Freitag, 3. Mai 2013

Kein Walhai, dafür rotes Pferd

Hm, ok, ewig nüscht geschrieben. Hier mal die letzten Tage in Fernost. Wir treffen uns (fast) pünktlich um 6 mit George vorm Laden und düsen kurz danach mit dem Tricycle zum Legazpier Van Terminal. George hat irgendwie nur leichtes Gepäck dabei, das heißt wohl keine Übernachtung im Zelt. Auch gut. Dafür geht's mit dem (nach einigem Warten) wie immer vollen Van Richtung Pilar/Donsol in Sorsogon. Tine will Walhaie sehen. Wir fahren kurz am Hafen vorbei, von dem aus ich vor langer Zeit mit Quaste Richtung Masbate und Cebu aufgebrochen bin und kommen kurz danach im etwas leeren Walhai-Center von Donsol an. Nicht lange geschnackt, sondern Flossen geliehen (Schnorchel und Brille haben wir ja schon) und dann für viel Geld drauf aufs kurz darauf walhaisuchende Boot. Wir tuckern etwas vor der Küste hin und her und beobachten aufmerksam die etwas gelangweilt dreinschauende Besatzung. Die halten gar nicht so richtig Ausschau nach den Riesenfischen und nach ca. 2 Stunden Rumgegurke und Anfragen bei George gehen wir wenigstens ein bisschen vor der Küste schnorcheln. Die Sicht ist leider verglichen mit Calaguas miserabel, auch wenn wir eine Languste, eine Muräne und allerlei anderes Getier im trüben Wasser zu Gesicht bekommen. Nach einer halben Stunde steigen wir wieder ins Boot, nachdem der Skipper dies ebenfalls (wenn auch wieder wortlos) gemacht hat. Wir eiern noch eine halbe Stunde in Ufernähe rum und werden dann, nach einer kurzen Entschuldigung, wieder in den Hafen gekarrt. Das war wohl gar nichts. Monster ist so sauer, dass sie den Tränen nahe ist und kann erstmal eine Weile lang nichts sagen. Gut, dass so ein dicker alter Münchner mit seiner philippinischen Frau und zwei Kindern dabei war, sonst wäre der Ausflug unterirdisch dröge gewesen. George sagt auch jetzt noch nicht viel und auch ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich mir weitaus mehr erwartet hätte. Ob der Enttäuschung haben wir gar keinen Bock im nahen Resort zu übernachten und fahren schon mit dem Nachmittagsvan zurück. Als Ausgleich für die Enttäuschung lädt uns George zu einer Portion Halo-Halo ein, einem lustigen Gemisch aus geriebenem Kokoswassereis, echtem Eis, Gelee, Perlsago, Eischnee(!), Mais(!!) und geriebenem Käse(!!!). Schmeckt aber sehr gut und erfrischt bei der Bombenhitze ungemein. Auf dem Heimweg fährt uns jeder Jeepney trotz Ranwinkens vor der Nase weg und wir bemerken erst später, daß wir in einer No Loading/Unloading Zone stehen. Glücklicherweise kommt lachend Tito Alex angefahren, lädt uns und den ganzen Rubbel aufs Tricycle und karrt uns vor den Laden der Familie. Vor lauter Enttäuschung muss ich mir erstmal ein Bier reinstellen und mehrere weitere kaufen. Die werden dann auf dem Dach von Bessies Haus geleert und so langsam kann man auch über die Nichtwalhaie lachen. Dann geht es relativ früh ins Bett, denn wir müssen kurz vor 5 raus, weil morgen die ganze Truppe nach Rawis an den schwarzen Strand fährt. Wir quälen uns 4:45 aus dem Bett und werden wie immer mit Frühstück versorgt, steigen dann wieder mal zu sechst auf Tricycle und fahren zum Strand. Auch wenn man früh aufstehen muss, ist doch die Hitze am Morgen noch erträglich und wir schwimmen und schnorcheln was das Zeug hält. Kurz nach 8 ist der Spaß vorbei und alle müssen entweder arbeiten, zur Schule oder (wir) sich ausruhen. Dachten wir zumindest, doch schon bald wird klar, dass sich die Familie Lelis einen neuen Programmpunkt für den Nachmittag ausgedacht hat. Papa Taba (auf deutsch: "Papa fett", der Lolo, also der Opa der Familie) und Tito Alex werden mit uns im Familienauto den Mayon umrunden und uns unter anderem zum Mayon Resthouse auf der anderen Seite des Vulkans bringen. Dort angekommen genießen wir den tollen Ausblick auf eine Halbinsel in der Legazpi Bay, die umliegende Hügellandschaft sowie Tabaco City, eine weitere Stadt am Fuße des Vulkans. Nur die Spitze des Mayons lässt sich am heutigen Tag wieder nicht blicken. Wir besuchen noch das Planetarium im Resthouse und sehen spektakuläre Bilder des Vulkans. Der bricht nämlich alle 3-4 Jahre aus und gehört damit zu den aktivsten der Erde. Später erfahren wir noch, dass sich Touristen extra einfliegen lassen und mit Bussen nach Legazpi gekarrt werden um dieses Naturschauspiel zu sehen. Es ist wohl auch die einzige Zeit, in der in der eigentlich touristenarmen Region alle Hotels und Unterkünfte ausgebucht sind. Auf dem Rückweg ersteht Tito Alex noch köstliche frittierte Bananen und nach insgesamt 3 Stunden Fahrt und einem beinahe Zusammenstoß mit einem Tricycle und wildem Gebrülle Papa Tabas erreichen wir am Nachmittag wieder Legazpi. Am Abend treffen wir uns alle wieder auf Bessies