Donnerstag, 30. Mai 2013

Mad Max, Minen, Menschenleere


Lange im Outback verschollen, kommen wir erst jetzt dazu einen neuen Post zu verfassen. Stehen geblieben waren wir in Hervey Bay, einem kleinen Küstenörtchen, von dem aus die meisten Touris nach Fraser Island aufbrechen, welche wir ganz rebellisch links liegen lassen und einen ruhigen „Off day“ verbringen. Wir entscheiden uns für einen Strandspaziergang mit Abstecher auf den Marktplatz, auf dem zwei Omis Countrymusik zum Besten geben und ein Haufen australische Familien ihren Sonntag verbringen. Wir besuchen noch einen kleinen Wasserpark, der zwar für über 3-jährige nicht wirklich spektakulär ist uns aber daran erinnert, dass unser Campingplatz mit Pool und Spa ausgerüstet ist, in die wir uns postwendend begeben. Wie jeden Abend wird professionell gekocht und wir beobachten beeindruckt eine Gruppe Holländer, bestehend aus zwei fetten Weibern und einem spindeldürren Typen, die sich am Barbeque enorme Fleischberge zubereiten, von denen locker eine 10-köpfige Familie satt werden würde. Wir lästern ordentlich und lassen uns unser supergesundes Abendmahl schmecken. Wir lernen noch Robin und ihren Mann kennen, die im Caravan Park arbeiten und, wie eigentlich alle Australier, die wir bisher getroffen haben, mächtig über die derzeitige Regierung schimpfen. Unsere nächste Station ist Noosa, ebenfalls an der australischen Ostküste gelegen. Wir hoffen im nahegelegenen Nationalpark unsere ersten Koalas zu sichten. Trotz intensiver Suche werden wir nicht fündig, werden aber durch die wunderschöne Wanderstrecke direkt an der Küste entlang entschädigt und beobachten wie ein paar Angler aus Versehen eine Seeschildkröte fangen, diese aber sofort wieder freilassen. Die Nacht verbringen wir in Coolum Beach und treffen uns abends - nach kurzem (und bisher letztem) Bad im Pazifik - mit Andrew und seiner südafrikanischen Freundin Jenna. Wir betreten das erste Mal einen der vielen Clubs (hier den Live Saving and Surf Club) und müssen uns namentlich anmelden. Dafür trinken wir die ersten Getränke außerhalb der Vanumgebung. Prima. Die Zeit ist leider sehr kurz und wir fliegen kurz nach zehn aus dem Laden, weil dieser geschlossen wird. Nun ja. Nach mehreren Wochen Provinz steht mit Brisbane nun die erste Großstadt auf dem Programm. Unser Speed Master G (SMG-811) wird schnell auf dem Campingplatz in Rochedale und wir im Bus geparkt und auf geht’s ins Vergnügen. Sofort fällt auf, dass Busse hier ihre eigene Autobahn haben und aufgrund der nahegelegenen Uni unglaublich viele Asiaten mit uns fahren. Das australische „Hinterland“ ist durchsetzt mit kernigen Quasicowboys während die Städte sehr international daherkommen. Wir steigen am westlichen Ende der South Bank aus und springen nach dem Überqueren der Victoria Bridge sofort auf die heranrauschende Fähre um unser teures ($7,50) Ticket vollends auszukosten. Vorbei geht’s an der Skyline in den Nordosten wo wir dem Gefährt im tiefen Business District entsteigen und uns auf die Suche nach etwas Essbarem machen, da ich beginne quengelig zu werden. Nach erfolgloser Suche (weil alles sehr teuer) besuchen wir die St. John's Cathedral und laufen entlang der St. Ann's Street Richtung Rathaus. Da meine Laune aufgrund des Hungers immer schlechter wird kehren wir nach Begehen des Food Courts in der Queen Street und des Sicherns von Tickets für die Glockenturmbegehung im Rathaus in den lokalen Coles ein und versorgen uns mit