morgen führt uns durch den (nicht
durch uns) total abgebrannten Warrumbungle Nationalpark weiter
Richtung Westen (durch die Brandschäden konnte man kaum etwas
begehen) nach Cobar, einer alten Minenstadt im Outback. Der örtliche
Lookout bietet Ausblicke auf eine der alten Minen und nach dem
Ansteuern des Zeltplatzes schreiben wir Postkarten, stellen uns zu
ausgewählten Hits eines Alleinunterhalters unseren restlichen
Biervorrat in die Adonis- (und Adona-)Körper (zum 2. Mal, habt ihr's
gemerkt?) und senken den Altersdurchschnitt trotz meines mehr als
Dritteljahrhunderts erheblich. Zwei Australier retten den Abend durch
Schenkung einer halben Flasche hiesigen Chiraz'. Der nächste Tag
bringt eine weitere lange Fahrt durch das Outback Richtung Broken
Hill, der „Hauptstadt“ des neusüdwalisischen Hinterlandes.
Broken Hill hatte seine besten Tage zu Zeiten des australischen
Goldrausches, ist aber immer noch wunderschön anzusehen und bietet
neben letztjahrhundertlicher Architektur (das ist hier selten!)
bergmännischen Charme. Da wir in den letzten 3 Tagen ca. 1400
Kilometer abgerissen haben, gönnen wir uns einen freien Tag um die
Umgebung zu erkunden: wir besuchen Silverton, eine Quasigeisterstadt,
in und um derer einige Filme (unter anderem Mad Max) gedreht wurden,
den Mundi Mundi Lookout, der Ausblicke in die umgebende Wüste und
auf zwei Gräber ermöglicht und das „Living Desert Sanctuary“
mit seiner Outbackflora und -fauna (wir sehen Dutzende Känguruhs
aller Größen und überfahren beinahe eines auf dem Weg dahin) und
Skulpturenpark. Wir nutzen die kostenlosen BBQs der Picknick Area zum
Mittagssnack und fahren zurück nach Broken Hill. Dort besuchen wir
die Südstadt und Bell's Milk Bar wo wir den berühmten Spider
probieren, einen Softdrink mit Eiscreme. Nach dem Vollziehen des
„Heritage Walks“ stürzen wir noch kurz in die Black Lion Inn
(hier heißen Bars fast immer „Hotel“), Tinchen gewinnt einen
klasse Grillwender (der doppelt soviel wert ist wie die beiden Biere,
jawoll!) und der Abend endet mit der Zubereitung des wohl leckersten
„Würstchengulaschs“, den wir je gegessen haben und langem
Quatschen mit 2 dicken rauchenden Australiern, die uns weitere
Attraktionen Südaustraliens empfehlen. Im Augenblick sitzen Tine und
ich im Wellington „Hotel“ in der Nordstadt Adelaides und ich
beschließe diesen Eintrag mal, denn das Cooper Pale kostet sieben
Dollar und der Eintrag ist eh schon lang genug. Mehr dann sicher aus
Melbourne!
