
Nach einem wirklich tollen Abstecher
ins Outback machen wir uns wieder auf den Weg in die Zivilisation und
damit in die nächste Großstadt: Adelaide. Aus Erde werden
Sträucher, aus Sträuchern werden Bäume und nach wenigen Stunden
sieht man wieder Autos, Pferde und sonstige Indizien für Leben auf
und nahe dem Highway. Apropos Pferde. Um uns auf unseren langen
Fahrstrecken ein wenig zu unterhalten, haben wir das sogenannte
(P)ferdetourette eingeführt. Wer auch immer zuerst ein Pferd am
Wegesrand entdeckt, ist angehalten, so laut wie möglich „Färt“
zu brüllen. Das macht Spaß, man kann ausgiebig über die
erschreckten Zucker der Mitfahrer lachen und es hat bisher noch zu
keinem Unfall geführt. Wir erreichen Adelaide gegen Abend und
campieren auf einem Caravan Park mitten in der Stadt. Da wir noch ein
paar Einkäufe zu erledigen haben, starten wir einen Spaziergang
durch die sehr herbstlichen Wohnsiedlungen Adelaides, die mit klassisch viktorianischen Einfamilienhäusern aufwarten können. Uns fällt auf, dass
wir sehr lange keinen wirklichen Sport getrieben haben. In den
Rückweg zum Park werden also unzählige Kniebeuge (angekündigt
durch

lautes „Squat!“ Gebrülle und zur Erheiterung der
vorbeifahrenden Autoinsassen) in unseren schwer bepackten Gang
eingebaut. Nach unserer Rückkehr werden wir aus Stahl sein, das ist
sicher! Zurück im
Caravanpark wird das Abendessen wie so oft auf den fast überall
verfügbaren BBQs bereitet. Nach dem Frühstück beginnen wir unsere Sightseeingtour durch
Adelaide, wandern durch den Botanischen Garten, vorbei an der
Universität und kehren in das Migrantenmuseum ein. Dort erfahren wir
viel über die Besiedlung Australiens, ärgern uns über die „White
Australian“-Politik und den Umgang mit den Aboriginies (Stichwort
„Stolen Generation“) und lernen, wie es ein Mr. Stuart geschafft hat,
nach mehreren gefährlichen Expeditionen von der Süd- zur Nordküste Australiens vorzudringen. Beeindruckt von seinem Mut
schlagen wir uns weiter durch

die Stadt und erreichen bald den
Central Market. Dort lassen wir uns eine köstliche Familienplatte
beim Libanesen schmecken und fühlen uns kurz an die wunderbar schmackhaften Falafelsandwiches beim Al Safa in Neukölln erinnert. Wir schlendern
weiter, trennen uns in einem Park von Sophie, die sich die Herbstsonne auf
den Leib scheinen lässt und erkunden die Nordstadt von Adelaide.
Eigentlich sind wir nur auf der Suche nach einem Pub und finden kurze
Zeit später das Wellington "Hotel", in dem wir den letzten Blogeintrag
vollenden und uns einige Biere in den Hals stellen. Exi lernt auf dem Campingplatz noch unsere kleine, dicke, belgische Nachbarin kennen, die
schon fast ein

Jahr allein in der Weltgeschichte unterwegs ist und
ihm großzügig ein 8,5-prozentiges belgisches Bier (das gute Duvel!)
anbietet, was ihm den zweiten australischen Alkoholrausch beschert.
Der kommende Tag führt uns in die Adelaide Hills und nach Hahndorf,
einem von mehreren, von deutschen Auswanderern gegründeten, Dörfern
in den Hügeln vor der Stadt. Die Landschaft erinnert ein bisschen
ans Allgäu oder den Thüringer Wald und aufgrund des vielen Weinanbaus zeitweise auch an die
Rhein- und Moselgegend. In Hahndorf gibt es eine handvoll Bäckereien
(leider finden wir auch hier kein dunkles und festes im Steinofen
gebackenes Brot) und jede Menge Restaurants, in denen deutsche
Fleisch- und Wurstgerichte jeglicher Art, selbstverständlich nicht
ohne Sauerkraut