Baguette, Aufstrich und Käse. Danach finden wir nach einigem Gesuche das, uns öfter empfohlene, Roma Street Parkland, spazieren und begaffen rattenartige Beuteltiere, zwei pubertierende Pärchen bei den ersten „Gehversuchen“ (hihi) und den äußerst niedlichen Nationalvogel, den Cookaberra. Kurz darauf eilen wir zurück zum Rathaus um uns den Glockenturm anzusehen, der großartige (wenn auch „von unten“: ein Typ in der Kathedrale erzählte, dass dieser in seiner Jugend das höchste Gebäude gewesen sei) Blicke in die Stadt ermöglicht. Nach der Begehung entern wir das lokale, vegetarische „Govindas“ Hare Krishna Lokal und essen per „All you can eat“ für 13 Glocken das zweite Mal auswärts. Pappensatt schwanken wir zurück zur Victoria Bridge um die, vor einigen Jahren in einen Park verwandelten, South Bank zu begutachten. Herrlich. Es bieten sich unzählige Möglichkeiten die nächtlich beleuchtete Skyline zu fotografieren und wir bewundern die Schönheit der Parkanlage mit ihrem (kostenlosen und sehr sauberen) öffentlichen Pool direkt am Flußufer. Da wir hier ziemliche Luschen sind, was das Nachtleben (und Aufbleiben) angeht, fahren wir (wieder für $7,50) statt in den Partybezirk zurück zum Zeltplatz, lassen uns auf dem Weg vom Bus mehrmals von fiesen Kötern (einmal rettet uns nur ein Zaun vorm Zerfleischtwerden) anbellen und schlafen wie immer recht früh (aber später als sonst!) ein. Der Morgen bringt erneut strömenden Regen und den Start Richtung Byron Bay; nicht jedoch ohne vorher im Daisy Hill Koala Conservation Centre vorbei zu fahren. Dort sehen wir die ersten (und bisher einzigen) faulen, schlafenden Koalas. Beide Mädchen freuen sich unglaublich und können sich nur mit Mühe zurückhalten, die Tiere aus ihren Astgabeln zu reißen und zu herzen. Auf dem Weg nach Byron Bay biegen wir kurz inländisch ab um die Hippy- und „Lebenskünstler“- Hochburg Nimbin zu besuchen. Wir lehnen alle angebotenen Drogen erfolgreich ab, verspeisen einen Pie in der hiesigen Bäckerei und fahren im Regen weiter Richtung Küste. Der Caravan Park in Broken Head bei Byron Bay ist so lala und die Lichter der Campküche gehen erst kurz nach 6 an, was uns Gelegenheit gibt, unsere frisch erstandene Öllampe zu probieren, in deren Schein wir auf Barbequeplatten Erbsensuppe zubereiten. Ganz großes Kochen. Wir quatschen mit Steve, einem bekifften Wellenreiter aus Vanuatu, der Tine die geborene Surferseele bescheinigt, jagen Buschtruthähne und kippen uns Cider und Hollandia in die nassen Astralleiber. Am Morgen verjagt die Sonne die restlichen Wolken und wir begehen bei unglaublich schönem Wetter die Gegend rings um den Leuchtturm Byron Bays. Tine ist zudem ganz aus dem Häuschen, denn sie hat nahe des Ufers Delfine erspäht! Klasse! Wir beobachten Flipper und seine Kumpels und versuchen ein paar anständige Bilder zu schießen, was uns nur halbwegs gelingt. Die Ausblicke von den Klippen (immerhin der östlichste Punkt des australischen Festlandes) und dem tiefergelegen Felsenstrand sind atemberaubend und wir verbringen einige Zeit mit Schauen und Laufen. Vom Sichten der Delfine optimistisch gestimmt, fahren wir weiter gen Süden nach Woolgoolga, denn dort sollen Wale zu sehen sein. Wir beobachten angestrengt die See und sehen nach den Hinweisen zweier im Auto grasrauchender Aussies in der Ferne auch das hochspritzende Wasser springender Wale. Wir fahren 20 Kilometer weiter Richtung Emerald Beach um einen besseren Blick werfen zu können, doch die Meeressäuger