Donnerstag, 30. Mai 2013
Mad Max, Minen, Menschenleere
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Sonntag, 19. Mai 2013
Erich, Evi und ellenlange Straßen
Wenn ich schon 3 Monate dabei bin,
schreibe ich auch mal Blog: Am Montagmorgen fahren wir nach Shute
Harbour, dort geht das Wassertaxi nach Hook Island ab. Weil wir
Füchse sind parken wir nicht auf dem teuren Parkplatz direkt am
Hafen, sondern oberhalb der Bucht, wo es um einiges billiger ist. Am
Pier ist Phil schon dabei, das Boot startklar zu machen. Er ist ein
lieber, aufgeregter Typ; das Boot ist klein und gelb, und nachdem wir
uns Schnorchel, Flossen und Stinger Suits (schützen vor tödlicher
Quallengefahr) ausgesucht haben und Phils Kumpel Dave angekommen ist,
geht’s los. Wir brausen ca. 50 Minuten mit den Wellen zu Hook
Island. Die Fahrt ist schon mal sehr schön, das Boot hüpft ab und
an lustig und die Sonne strahlt. Die Bucht, in der wir die nächsten
zwei Tage verbringen werden, heißt Maureen's Cove. Phil schmeißt
uns und die Campingsachen raus, düst davon und wir tapsen
robinsonmäßig den Strand hoch. Der ist nicht aus Sand, sondern aus
Korallen- und Muschelresten: schön zum Strandgut suchen, schlecht
zum drauf rumlungern. Wir sind die Einzigen auf dem kleinen
Campingareal. Dort gibt es Platz für ein paar Zelte, eine Sitzgruppe
unter einem riesigen Baum und ein Plumpsklo, gut bewacht von Erich,
der Riesenspinne. Sobald wir die Zelte aufgebaut und das (gut
sortierte) Campingzubehör begutachtet haben, pressen wir uns in die
Stinger Suits (nicht jeder von uns sieht darin so heiß aus wie
Tine...) und stürzen uns in die Fluten. Ich schnorchle zum ersten
Mal außerhalb des guten alten Suhler Ottilienbades und schlucke
einige Liter Salzwasser, weil ich immer mal wieder fasziniert das
Mäulchen aufreißen muss: wir schweben maximal einen Meter über den
Korallen, die sanft hin und her wiegen, tauchen durch Fischschwärme,
bestaunen Regenbogenfische und hören, wie diese an den Korallen
nagen. Kurzum: HERRLICH! Nachdem die Dunkelheit wie immer sehr früh
hereingebrochen ist und wir gespeist haben, legen wir uns an den
Strand um Sterne zu gucken. Exe beeindruckt uns mit seinem
astronomischen Wissen und zeigt uns den Mars, Orion, die Milchstraße
und einen Spionagesatelliten. Ich sehe die ersten Sternschnuppen
meines Lebens (und wünsche mir Weltfrieden, also seht zu!) und fühle
mich die ganze Zeit, als würde mir jemand ins Herz pinkeln ob der
millionenfachen Schönheit. Der nächste Tag ist wettermäßig
perfekt: strahlender Sonnenschein und sehr heiß. Also tun wir das:
schnorcheln, unsere Astralkörper bräunen, lesen und Strandgut
sammeln. Des Nachmittags ankert eine Yacht mit 6 nervigen Kids in der
Bucht über die wir uns ein bisschen ärgern müssen, weil sie die
Idylle durch Grunzlaute zerstören und -trotz nationalparkweiten
Verbots- rumzündeln wollen. Tine spricht ein Machtwort, sie zeigen
sich beeindruckt und verschwinden aufs nächste Strandstück. Diese
Nacht ist ein bisschen bewölkter, also weniger Sterne, dafür mehr
alte Geschichten (z.B. warum Exe damals eine Schlager Süßtafel an
Evi Busch abgeben musste). Später in den Zelten fürchten wir uns
noch ein bisschen vor den lauten Geräuschen, stellen dann aber fest,
dass es nur Vögel sind, die sich ein bisschen aufplustern. Fun Fact:
Wir sehen hier massig abgefahrene Vögel (z.B. Kakadus), die zwar
schön aussehen, aber meistens Geräusche von sich geben, die sich
anhören, als würde ein Säugling verenden. Da wir am nächsten Tag
erst nachmittags vom Inselabenteuer wiederkehren, entschließen wir
uns für eine weitere Nacht auf dem Flametree Campground in Airlie
Beach, um uns die Salzkruste abzumeißeln und den Mückenstich-Sieger
zu küren (Tine gewinnt nach Anzahl, Exes sind dafür am dicksten
angeschwollen). Fröhlich und salzfrei machen wir uns am nächsten
Morgen auf Richtung Eungella Nationalpark. Dort soll man die seltenen
Schnabeltiere noch in freier Wildbahn sehen können und einen tollen
Panoramablick von den Bergspitzen ins Tal haben. Auf dem Weg dorthin
knacken wir unter lautem Gejohle die 2000 km Marke. Unser erster Halt
ist die Fitch Hatton Gorge. Erst plaudern wir noch mit einem netten
Aussie, dann fängt es plötzlich an, schlimmstmöglich zu regnen.
