Donnerstag, 22. August 2013

Wälder, Craftbeer, Meeressäuger


Nach dem wohlverdienten Gammel- und Organisiertag im Norden Kaliforniens machen wir uns auf den Weg nach Oregon und steuern, nach beiläufigem Hinweis eines Pärchens aus Colorado, Port Orford an, denn hier soll man Wale beoachten können. Auch auf den hiesigen Informationstafeln wird nur nebenbei erwähnt, dass hier eine Gruppe Grauwale resident ist und man sie vom Ufer betrachten könne. Nach vielen Versuchen Wale zu sehen, also jetzt der nächste. Wir krauchen durch die Ufervegetation, treffen ein älteres Oregoner Pärchen, dass hier vergeblich Ausschau hält und ... brüllen innerlich begeistert: "Na da, Junge!" Ein Grauwal bläst und zieht hungrig seine Kreise im Kelpwald. Endlich! Das locker 15 Meter lange Tier taucht immer mal wieder auf und zeigt seinen massigen Rücken. Tinchen ist ganz aus dem Häuschen und auch die auf den Felsen liegenden Robben tragen zum Naturgefühl bei. Allerdings ist nach einer halben Stunde Schluß mit der Show und der/die Wale machen Mittagsschlaf oder haben es satt begafft zu werden. Also machen wir uns auch vom Acker und fahren weiter Richtung Oregon Sand Dunes. Nach dem Knispen des patriotischsten Autos der USA, checken wir in einem der vielen anliegenden Campingplätze ein und ärgern uns ein wenig, denn erst später entdecken wir, dass man inmitten der Sanddünen auch viel günstiger, allerdings ohne Duschen, Klo und WLAN, hätte übernachten können. Wir schauen uns die Sandberge an, sind nicht besonders begeistert, hatten wir doch in Australien (Wilson's Prom) viel beeindruckendere Wüstenlandschaften gesehen und machen uns nach einem kurzen Spaziergang um den Blue Lake wieder zurück auf dem Zeltplatz. Der anfängliche Ärger ist sehr schnell verflogen, denn neben uns parkt ein kanadisches Pärchen (alles voller Pärchen heute), die gerade aus San Francisco angereist sind. Wir verbringen einen sehr netten Abend mit den beiden, verdrücken das ein oder andere Bier und tauschen Reisegeschichten aus. Ashley und Tyler haben für ihren 19-tägigen USA und Kanada Roadtrip (12000 Kilometer!) ihre Jobs gekündigt und fahren am Tag um die 10 Stunden, was unser Fahrpensum ziemlich lächerlich erscheinen lässt. Der Morgen beginnt müde und mit dem Aufbruch Richtung Bend, einer der Craftbeer-Haupstädte Oregons (und der ganzen Staaten). Ich hab ja beim letzten Besuch hier schon geschwärmt, aber es ist wirklich schön, nicht nur Budweiser und Coors (am besten noch Light!) zur Auswahl zu haben. Auch die Wholefoods Märkte sind immer einen Besuch (wenn man auf Hippy- und Ökolebensmittel steht, wie wir) wert. Oft steht man lange vor der riesigen Bierauswahl und überlegt, welcher Brauerei aus welchem Staat man nun seinen Durst anvertraut. Es gibt leider wenig Pilsner, aber die vielen, kleinen Ales, Pale Ales, Indian Pale Ales (ob aus Weizen oder Gerste), Stouts und Porters sind nie von schlechten Eltern. Im Laufe des Vormittages passieren wir Eugene (Band of Brothers) und sind am frühen Nachmittag in der Mitte Oregons. Wir haben einen gucken lassen und in weiser Voraussicht auf den geplanten Brauereibesuch ein Motel gebucht. Worüber ich jetzt dankbar bin, denn statt in die Deschutes Brewery geht es Dank des gestrigen, ausgelassenen Abends heute nur schnell rüber zum Vietnamesen, Pho essen und dann (fast) direkt ins Bett. Ausfälle bestätigen die Regel. Naja, das gute Bier gibt es ja auch im Supermarkt. Genau dahin geht es morgens. Gordon, der im Safeway Bier und Käse einräumt quatscht eine Weile