bleiben verborgen. Entschädigt werden wir durch ein Paar Känguruhs, die am Hügel grasen und uns bis auf wenige Meter annähern lassen. Wir beschließen unsere heutige Fahrt in Coffs Harbour, entkräften uns auf dem „Jumping Pillow“ des Parks und essen zu Abend während wir (wie fast immer) mit Aussies quatschen. Des Nachts wird unser Van vom (von den Aussies angekündigten) Sturm derart geschüttelt und gepeitscht, dass wir am Morgen ans 50 Meter entfernte Toilettenhäuschen FAHREN und unsere Reise ohne ordentliches Frühstück fortsetzen. Da wir die Nase vom küstennahen Unwetter voll haben, fahren wir durch herrliche Regenwald (haha, ich weiß!)-Nationalparks gen Westen und erreichen am Abend das mehr als 400 Kilometer inländisch gelegene Coonabarabran. Der Zeltplatz ist etwas heruntergekommen, aber es gibt Feuerstellen und Unmengen von Holz, mit deren Hilfe wir ein Koch- (schön Folienkartoffeln!) und Lagerfeuer entfachen und eine trockene (und später ziemlich kalte) Nacht verbringen. Der nächste Morgen führt uns durch den (nicht durch uns) total abgebrannten Warrumbungle Nationalpark weiter Richtung Westen (durch die Brandschäden konnte man kaum etwas begehen) nach Cobar, einer alten Minenstadt im Outback. Der örtliche Lookout bietet Ausblicke auf eine der alten Minen und nach dem Ansteuern des Zeltplatzes schreiben wir Postkarten, stellen uns zu ausgewählten Hits eines Alleinunterhalters unseren restlichen Biervorrat in die Adonis- (und Adona-)Körper (zum 2. Mal, habt ihr's gemerkt?) und senken den Altersdurchschnitt trotz meines mehr als Dritteljahrhunderts erheblich. Zwei Australier retten den Abend durch Schenkung einer halben Flasche hiesigen Chiraz'. Der nächste Tag bringt eine weitere lange Fahrt durch das Outback Richtung Broken Hill, der „Hauptstadt“ des neusüdwalisischen Hinterlandes. Broken Hill hatte seine besten Tage zu Zeiten des australischen Goldrausches, ist aber immer noch wunderschön anzusehen und bietet neben letztjahrhundertlicher Architektur (das ist hier selten!) bergmännischen Charme. Da wir in den letzten 3 Tagen ca. 1400 Kilometer abgerissen haben, gönnen wir uns einen freien Tag um die Umgebung zu erkunden: wir besuchen Silverton, eine Quasigeisterstadt, in und um derer einige Filme (unter anderem Mad Max) gedreht wurden, den Mundi Mundi Lookout, der Ausblicke in die umgebende Wüste und auf zwei Gräber ermöglicht und das „Living Desert Sanctuary“ mit seiner Outbackflora und -fauna (wir sehen Dutzende Känguruhs aller Größen und überfahren beinahe eines auf dem Weg dahin) und Skulpturenpark. Wir nutzen die kostenlosen BBQs der Picknick Area zum Mittagssnack und fahren zurück nach Broken Hill. Dort besuchen wir die Südstadt und Bell's Milk Bar wo wir den berühmten Spider probieren, einen Softdrink mit Eiscreme. Nach dem Vollziehen des „Heritage Walks“ stürzen wir noch kurz in die Black Lion Inn (hier heißen Bars fast immer „Hotel“), Tinchen gewinnt einen klasse Grillwender (der doppelt soviel wert ist wie die beiden Biere, jawoll!) und der Abend endet mit der Zubereitung des wohl leckersten „Würstchengulaschs“, den wir je gegessen haben und langem Quatschen mit 2 dicken rauchenden Australiern, die uns weitere Attraktionen Südaustraliens empfehlen. Im Augenblick sitzen Tine und ich im Wellington „Hotel“ in der Nordstadt Adelaides und ich beschließe diesen Eintrag mal, denn das Cooper Pale kostet sieben Dollar und der Eintrag ist eh schon lang genug. Mehr dann sicher aus Melbourne!