, gereicht werden. Aus ein paar Souveniershops ertönt
(wie es sich gehört) bayrische Volksmusik und es gibt
Weihnachtspyramiden und Holzspielzeug zu kaufen. Zeit das kleine Nest
wieder zu verlassen und zum nächsten Campingplatz zu düsen. Der
befindet sich südlich von Adelaide in Meningie, idyllisch gelegen am
Lake Albert. Wir beobachten Pelikane und anderes Viehzeug und
fürchten uns bei Einbruch der Dämmerung mächtig, denn es sollen
Giftschlangen auf dem Platz gesichtet worden sein. Sophie und ich
bewegen uns daraufhin nur noch begleitet von lautem Klatschen und
Trampeln fort und wir verlassen

Meningie am nächsten Morgen ohne Schlangenbisse in
Richtung Mount Gambier. Auf dem Weg halten wir in Carpenter Rocks,
einem kleinen Küstenörtchen, in dessen Nähe ein kostenlose
Zeltplatz mit Leuchtturm und Strand liegt, auf dem wir übernachten
wollen. Hier springt zum ersten Mal das Auto nicht mehr an. Nach
kurzer Verwirrung und einem zweiten Versuch schaffen wir es doch über
die holprige Dirtroad zum Zeltplatz am Leuchtturm. Da die Karre beim
Versuch umzuparken wieder nicht anspringt, entscheiden wir uns, schon
heute nach Mount Gambier zu fahren, um das Auto mal durchchecken zu
lassen. Einfacher gesagt als getan: unser Speed Master G macht
nämlich keinen Mucks mehr. Eine dreiviertel Stunde schieben und
zerren wir an dem Gefährt (natürlich haben wir an einer Erhöhung
geparkt) und nur unserer beeindruckenden Muskelkraft ist es zu
verdanken, dass wir das Fahrzeug so anschieben können, dass es noch
einmal zündet. Wir kommen jedoch nur bis Carpenter Rocks, denn auf
dem Weg dahin fällt nicht nur der Tacho und alle anderen Anzeigen
aus, sondern -gerade beim Einparken- auch noch die Servolenkung. Das
war's. Der Pannendienst wird angerufen und kurze Zeit später ist
George da, parkt

den Van auf und uns in seinem Truck und los geht’s
in die Werkstatt nach Mount Gambier. Diagnose: Lichtmaschine kaputt,
deshalb Batterie alle und Ersatzteil wahrscheinlich erst in 4 Tagen
vor Ort. Prima. Wir trösten uns im nahegelegenen Hotel mit ein paar
Bier und Cider, finden dort ein paar neue Freunde und torkeln zurück
zur Werkstatt auf deren Parkplatz wir die Nacht im Van verbringen
können. Nach dem Frühstück erfahren wir, dass in Mount Gambier
tatsächlich kein passendes Ersatzteil vorhanden ist (auch nicht in
der „nächst“gelegenen, 2 Stunden entfernten größeren „Stadt“),
weshalb wir uns auf den Weg ins örtliche Visitor Center machen, um
die Übernachtungs- und Bespaßungsmöglichkeiten für die nächsten
vier Tage auszuchecken.