Dach, trinken Bier, quatschen und Tinchen versucht Bessie zu überzeugen sich doch einen Walhai anzuschaffen, mit dem sie dann in ein paar Jahren (wenn er eine zufriedenstellende Größe erreicht hat) schnorcheln gehen kann. Am nächsten Tag sind wir mit Roleine verabredet, der ältesten Schwester von Deth. Es geht in die Hoyop-Hoyopan Höhle, die wir zunächst mit dem Jeepney und weiter mit dem Tricycle erreichen. An der Höhle angekommen wartet schon ein Guide auf uns, der uns im Eiltempo durch die Höhle führt und von Roleine angewiesen, möglichst viele Fotos von uns schießt. Auf dem Rückweg gibts noch eine Portion Chilieis und wir beschließen erneut zum Boulvard zu fahren um dort bei ein paar Dosen Bier und einem wirklich köstlichen Tofugericht den schönen Tag mit Roleine ausklingen zu lassen. Zurück im Lakandula Drive wartet Tita Lenlen schon darauf uns das Abendessen zu servieren. Alle nennen sie mittlerweile schon Mama Lenlen, weil sie sich so sehr um unser leibliches Wohl kümmert. So richtig wüssten wir auch nicht was wir ohne sie machen würden, denn es ist wahrlich eine große Herausforderung sich hier auf den Philippinen fleischlos zu ernähren. Es herrscht hier zu unserem Unmut eine ausgeprägte Fast Food Kultur. Eine Schnellfresse reiht sich an der anderen, doch die Filipinos lieben es, was sich mittlerweile auch an der Größe bzw. der Breite der Menschen hier zeigt. Und auch das traditionelle philippinische Essen ist sehr fleisch-  und reislastig, Gemüse gibt es zwar zu Genüge aber es spielt in der Esskultur eine eher untergeordnete Rolle. Eine besondere Delikatesse, die es hier überall zu kaufen gibt (und selbstverständlich nicht vegetarisch ist) nennt sich Balut. Das sind angebrütete Enteneier, die 3-5 Tage vor dem Schlüpftermin des Entleins gekocht verspeist werden. Die haben dann übrigens schon Federchen, Knochen, einen Schnabel und hohen Blutdruck bekommt man beim Verzehr gratis dazu. Zum Glück ohne Balut dafür mit meinem neuen Lieblingsessen Kongee (einer Art Reisporridge mit gerösteten Zwiebeln und Ingwer) geht es am nächsten Morgen noch einmal an den schwarzen Strand in Legazpi. Am Abend sind wir zum Abschied in das Lelis Haus eingeladen, Tinchen bäckt einen Kuchen und mit ein paar San Miguel lassen wir unsere Bombenzeit in Legazpi mit all unseren neuen Freunden gemütlich ausklingen. Auf dem Weg nach Hause treffen wir noch Denmarl und seine Freunde, die sich vor Bessies Haus mit Riesenflaschen Red Horse (6,9%) die Kante geben. Wir beschließen sie beim Verzehr zu unterstützen und uns bleiben am Ende nur noch wenige Stunden bis bis zum Aufstehen um unsere Reise nach Manila anzutreten. Deth bringt uns zum Busbahnhof und wir verabschieden uns mit dem Versprechen, uns bald wiederzusehen. Das Busticket war erstaunlich günstig, weshalb wir gespannt waren, was uns erwartet. Naja, das Wifi funktionierte nicht, die Sitze sind winzig und nach 14 Stunden Fahrt (für 465 km) hatten wir die schlimmsten Arschschmerzen unseres Lebens, waren aber glücklich die rasante Fahrt (man versucht hier auch gerne mal vor oder innerhalb einer Kurve zu überholen) überlebt zu haben. In Manila werden wir wieder von Brian und Lorelei erwartet und ins Hotel gekarrt. Für unseren letzten Tag in Manila stand ein Besuch im Freizeitpark an. Wir erreichen das "Enchanted Kingdom" kurz nach der Mittagszeit und werden von der sehr aufgeregten Lorelei direkt auf das fieseste Fahrgeschäft des gesamten Parks gezerrt. Ich schreie wie am Spieß und erstehe zum Schluß ein Foto unseres Höllenritts über welches wir uns auch jetzt noch köstlich amüsieren. Es werden so gut wie alle Fahrgeschäfte getestet; das mit Abstand lustigste waren kleine runde Boote mit integrierten Wasserkanonen, mit denen man sich gegenseitig, Takeshi's Castle-mäßig, einnässen konnte. Am Abend gibt es noch ein großes Feuerwerk, welches das letztes Highlight unserer fast perfekten (man erwähne erneut die Walhaie) Reise auf die Philippinen sein sollte. Wir werden tagsdrauf erneut von Lorelei und Brian abgeholt, zum Flughafen gekarrt und verabschiedet. Wir verplempern die letzten Peso für ein paar tröstende Dosen San Miguel bevor es in den Flieger nach Darwin geht. Ganz unten mal das Haus der Familie, unser Wasserloch und Fressstätte der letzten paar Tage. Btw.: Wir sind schon 4 Tage in Down Under, aber irgendwie dauert das Blogschreiben gerade so lange und die Netzverfügbarkeit ist zum Heulen. Es kann also noch ein bisschen dauern bis es neue Fotos gibt. Im Augenblick sind wir, falls es jemanden interessiert, in Newell Beach und morgen fahren wir weiter gen Norden ans Cape Tribulation, wo Captain Cook damals sein Schiff auf die Korallen gewummert hat.
 
 
 
 
 
 
   

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