Sonntag, 19. Mai 2013

Erich, Evi und ellenlange Straßen

Wenn ich schon 3 Monate dabei bin, schreibe ich auch mal Blog: Am Montagmorgen fahren wir nach Shute Harbour, dort geht das Wassertaxi nach Hook Island ab. Weil wir Füchse sind parken wir nicht auf dem teuren Parkplatz direkt am Hafen, sondern oberhalb der Bucht, wo es um einiges billiger ist. Am Pier ist Phil schon dabei, das Boot startklar zu machen. Er ist ein lieber, aufgeregter Typ; das Boot ist klein und gelb, und nachdem wir uns Schnorchel, Flossen und Stinger Suits (schützen vor tödlicher Quallengefahr) ausgesucht haben und Phils Kumpel Dave angekommen ist, geht’s los. Wir brausen ca. 50 Minuten mit den Wellen zu Hook Island. Die Fahrt ist schon mal sehr schön, das Boot hüpft ab und an lustig und die Sonne strahlt. Die Bucht, in der wir die nächsten zwei Tage verbringen werden, heißt Maureen's Cove. Phil schmeißt uns und die Campingsachen raus, düst davon und wir tapsen robinsonmäßig den Strand hoch. Der ist nicht aus Sand, sondern aus Korallen- und Muschelresten: schön zum Strandgut suchen, schlecht zum drauf rumlungern. Wir sind die Einzigen auf dem kleinen Campingareal. Dort gibt es Platz für ein paar Zelte, eine Sitzgruppe unter einem riesigen Baum und ein Plumpsklo, gut bewacht von Erich, der Riesenspinne. Sobald wir die Zelte aufgebaut und das (gut sortierte) Campingzubehör begutachtet haben, pressen wir uns in die Stinger Suits (nicht jeder von uns sieht darin so heiß aus wie Tine...) und stürzen uns in die Fluten. Ich schnorchle zum ersten Mal außerhalb des guten alten Suhler Ottilienbades und schlucke einige Liter Salzwasser, weil ich immer mal wieder fasziniert das Mäulchen aufreißen muss: wir schweben maximal einen Meter über den Korallen, die sanft hin und her wiegen, tauchen durch Fischschwärme, bestaunen Regenbogenfische und hören, wie diese an den Korallen nagen. Kurzum: HERRLICH! Nachdem die Dunkelheit wie immer sehr früh hereingebrochen ist und wir gespeist haben, legen wir uns an den Strand um Sterne zu gucken. Exe beeindruckt uns mit seinem astronomischen Wissen und zeigt uns den Mars, Orion, die Milchstraße und einen Spionagesatelliten. Ich sehe die ersten Sternschnuppen meines Lebens (und wünsche mir Weltfrieden, also seht zu!) und fühle mich die ganze Zeit, als würde mir jemand ins Herz pinkeln ob der millionenfachen Schönheit. Der nächste Tag ist wettermäßig perfekt: strahlender Sonnenschein und sehr heiß. Also tun wir das: schnorcheln, unsere Astralkörper bräunen, lesen und Strandgut sammeln. Des Nachmittags ankert eine Yacht mit 6 nervigen Kids in der Bucht über die wir uns ein bisschen ärgern müssen, weil sie die Idylle durch Grunzlaute zerstören und -trotz nationalparkweiten Verbots- rumzündeln wollen. Tine spricht ein Machtwort, sie zeigen sich beeindruckt und verschwinden aufs nächste Strandstück. Diese Nacht ist ein bisschen bewölkter, also weniger Sterne, dafür mehr alte Geschichten (z.B. warum Exe damals eine Schlager Süßtafel an Evi Busch abgeben musste). Später in den Zelten fürchten wir uns noch ein bisschen vor den lauten Geräuschen, stellen dann aber fest, dass es nur Vögel sind, die sich ein bisschen aufplustern. Fun Fact: Wir sehen hier massig abgefahrene Vögel (z.B. Kakadus), die zwar schön aussehen, aber meistens Geräusche von sich geben, die sich anhören, als würde ein Säugling verenden. Da wir am nächsten Tag erst nachmittags vom Inselabenteuer wiederkehren, entschließen wir uns für eine weitere Nacht auf dem Flametree Campground in Airlie Beach, um uns die Salzkruste abzumeißeln und den Mückenstich-Sieger zu küren (Tine gewinnt nach Anzahl, Exes