Darum keine Gorge und keine Schnabeltiere, sondern wieder ins Auto
und gleich zum Lookout auf den Bergen fahren. Tine bewältigt ihren
ersten 12%igen Serpentinenanstieg bravourös, oben angekommen sehen
wir jedoch -natürlich- nur die halbe Aussicht, da Nebel im Tal
hängt. Klasse. Also alle nochmal Pipi und dann weitergefahren. Auf
dem Weg nach unten feiern wir dann heimlich unsere
Konfirmandenblasen, denn kurz vor uns ist plötzlich ein nicht
sonderlich kleiner Baum mitten über die Straße gekracht. Exe
krempelt sofort die Ärmel hoch, aber da offenbar auf jedem
Aussiegrundstück ein Bagger rumsteht, kommen die ihm zuvor, also
belässt er es beim wichtig gucken und Ästchen aufsammeln. Das
Wetter bleibt bescheiden, darum entschließen wir uns, Strecke zu
machen. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir St. Lawrence mit
unserem ersten kostenlosen Campingplatz. Vor Freude fährt Tine den
Van im Matsch fest. Unter fachkundiger Anleitung zwei älterer Frauen
mit Hund und Mick, der mit dem Fahrrad die Küste hochfährt, befreit
Exe den Karren. Der parkt jetzt aber in einer solchen Schräglage,
dass Tine und ich uns ein bisschen davor fürchten, dass er des
nachts umkippt. Als ich also später in meine Koje unterm Dach
krieche, die ca. 50cm Liegehöhe hat und in der ich mich immer so ein
bisschen wie die Fritzel-Tochter fühle, presse ich mich eifrig an
den linken Rand. Nichts fällt um und der kommende Morgen ist sonnig
und beschert und etwas Schönes: auf der weiten Ebene vor dem
Campground hüpfen und kloppen sich ein Haufen Kängurus und
veranlassen uns damit zu einigen Ohs und Ahs. Nachdem ein Mann mit
Hund die Kängurus verjagt hat, isst Exe noch schnell 3 Bananen (die
mussten weg!) und wir machen uns wieder auf den Weg. Wir unterbrechen
unsere Fahrt heute nur in Rockhampton um zu tanken und einzukaufen.
Weil er qualmt wie ein Schlot muss Exe hier zum ersten Mal
australischen Tabak kaufen: 50 Gramm für 28 Dollar. Besonders schön:
hier wird das mit den Warnhinweisen so ernst genommen, dass der
Markenname nur in Schriftgröße 10 auf der Packung steht, den Rest
nimmt das Foto eines widerlichen Gangrene-Fußes ein. Köstlich. Wir
fahren weiter bis Agnes Water, einem kleinen Kaff an der Küste mit
einem sehr schönen Campground von dem aus man runter an den Strand
steigen kann. Auf der heutigen Fahrt haben wir übrigens die Tropen
verlassen und die Subtropen erreicht. Das merke ich daran, dass ich
nachts zum ersten Mal friere. Tags darauf geht es weiter nach
Bundaberg. Dort gönnen wir uns eine geführte Tour durch die
Bundaberg-Rum-Distillerie, schmachten Suzanna, unsere schöne
Führerin an und dürfen am Ende in der Bar zweimal Rum verkosten.
Wir haben alle nur 3 Kekse gefrühstückt und weil Tine fährt,
übernehmen Exe und ich die Hälfte ihrer Drinks: danach sind wir rum
(haha!). Wir fahren noch bis Hervey Bay, dem Tor zu Fraser Island und
entschließen uns, mal wieder einen Offday einzulegen. Dieser ist
heute. Gleich checken wir die Strandpromenade aus bevor ich mich mit
den Klatschzeitungen aus dem Recreation Room auf die Couch verziehe
und ein bisschen um Angelina Jolies Brüste trauere.
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Sonntag, 12. Mai 2013
Rote Erde, Roadkill und viel Regen
Hui, das hat jetzt aber lange gedauert mit einem neuen Post. Die
Internetversorgung ist in Australien, sicher auch der Größe des
Landes geschuldet, unterirdisch. Regelmäßig bekommen wir Angebote
wie $5 pro Stunde usw. Wir haben daher nur selten Zugang zum Netz und
können deshalb leider nicht so regelmäßig posten.Ok, auf geht's.