mit uns, begeistert mit Wissen über diverse Gebräue, macht uns neidisch, denn das Bierfest is wohl in town, und, schwupps, sind wir wieder on se road. Wir halten kurz am John Day Fossil Monument, schaffen es aber wegen der drückenden Hitze kaum aus dem Auto und noch viel weniger auf den nächsten Trail, also düsen wir nur schnell rüber zur Aussicht, machen Bildchen vom (hier) fast wüstenähnlichen Oregon und fahren weiter gen Nordosten. Wir halten heute im Dale-Ukiah Scenic Corridor und schlafen seit längerem mal wieder im Nationalpark. Das ist saugünstig (8 Glocken), ruhig und ziemlich entspannend. Wir gewöhnen uns, trotz fehlernder Isomatten oder Luftmatratzen immer mehr ans Zelten, glaube ich. Am nächsten Tag halten wir kurz in La Grande (nein, nicht französisch ausgesprochen ;) ) und danach in Joseph. Joseph ist ganz niedlich, irgendwo gibt es Wifi und nach Tee und Espresso sitzen wir wieder im Auto, denn der Hells Canyon ruft. Nach weiteren, knapp 1,5 Stunden Fahrt über Hügel und durch tiefen Wald sind wir da und bewundern und fotografieren den tieferen Bruder des Grand Canyon und rufen "Kartoffel" rüber nach Idaho, haha. Danach müssen wir nur noch kurz den Berg herunterrollen, bis wir auf dem Zeltplatz sind und da der Host kein Wechselgeld hat, wird diese Nacht in der State Recreation Area noch günstiger als die letzte. Aufgrund der extremen Trockenheit machen wir nur ein kleines Feuer (das ist wichtig, denn Oregon ist Cougarland!), warten vergebens auf die fiesen Großkatzen (und einen Kampf auf Leben und Tod, wie die Broschüre warnt) und schlafen, wie immer, vor 10 ein. Der nächste Tag bringt die bisher größte Tour der Reise (fast 600 km) mit sich, denn von der Grenze zu Idaho fahren wir wieder weit in den Westen zum Mount Hood. Tine fährt tapfer fast 8 Stunden (nix Autobahn), wir umrunden den höchsten Berg Oregons halb und finden einen sehr, sehr schönen Zeltplatz auf fast 2000 Meter, knapp unterhalb der Timberline Lodge, wo auch jetzt im Sommer noch Ski gefahren wird. Also schnell das Zelt aufgeschlagen, (ein klitzekleines) Feuerchen (man muss ja zwischen Berglöwen und Waldbrand abwägen) gemacht und, husch, ins Zelt. Nach dem Aufstehen ziehen wir fix auf einen sonnenbeschienenen Platz um, frühstücken und fahren dann nochmal schnell die Straße rauf zum Berg, denn wir sind im Gegensatz zu Australien und Neuseeland richtig faul geworden, was Wanderungen angeht. Also alibimäßig ein Mal auf den Pacific Crest Trail gesprungen, eine Stunde gelaufen und nach dem Beobachten der Skifahrer zurück zum Wagen. Wir müssen heute nicht weit fahren, denn die nächste geplante Station ist Portland und so tanken wir nur an der billigsten Tanke des Staates (erzählt uns Randy, der hier die Karren befüllt, ganze 3,48$ pro Gallone!) und in Hood River zum Kaffeetrinken, bevor wir für 2 Tage Halt auf dem KOA in Cascade Locks machen, Wäsche und uns mal richtig waschen und viel über die riesigen "Wohnmobile" einiger Amerikaner und Kanadier lachen und staunen. Die sind teilweise größer, als unsere Bude in Berlin, haben Duschen, Klos und Sat-Schüsseln. Jetzt schreibe ich hier die letzten Worte im Ascheregen des nahen Blackburn Buschfeuers in The Dalles und hoffe, dass die heroischen Berichte über die amerikanischen Feuerwehrleute nicht erlogen sind. Morgen geht es dann in die größte Stadt Oregons, wo wir, Dank Noras (Dankeschön!!! ;) ) Freund Jeremiah günstig unterkommen. Let's keep Portland weird!


 
 
  
 
 
 
 
 
 

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