sind dafür am dicksten angeschwollen). Fröhlich und salzfrei machen wir uns am nächsten Morgen auf Richtung Eungella Nationalpark. Dort soll man die seltenen Schnabeltiere noch in freier Wildbahn sehen können und einen tollen Panoramablick von den Bergspitzen ins Tal haben. Auf dem Weg dorthin knacken wir unter lautem Gejohle die 2000 km Marke. Unser erster Halt ist die Fitch Hatton Gorge. Erst plaudern wir noch mit einem netten Aussie, dann fängt es plötzlich an, schlimmstmöglich zu regnen. Darum keine Gorge und keine Schnabeltiere, sondern wieder ins Auto und gleich zum Lookout auf den Bergen fahren. Tine bewältigt ihren ersten 12%igen Serpentinenanstieg bravourös, oben angekommen sehen wir jedoch -natürlich- nur die halbe Aussicht, da Nebel im Tal hängt. Klasse. Also alle nochmal Pipi und dann weitergefahren. Auf dem Weg nach unten feiern wir dann heimlich unsere Konfirmandenblasen, denn kurz vor uns ist plötzlich ein nicht sonderlich kleiner Baum mitten über die Straße gekracht. Exe krempelt sofort die Ärmel hoch, aber da offenbar auf jedem Aussiegrundstück ein Bagger rumsteht, kommen die ihm zuvor, also belässt er es beim wichtig gucken und Ästchen aufsammeln. Das Wetter bleibt bescheiden, darum entschließen wir uns, Strecke zu machen. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir St. Lawrence mit unserem ersten kostenlosen Campingplatz. Vor Freude fährt Tine den Van im Matsch fest. Unter fachkundiger Anleitung zwei älterer Frauen mit Hund und Mick, der mit dem Fahrrad die Küste hochfährt, befreit Exe den Karren. Der parkt jetzt aber in einer solchen Schräglage, dass Tine und ich uns ein bisschen davor fürchten, dass er des nachts umkippt. Als ich also später in meine Koje unterm Dach krieche, die ca. 50cm Liegehöhe hat und in der ich mich immer so ein bisschen wie die Fritzel-Tochter fühle, presse ich mich eifrig an den linken Rand. Nichts fällt um und der kommende Morgen ist sonnig und beschert und etwas Schönes: auf der weiten Ebene vor dem Campground hüpfen und kloppen sich ein Haufen Kängurus und veranlassen uns damit zu einigen Ohs und Ahs. Nachdem ein Mann mit Hund die Kängurus verjagt hat, isst Exe noch schnell 3 Bananen (die mussten weg!) und wir machen uns wieder auf den Weg. Wir unterbrechen unsere Fahrt heute nur in Rockhampton um zu tanken und einzukaufen. Weil er qualmt wie ein Schlot muss Exe hier zum ersten Mal australischen Tabak kaufen: 50 Gramm für 28 Dollar. Besonders schön: hier wird das mit den Warnhinweisen so ernst genommen, dass der Markenname nur in Schriftgröße 10 auf der Packung steht, den Rest nimmt das Foto eines widerlichen Gangrene-Fußes ein. Köstlich. Wir fahren weiter bis Agnes Water, einem kleinen Kaff an der Küste mit einem sehr schönen Campground von dem aus man runter an den Strand steigen kann. Auf der heutigen Fahrt haben wir übrigens die Tropen verlassen und die Subtropen erreicht. Das merke ich daran, dass ich nachts zum ersten Mal friere. Tags darauf geht es weiter nach Bundaberg. Dort gönnen wir uns eine geführte Tour durch die Bundaberg-Rum-Distillerie, schmachten Suzanna, unsere schöne Führerin an und dürfen am Ende in der Bar zweimal Rum verkosten. Wir haben alle nur 3 Kekse gefrühstückt und weil Tine fährt, übernehmen Exe und ich die Hälfte ihrer Drinks: danach sind wir rum (haha!). Wir fahren noch bis Hervey Bay, dem Tor zu Fraser Island und entschließen uns, mal wieder einen Offday einzulegen. Dieser ist heute. Gleich checken wir die Strandpromenade aus bevor ich mich mit den Klatschzeitungen aus dem Recreation Room auf die Couch verziehe und ein bisschen um Angelina Jolies Brüste trauere.