Wir landen kurz nach 24 Uhr am 30. April in Darwin und machen uns auf
die Suche nach einem Schlafplatz. Da die Übernachtungspreise selbst
in den einfachsten Hostels hier unverschämt teuer sind, siegt der
Geiz und wir nächtigen abwechselnd auf dem Flughafenboden und einer
mehr oder weniger bequemen Couch. Auf sleepinginairports.net kann man
sich übrigens weltweit über die kostenlosen „Schlafmöglichkeiten“
in Flughäfen informieren. Naja, wir bekommen immerhin ein paar
wenige Stunden Schlaf und lassen uns am nächsten Morgen mit dem Taxi
in die Innenstadt von Darwin kutschieren. Wir kehren sofort ins
nächstbeste Frühstückscafé ein um unsere Mägen nach 24-stündiger
Essensabstinenz wieder zu füllen. Ein Supermarkt wird auch sofort
ausgecheckt und wir stellen fest, dass die australischen Preise für
Lebensmittel doch nicht so extrem hoch sind wie durch viele
Horrorgeschichten aus Freundeskreis und Internetquellen erwartet. Da
wir sämtliches Reisegepäck mit uns tragen, entscheiden wir uns
gegen eine Tour durch die Stadt und für einen entspannten Tag im
Park mit Blick aufs Meer. Hier sehen wir zum ersten Mal eine Gruppe
Aboriginies und werden sagenhafte 3 Mal von so lustigen
langschnäbligen Vögeln im Park angeschissen. Naja, soll ja Glück
bringen. Am Abend sind wir dann mit Susen und ihrem Freund Tobi
verabredet, einem sehr lieben Pärchen aus Erfurt, die schon seit
einigen Jahren in Australien leben und uns zum Barbeque zu sich nach
Hause eingeladen haben. Mit zwei weiteren Freunden der Beiden, die
schon fast ein Jahr in Australien unterwegs sind, verbringen wir bei
leckerem Essen und Bier einen wundervollen Abend und tauschen
Geschichten und Erlebnisse aus. Kurz nach Mitternacht bringen uns die
beiden wieder zum Flughafen, wir verbringen eine weitere Nacht auf
dem Fußboden der Abflughalle bis es sehr früh am Morgen weiter nach
Cairns geht. Wider Erwarten ist es in dort recht wolkig und kühl,
was nach 6 Wochen Bullenhitze eine willkommene Abwechslung für uns
darstellt. Unsere Freundin Sophie, die uns ab jetzt 3 Monate auf
Reisen begleiten wird, erreicht wenig später, nach circa 30 Stunden
Flugreise, unser Hostel und wir entscheiden uns ein wenig die Stadt
zu erkunden (Sophie muss unbedingt wachgehalten werden, sonst droht
ein Mörderjetlag). Beim Warten auf unser Abendessen machen wir erste
Bekanntschaft mit der einheimischen Fauna. Hunderte Flughunde kreisen
am Himmel und wir fühlen uns nach Transsylvanien versetzt. Das
Abendessen ist (durch einen Voucher des Hostels) kostenlos und der
begleitende Cider recht teuer. Durch langes Laufen in Berlin
gestählt, machen wir uns auf den Rückweg ins Hostel und fallen
ziemlich müde ins Bett. Am folgenden Tag holen wir unseren Campervan
in Cairns ab. Ist eine ganz schön alte Kiste und hat schon eine
halbe Million Kilometer auf dem Buckel. Gut, dass wir uns den Karren
etwas genauer angeschaut haben, sonst wären wir gleich mit kaputtem
Licht und nicht funktionierendem Zigarettenanzünder (für das Navi) losgedüst. Wir
fahren in Richtung Norden und machen Halt in Newell Beach, einem
winzigen Ort direkt an der Küste. Unsere Vorfreude auf das Meer wird
bald getrübt. Erstens regnet es und zweitens wird überall trotz
wunderschöner Strände dringend vom Schwimmen abgeraten. Zum Einen
sind da besonderes gefährliche Quallen (Sea Wasps und Box
Jellyfish), deren „Fangarme“ so giftig sind, dass eine Berührung
mit der Haut tödlich sein kann. Zum Anderen wären da noch
Salzwasserkrokodile die sich sowohl im Meer als auch am Strand
aufhalten können und in der Vergangenheit schon den einen oder
anderen Menschen gerissen haben. Na gut, dann lieber nicht baden.