Etwas unglücklich kehren wir zur Werkstatt
zurück, da die Übernachtungspreise auch hier in der Provinz weit
über unserem Budget liegen. Doch Simon (Chef der Werkstatt) erlöst
uns von allen Sorgen: freudestrahlend teilt er uns mit, dass sie ein
gebrauchtes Ersatzteil auftreiben konnten und wir quasi sofort
weiterfahren können. Mit bester Laune und ausgestattet mit kiloweise
Informationsmaterial für die Weiterfahrt entlang der Südküste
verlassen wir Mount Gambier in Richtung Portland, einem historischen
Städtchen (die älteste Stadt Victorias) an der Küste, von dem aus
wir nach Cape Nelson aufbrechen, auf Felsklippen entlang wandern, den
Leuchtturm bewundern und später weiter nach Cape Bridgewater fahren,
wo wir übernachten werden. Am Campingplatz

angekommen finden wir
keine Menschenseele dafür aber ein Telefon, was uns mit den
Besitzern des Areals unten im Ort verbindet. Wir werden von einem
jungen Mädchen und einer äußerst hübschen Katze (die uns den
ganzen Abend lang Gesellschaft leisten wird) eingewiesen und stellen
fest, dass wir den riesigen Platz ganz für uns haben. Es wird
gekocht, ich spaziere noch ein wenig entlang der malerischen Küste
und es werden die nächsten Tage unserer Reise geplant. Am nächsten
Morgen machen wir noch eine schöne kleine Wanderung entlang der
Küste, passieren den höchsten Küstenpunkt Victorias (113m) und
beobachten ein paar Robben, die sich aufgeregt im Wasser tummeln. Da ich Australien nicht

verlassen
möchte ohne einen Wal in freier Natur gesehen zu haben, geht es
weiter nach Port Fairy, wo zu dieser Zeit im Jahr eine gute Chance
besteht welche zu sichten. Wir umrunden die kleine Insel Griffith,
die Wale zeigen sich heute nicht, dafür sind jede Menge Vögel und
ein Wallaby zu beobachten. Weiter geht’s nach Warrnambool, auch
hier soll man wunderbar Wale beobachten können. Zunächst legen wir
uns aber im beheizten Indoorpool, besser gesagt, dem noch beheizteren
Spa (kleiner warmer Whirlpool) ab. Der kommende Tag bringt irisches
Wetter (Nieselregen, Sonne, Nieselregen, Sonne...) und gleich nach
dem Frühstück machen Exi und ich uns auf den Weg Wale zu suchen.
Nach einem schönen und einsamen Spaziergang auf dem Küstenwanderweg,
erreichen wir schließlich die etwas höher gelegene
Walbeobachtungsplattform, auf der schon einige gelangweilte
Jugendliche Position eingenommen haben. Ihren Gesichtern zufolge ist
noch kein Wal vorbeigekommen aber ich bin guter Dinge, dass es heute
endlich soweit ist. Wir warten, starren eine Stunde aufs Meer und
...NÜSCHT. Ich weine innerlich ein bisschen, lasse mir aber die gute
Laune

nicht verderben. Wir verlassen Warrnambool und fahren direkt
auf die Great Ocean Road. Wir nehmen dort jede Sehenswürdigkeit und
jeden Lookout mit und staunen ob der rauen Schönheit der steilen
Klippen und des tosenden Meeres. Im Winter herrscht hier gähnende
Leere, nur einige wenige Touris verirren sich um diese Jahreszeit auf
dieses schöne Fleckchen Erde. Denken wir, bis wir die 12 Apostel,
die Hauptattraktion der berühmtesten Küstenstraße der Welt,
erreichen. Hier tummeln sich hunderte Menschen, hauptsächlich
Japaner und Chinesen, die aus Melbourne angekarrt werden und vor
allem mit Posen und Fotografieren beschäftigt sind. Wir finden, dass
die 12 Apostel zwar schön sind aber nicht mit dem davor Bestaunten

mithalten können. Wir übernachten in einem Caravan Park an der
Apollo Bay und machen uns Tags drauf auf den Weg den übrigen Teil
der Great Ocean Road zu befahren. Diese schlängelt sich nun direkt
am Meer entlang und gewährt tolle Ausblicke auf die Küste.
Herrlich. Ich drehe wenig später fast durch vor Freude, denn ich
habe während der Fahrt zwei in Bäumen sitzende Koalas entdeckt (die
ersten in freier Wildbahn). Dadurch motiviert halten wir bei der
nächsten Gelegenheit um in den Eukalyptuswäldern Ausschau nach
weiteren der Baumbewohner zu halten. Wir sind heute Glückspilze und
finden zwei dieser niedlichen Tierchen in den Ästen hängen. Unsere
nächste Station ist Torquay, die Surfhauptstadt Australiens. Das
erkennt