Sonntag, 12. Mai 2013

Rote Erde, Roadkill und viel Regen

Hui, das hat jetzt aber lange gedauert mit einem neuen Post. Die Internetversorgung ist in Australien, sicher auch der Größe des Landes geschuldet, unterirdisch. Regelmäßig bekommen wir Angebote wie $5 pro Stunde usw. Wir haben daher nur selten Zugang zum Netz und können deshalb leider nicht so regelmäßig posten.Ok, auf geht's. Wir landen kurz nach 24 Uhr am 30. April in Darwin und machen uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Da die Übernachtungspreise selbst in den einfachsten Hostels hier unverschämt teuer sind, siegt der Geiz und wir nächtigen abwechselnd auf dem Flughafenboden und einer mehr oder weniger bequemen Couch. Auf sleepinginairports.net kann man sich übrigens weltweit über die kostenlosen „Schlafmöglichkeiten“ in Flughäfen informieren. Naja, wir bekommen immerhin ein paar wenige Stunden Schlaf und lassen uns am nächsten Morgen mit dem Taxi in die Innenstadt von Darwin kutschieren. Wir kehren sofort ins nächstbeste Frühstückscafé ein um unsere Mägen nach 24-stündiger Essensabstinenz wieder zu füllen. Ein Supermarkt wird auch sofort ausgecheckt und wir stellen fest, dass die australischen Preise für Lebensmittel doch nicht so extrem hoch sind wie durch viele Horrorgeschichten aus Freundeskreis und Internetquellen erwartet. Da wir sämtliches Reisegepäck mit uns tragen, entscheiden wir uns gegen eine Tour durch die Stadt und für einen entspannten Tag im Park mit Blick aufs Meer. Hier sehen wir zum ersten Mal eine Gruppe Aboriginies und werden sagenhafte 3 Mal von so lustigen langschnäbligen Vögeln im Park angeschissen. Naja, soll ja Glück bringen. Am Abend sind wir dann mit Susen und ihrem Freund Tobi verabredet, einem sehr lieben Pärchen aus Erfurt, die schon seit einigen Jahren in Australien leben und uns zum Barbeque zu sich nach Hause eingeladen haben. Mit zwei weiteren Freunden der Beiden, die schon fast ein Jahr in Australien unterwegs sind, verbringen wir bei leckerem Essen und Bier einen wundervollen Abend und tauschen Geschichten und Erlebnisse aus. Kurz nach Mitternacht bringen uns die beiden wieder zum Flughafen, wir verbringen eine weitere Nacht auf dem Fußboden der Abflughalle bis es sehr früh am Morgen weiter nach Cairns geht. Wider Erwarten ist es in dort recht wolkig und kühl, was nach 6 Wochen Bullenhitze eine willkommene Abwechslung für uns darstellt. Unsere Freundin Sophie, die uns ab jetzt 3 Monate auf Reisen begleiten wird, erreicht wenig später, nach circa 30 Stunden Flugreise, unser Hostel und wir entscheiden uns ein wenig die Stadt zu erkunden (Sophie muss unbedingt wachgehalten werden, sonst droht ein Mörderjetlag). Beim Warten auf unser Abendessen machen wir erste Bekanntschaft mit der einheimischen Fauna. Hunderte Flughunde kreisen am Himmel und wir fühlen uns nach Transsylvanien versetzt. Das Abendessen ist (durch einen Voucher des Hostels) kostenlos und der begleitende Cider recht teuer. Durch langes Laufen in Berlin gestählt, machen wir uns auf den Rückweg ins Hostel und fallen ziemlich müde ins Bett. Am folgenden Tag holen wir unseren Campervan in Cairns ab. Ist eine ganz schön alte Kiste und hat schon eine halbe Million Kilometer auf dem Buckel. Gut, dass wir uns den Karren etwas genauer angeschaut haben, sonst wären wir gleich mit kaputtem Licht und nicht funktionierendem Zigarettenanzünder (für das Navi) losgedüst. Wir fahren in Richtung Norden und machen Halt in Newell Beach, einem winzigen Ort direkt an der Küste. Unsere Vorfreude auf das Meer wird bald getrübt. Erstens regnet es und