Dafür werden ein paar Bierchen gekippt, schön gekocht und unser
neues Zuhause eingerichtet. Für den kommenden Tag haben wir uns
vorgenommen ein Krokodil am Strand zu finden. Im Fluchtmodus laufen
wir den Strand ab, allerdings bleibt die Suche erfolglos. Wir
verlassen Newell Beach nach zwei Nächten wieder und machen uns auf
den Weg zum Daintree National Park und Cape Tribulation. Wir
entscheiden uns erneut für einen Campingplatz, den wir nach einer
kurvigen Fahrt durch den Regenwald im strömendem Regen erreichen.
Wir hatten eigentlich vor, das Great Barrier Reef von Cape
Tribulation aus mit dem Kayak zu erkunden, die Wetterverhältnisse
sprechen bisher aber dagegen, weshalb wir uns für einen weiteren
Strandspaziergang und eine kleine Wandertour durch den Regenwald
entscheiden. Später eiern wir noch circa 2 Stunden
zu einem Wasserloch, um ein halbwegs schwimmbares Stück Fluß direkt
neben der Furt der Straße Richtung Cooktown zu finden. Ich schwimme
trotz eines Krokodilschildes (die Mädels haben die Güte mir dies
erst später zu berichten) im flachen Wasser und begeistere Dutzende
Fische mit meinen Füssen. Auf dem Rückweg machen wir nochmal Halt
am Kap, machen Bildchen, klettern auf Felsen umher und schließen den
Wandertag mit einem weiteren Spaziergang am Meer ab. Danach Bierchen
und Kochen in der Camp Kitchen, während es wieder in Strömen
regnet. Hier im Daintree sehen wir auch unsere ersten typisch
australischen Tiere: Bauarbeiterhandtellergroße Spinnen in ihren
Netzen, rotschnäblige, truthahnänhliche Vögel, die zwischen den
Karren rumlatschen und eine mindestens einen Meter lange Echse, die
aber beim Versuch sie zu fotografieren abhaut. Am nächsten Tag
machen wir uns auf den Weg nach Süden, um uns die Atherton
Tablelands anzuschauen. Wir fahren bis zu besagter Stadt und merken
das erste Mal, dass es Herbst wird auf der Südhalbkugel. Bei kühlen
17° hängen wir auf dem Edelzeltplatz ab und essen, nachdem Tine und
ich nochmal in der "Stadt" waren, Nudeln mit Tomatensoße
während alle Aussies um uns herum Fleischklumpen auf die
allgegenwärtigen BBQs schmeißen. Der nächste Tag beginnt früh und
wir donnern Inland gen Westen, um den Undara National Park zu sehen.
Eine alte Vulkanlandschaft mit den angeblich längsten Lavaröhren
der Welt. Da die zweistündige Röhrentour saftige $52 pro Person
kostet, machen wir 2 weitaus günstigere (nämlich für lau)
Wanderungen; eine zu einem Aussichtspunkt, der uns auf die unendlich
scheinende Ebene blicken läßt und einen Kraterrundgang, bei dem wir
die ersten Wallabies aus nächster Nähe sehen können. Da der Tag
noch jung ist, beschließen wir die Lava Lodge sein zu
lassen und fahren auf demselben Weg zurück Richtung Innot Hot
Springs. Dort kacheln wir uns in die heißen Becken und wärmen uns
im (wieder einsetzenden) Regen wieder auf. Ein älteres deutsches
Ehepaar im Mad Max-ähnlichen 4WD (geländegängiges Fahrzeug, gelle)
gibt uns Tipps für die nächsten Tage (die sind zum 8. Mal hier und
somit "rischche" Haudegen) und wir schlafen wie immer kurz
nach 9 ein. Der folgende Tag führt uns über eine (sehr neblige)
Scenic Route und an vielen an der Straße befindlichen Gemüsestände
Richtung Ingham, wo wir uns Plane, Seil und Stöcker kaufen, um einen
Regenschutz zu bauen, und weiter nach Tully wo wir mit den ersten
Eingeborenen verabredet sind. Kristen (mein Bruder hat ca. 1 Jahr auf