man daran, dass es hier unzählige Surfläden und ein
Surfmuseum gibt, welches ich natürlich, wenn schon keine Zeit fürs
surfen (üben) ist, postwendend besuche. Durch Melbourne fahren wir
am selben Tag noch nach Phillip Island, einer kleinen Insel südlich
der Millionenstadt, die über eine Brücke vom Festland aus zu
erreichen ist. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die
südwestliche Spitze des Eilandes, denn wir wollen uns die Pinguin
Parade anschauen, die daraus besteht, Pinguine dabei zu begaffen, wie
sie aus dem Meer hüpfen und in ihre Nester schlüpfen. Was wir nicht
wissen ist, dass auch diese Attraktion äußerst beliebt ist und man
das Naturschauspiel wie im Fußballstadion mit tausenden anderer
Menschen

teilen muss und zusätzlich ordentlich zur Kasse gebeten
wird. Wir entscheiden uns gegen die Pinguine, wollen aber am
kommenden Tag das Koala Conservation Center auf Philipp Island
besuchen. Hier leben die Tiere quasi in freier Wildbahn und man wird
über verschiedene Wege durch die Eukalyptusbäume geführt. Da wir
mittlerweile Vollprofis im „wildlifespotting“ sind, finden wir
ganze 13 Koalas in den Bäumen und fahren höchst zufrieden nach Cape
Woolamai, der südöstlichen Spitze von Philipp Island. Nach kurzer
Wanderung und unzähligen Fotopanoramas (Exis liebstem Zeitvertreib)
sitzen wir wenig später wieder im Van. Unser Ziel ist Wilsons
Promontory, ein äußerst beliebter Nationalpark an der südlichen
Spitze des australischen Festlandes. Es gibt innerhalb des Parks nur
einen Zeltplatz (allerdings mit knapp 500 Stellplätzen), der in der
Sommerzeit so beliebt ist, dass die Plätze per Losverfahren vergeben
werden und es keine Seltenheit ist, seine Ferien festivalmäßig mit
3000-4000 anderen Touristen zu verbringen. Der Campingplatz ist
herrlich gelegen zwischen hohen Bergen, dem Tidal River und Norman
Beach, einem langen Sandstrand zu dem wir kurz vor

Sonnenuntergang
aufbrechen. Die Tierwelt im Nationalpark ist atemberaubend. Neben
unzähligen Vogelarten (Kookaburra, Papagei und Co.) wimmelt es im
Park nur so von grasenden Wombats, die offensichtlich keine Scheu
vorm Menschen haben und sich manchmal sogar streicheln lassen.
Besonders Sophie haben es diese braunen Fellwürste angetan und
werden zum heimlichen Australien Highlight. Wilsons Prom hat neben
der artenreichen Tierwelt auch hunderte Wanderstrecken zu bieten.
Perfekte Voraussetzungen für uns Sportskanonen. Neben der Besteigung
von Mount Bishop und Mount Oberon mit herrlichen Aussichten auf den
südlichsten Zipfel Australiens, schlagen wir uns durch Regenwälder
und raue

Küstenlandschaften, sehen zig Emus und Kängurus während
eines „Wildlifewalks“ und bestaunen während unserer letzten
Wanderung ein besonderes Highlight: mitten in der grünsten Natur tut
sich plötzlich eine riesige Sandwüste auf. Harrlich!!! Doch nun
genug Natur und auf in den Großstadtschungel! Amy, Alli und Kelly
warten schon in Melbourne auf unseren Besuch.
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