zweitens wird überall trotz wunderschöner Strände dringend vom Schwimmen abgeraten. Zum Einen sind da besonderes gefährliche Quallen (Sea Wasps und Box Jellyfish), deren „Fangarme“ so giftig sind, dass eine Berührung mit der Haut tödlich sein kann. Zum Anderen wären da noch Salzwasserkrokodile die sich sowohl im Meer als auch am Strand aufhalten können und in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Menschen gerissen haben. Na gut, dann lieber nicht baden. Dafür werden ein paar Bierchen gekippt, schön gekocht und unser neues Zuhause eingerichtet. Für den kommenden Tag haben wir uns vorgenommen ein Krokodil am Strand zu finden. Im Fluchtmodus laufen wir den Strand ab, allerdings bleibt die Suche erfolglos. Wir verlassen Newell Beach nach zwei Nächten wieder und machen uns auf den Weg zum Daintree National Park und Cape Tribulation. Wir entscheiden uns erneut für einen Campingplatz, den wir nach einer kurvigen Fahrt durch den Regenwald im strömendem Regen erreichen. Wir hatten eigentlich vor, das Great Barrier Reef von Cape Tribulation aus mit dem Kayak zu erkunden, die Wetterverhältnisse sprechen bisher aber dagegen, weshalb wir uns für einen weiteren Strandspaziergang und eine kleine Wandertour durch den Regenwald entscheiden. Später eiern wir noch circa 2 Stunden zu einem Wasserloch, um ein halbwegs schwimmbares Stück Fluß direkt neben der Furt der Straße Richtung Cooktown zu finden. Ich schwimme trotz eines Krokodilschildes (die Mädels haben die Güte mir dies erst später zu berichten) im flachen Wasser und begeistere Dutzende Fische mit meinen Füssen. Auf dem Rückweg machen wir nochmal Halt am Kap, machen Bildchen, klettern auf Felsen umher und schließen den Wandertag mit einem weiteren Spaziergang am Meer ab. Danach Bierchen und Kochen in der Camp Kitchen, während es wieder in Strömen regnet. Hier im Daintree sehen wir auch unsere ersten typisch australischen Tiere: Bauarbeiterhandtellergroße Spinnen in ihren Netzen, rotschnäblige, truthahnänhliche Vögel, die zwischen den Karren rumlatschen und eine mindestens einen Meter lange Echse, die aber beim Versuch sie zu fotografieren abhaut. Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Süden, um uns die Atherton Tablelands anzuschauen. Wir fahren bis zu besagter Stadt und merken das erste Mal, dass es Herbst wird auf der Südhalbkugel. Bei kühlen 17° hängen wir auf dem Edelzeltplatz ab und essen, nachdem Tine und ich nochmal in der "Stadt" waren, Nudeln mit Tomatensoße während alle Aussies um uns herum Fleischklumpen auf die allgegenwärtigen BBQs schmeißen. Der nächste Tag beginnt früh und wir donnern Inland gen Westen, um den Undara National Park zu sehen. Eine alte Vulkanlandschaft mit den angeblich längsten Lavaröhren der Welt. Da die zweistündige Röhrentour saftige $52 pro Person kostet, machen wir 2 weitaus günstigere (nämlich für lau) Wanderungen; eine zu einem Aussichtspunkt, der uns auf die unendlich scheinende Ebene blicken läßt und einen Kraterrundgang, bei dem wir die ersten Wallabies aus nächster Nähe sehen können. Da der Tag noch jung ist, beschließen wir die Lava Lodge sein zu lassen und fahren auf demselben Weg zurück Richtung Innot Hot Springs. Dort kacheln wir uns in die heißen Becken und wärmen uns im (wieder einsetzenden) Regen wieder auf. Ein älteres deutsches Ehepaar im Mad Max-ähnlichen 4WD (geländegängiges Fahrzeug, gelle) gibt uns Tipps für die nächsten Tage (die sind zum 8. Mal hier und somit "rischche" Haudegen) und wir schlafen wie immer kurz nach 9 ein. Der folgende Tag führt uns über eine (sehr neblige) Scenic Route und an