ihrer Bananenfarm gearbeitet) empfängt uns nach dem Nachhausekommen
in Mission Beach bei Tully ganz herzlich und wir beginnen (besser
gesagt ich mich) uns (wieder von extremen Regengüssen begleitet) auf
ihrer Terrasse mit Bier zu vergnügen. Eins führt zum anderen und
nach langen Gesprächen mit Kristen und Clinton gehe ich fast ohne
Abendbrot ins Bett. Grandios. Nach dem "Ausschlafen" bis 8
essen wir Frühstück und nehmen Kristens (die schon lange auf Arbeit
ist) Einladung an, uns die Farm anzuschauen. Nach langem Suchen
finden wir den Shed und werden sehr privilegiert und unter
neugierigen Blicken der hart arbeitenden Backpacker durch die Anlage
geführt, machen Bilder, begrapschen eine frisch aus der Staude
gefallene Schlange und verabschieden uns kurz danach im Regen (Tullys
Umgebung ist mit 4,5 Metern Regen im Jahr die regenreichste Gegend
Australiens) Richtung Süden. Das Tagesziel sind die Wallaman Falls,
die höchsten freifallenden Australiens (268 Meter). Nach fiesem Ritt
durch Berglandschaft, unterirdische Straßen und Regenwald kommen wir
an den fast vollständig durch Nebel und Wolken verborgenen Kaskaden
an. Wir lachen ob der Gemeinheit des Wetters und rollen alsbald (da
noch Zeit ist) wieder den Berg hinab Richtung Paluma National Park,
wo wir die Nacht verbringen werden. Tatsächlich wird mit der
Entfernung vom Äquator das Wetter etwas besser, sodaß wir die erste
trockene Nacht im ersten Nationalpark verbringen können. Am Morgen
fahren wir Townsville an, begehen die Uferpromenade für 10 Minuten
und verschwinden wieder gen Westen, um uns Charters Towers, eine alte
Goldgräberstadt anzuschauen. Das Örtchen sieht tatsächlich aus wie
eine Wildweststadt aber da die Straßen südlich vom angepeilten
Campingplatz (besonders nach viel Regen) nur für 4WD geeignet sind
bleiben wir nicht an den Burdekin Dam Falls sondern fahren die (für
einen Nachmittag) Riesenstrecke von knapp 300km nach Bowen. Kurz vor
Einbruch der Dunkelheit ist Tine heute fast 500km gefahren und wir
treffen auf dem Edelcaravanpark ein und bekommen unseren bisher
teuersten, dafür aber meeresnächstes Stellplatz zugeteilt. Beim
Abendbrot bekommen wir das erste Mal bewusst unheimlich viele Sterne
zu sehen und ich begeistere mich innerlich (um nicht von den beiden
Mädels gehänselt zu werden) für die Lage der Sterne auf der
Südhalbkugel; der große Wagen im Norden und so Späße. Nach
unseren gestrigen und vorgestrigen Riesenritten steht uns dann am
Samstag die vergleichsweise kurze Strecke von Bowen nach Airlie Beach
ins Haus, die wir locker in 2h (inklusive Gelaber und
Tourenpreisvergleich) abfahren und es uns nach dem Buchen einer
Whitsunday Islands Tour (Maureen's Cove auf Hook Island, wen's
interessiert) auf dem Campingplatz gemütlich machen. Die Reise geht
erst morgen (Montag, 13.5.) los, was uns heute einen Offday und
Rumgehänge am Pool und allgemeines Nichtstun beschert. Auch klasse,
da kommen wir wenigstens zum Blogschreiben. Achja: Wir haben gestern Abend unsere ersten Possums mit Äppeln gefüttert, gestreichelt und unter großem Uh und Ah fotografiert. Niedlich! So, die restlichen Bilder passen wie immer nicht in den Text, deshalb hier die restlichen Impressionen. Wir haben natürlich Millionen Bilder gemacht, aber für euch laden wir nur die in langen Sit-ins als schön genug bewerteten hoch.
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