vielen an der Straße befindlichen Gemüsestände Richtung Ingham, wo wir uns Plane, Seil und Stöcker kaufen, um einen Regenschutz zu bauen, und weiter nach Tully wo wir mit den ersten Eingeborenen verabredet sind. Kristen (mein Bruder hat ca. 1 Jahr auf ihrer Bananenfarm gearbeitet) empfängt uns nach dem Nachhausekommen in Mission Beach bei Tully ganz herzlich und wir beginnen (besser gesagt ich mich) uns (wieder von extremen Regengüssen begleitet) auf ihrer Terrasse mit Bier zu vergnügen. Eins führt zum anderen und nach langen Gesprächen mit Kristen und Clinton gehe ich fast ohne Abendbrot ins Bett. Grandios. Nach dem "Ausschlafen" bis 8 essen wir Frühstück und nehmen Kristens (die schon lange auf Arbeit ist) Einladung an, uns die Farm anzuschauen. Nach langem Suchen finden wir den Shed und werden sehr privilegiert und unter neugierigen Blicken der hart arbeitenden Backpacker durch die Anlage geführt, machen Bilder, begrapschen eine frisch aus der Staude gefallene Schlange und verabschieden uns kurz danach im Regen (Tullys Umgebung ist mit 4,5 Metern Regen im Jahr die regenreichste Gegend Australiens) Richtung Süden. Das Tagesziel sind die Wallaman Falls, die höchsten freifallenden Australiens (268 Meter). Nach fiesem Ritt durch Berglandschaft, unterirdische Straßen und Regenwald kommen wir an den fast vollständig durch Nebel und Wolken verborgenen Kaskaden an. Wir lachen ob der Gemeinheit des Wetters und rollen alsbald (da noch Zeit ist) wieder den Berg hinab Richtung Paluma National Park, wo wir die Nacht verbringen werden. Tatsächlich wird mit der Entfernung vom Äquator das Wetter etwas besser, sodaß wir die erste trockene Nacht im ersten Nationalpark verbringen können. Am Morgen fahren wir Townsville an, begehen die Uferpromenade für 10 Minuten und verschwinden wieder gen Westen, um uns Charters Towers, eine alte Goldgräberstadt anzuschauen. Das Örtchen sieht tatsächlich aus wie eine Wildweststadt aber da die Straßen südlich vom angepeilten Campingplatz (besonders nach viel Regen) nur für 4WD geeignet sind bleiben wir nicht an den Burdekin Dam Falls sondern fahren die (für einen Nachmittag) Riesenstrecke von knapp 300km nach Bowen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ist Tine heute fast 500km gefahren und wir treffen auf dem Edelcaravanpark ein und bekommen unseren bisher teuersten, dafür aber meeresnächstes Stellplatz zugeteilt. Beim Abendbrot bekommen wir das erste Mal bewusst unheimlich viele Sterne zu sehen und ich begeistere mich innerlich (um nicht von den beiden Mädels gehänselt zu werden) für die Lage der Sterne auf der Südhalbkugel; der große Wagen im Norden und so Späße. Nach unseren gestrigen und vorgestrigen Riesenritten steht uns dann am Samstag die vergleichsweise kurze Strecke von Bowen nach Airlie Beach ins Haus, die wir locker in 2h (inklusive Gelaber und Tourenpreisvergleich) abfahren und es uns nach dem Buchen einer Whitsunday Islands Tour (Maureen's Cove auf Hook Island, wen's interessiert) auf dem Campingplatz gemütlich machen. Die Reise geht erst morgen (Montag, 13.5.) los, was uns heute einen Offday und Rumgehänge am Pool und allgemeines Nichtstun beschert. Auch klasse, da kommen wir wenigstens zum Blogschreiben. Achja: Wir haben gestern Abend unsere ersten Possums mit Äppeln gefüttert, gestreichelt und unter großem Uh und Ah fotografiert. Niedlich! So, die restlichen Bilder passen wie immer nicht in den Text, deshalb hier die restlichen Impressionen. Wir haben natürlich Millionen Bilder gemacht, aber für euch laden wir nur die in langen Sit-ins als schön genug bewerteten hoch.